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Pfarrer Hans-Werner Schmidt in den Ruhestand verabschiedet
15.12.2015
In einem Festgottesdienst mit anschließendem Empfang wurde am vergangenen Sonntagnachmittag (13. Dezember 2016) Pfarrer Hans-Werner Schmidt in der Ev. Kirche Oberholzklau von den Kirchengemeinden Oberholzklau und Oberfischbach verabschiedet und durch Superintendent Peter-Thomas Stuberg von seinen Amtspflichten entbunden.
Über 30 Jahre lang war Hans-Werner Schmidt Gemeindepfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Oberholzklau. Die letzten 10 Jahre davon mit einer halben Stelle und zudem mit einer halben Stelle Pfarrer in der Kirchengemeinde Oberfischbach. Eine pfarramtliche Verbindung nennt man diese besondere Pfarrstellenkonstruktion.
Am Sonntag galt es, Abschied zu nehmen. Das Gotteshaus konnte die vielen Menschen kaum fassen. Allenthalben war zwar viel Wehmut aber auch Fröhlichkeit zu spüren.
Am Schluss kommt das Wichtigste, so Hans-Werner Schmidt in seiner letzten Predigt als Gemeindepfarrer. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit (Hebräer 13, 8), lautete der Predigttext, auf den sich der scheidende Pfarrer bezog. Zum Schluss komme ihm nicht nur das Gute und aus seiner Sicht Gelungene in den Sinn, sondern auch dass, was weniger gut gelaufen sei. Schmidt: „Wo wir aneinander schuldig geworden sind, da bitte ich um Verzeihung. Meine größte Sorge ist, dass ich es den Konfirmanden durch meine Art zu Glauben und den Glauben zu vermitteln schwergemacht habe, Glauben zu lernen, oder es vielleicht sogar verhindert habe.“ Auf die Kirchengemeinde kämen Veränderungen zu. Kirche sei womöglich in absehbarer Zeit nicht mehr Volkskirche im bisherigen Sinne. Dennoch verändere sich der Grund des Dienstes, des Tuns und des Lassens nicht. Jesus Christus sei derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Der Pfarrer wünschte sich für die Zukunft ein festes Herz und den Gemeindegliedern, dass sie ihr Leben von Jesus Christus gestalten ließen.
Am liebsten würde Hans-Werner Schmidt sich ja geräuschlos und unspektakulär verabschieden, so Superintendent Peter-Thomas Stuberg über den scheidenden Gemeindepfarrer. „Macht kein Gedäh“, so dessen dringender Wunsch, der so typisch für ihn sei und seine Bescheidenheit. Eine Lobrede sei ihm unangenehm. „Den kommenden Herrn,“ so Stuberg in Anspielung auf den Wochenspruch aus Jesaja 40, 3.10, „findet er wichtiger, als sein eigenes Gehen aus dem aktiven Dienst.“ Wir seien nur unnütze Knechte, habe Schmidt kürzlich in einer Sitzung mahnend erinnert, als es für ihn um allzu viel Wertschätzung und Bedeutung gehen sollte. Pfarrer Schmidt zeichne eine redlich-gründliche Predigtarbeit aus und ein total modernes technikaffines Auftreten im digitalen Raum. Dem Ortsteil Alchen hat er zu einem neuen Gemeindezentrum verholfen, ohne die altehrwürdige Kirche Oberholzklau aus dem Blick zu verlieren. Stuberg: „Wir haben von deiner Stetigkeit, deiner Verlässlichkeit, deiner Detailkenntnis fachlich profitiert und sind von dir menschlich beschenkt. Der Superintendent erklärte den Dreischritt Schmidt'scher Sitzungsbeteiligung: Eine ruhige Hand, unaufgeregte treffende Analyse und praktizierbare Lösungen, oft eingeleitet mit: Also Leute, nochmal ...“. Obwohl Kirchenkreis und Kirchengemeinde Schmidt den Ruhestand von Herzen gönnen, so Stuberg, sei die Freude darüber deutlich verhalten.
Mit Gebet, Handauflegen und Segensworten verabschiedeten Superintendent Stuberg, Mitglieder der Presbyterien Oberholzklau und Oberfischbach sowie Pfarrkollegen Pfarrer Hans-Werner Schmidt aus dem aktiven Dienst.
Eigentlich wollte der scheidende Gemeindepfarrer gar kein Pfarrer werden. Medizin wollte er nach dem Abitur am Löhrtorgymnasium studieren. Seine Mitarbeit im CVJM, seine Konfirmandenarbeit in der Kirchengemeinde und auch sein Zivildienst im Jung-Stilling-Krankenhaus mit einer Ausbildung zum Krankenpflegehelfer brachten in zu anderen Überlegungen. Schmidt studierte Theologie in Marburg, Göttingen und Erlangen.
Sein Vikariat erlebte er in der Kirchengemeinde Niederdresselndorf bei Pfarrer Günther Albrecht. Dort tauchten plötzlich Presbyter aus Oberholzklau auf, so erzählte es Schmidt, um sich den neuen Vikar einmal anzuhören. Dies führte 1985 zum Probedienst in der Kirchengemeinde Oberholzklau und zwei Jahre später, nach seiner Ordination am 16. Februar 1986, zur Wahl zum Pfarrer des zweiten Bezirkes der Kirchengemeinde Oberholzklau. Ab 2006 war er in der Kirchengemeinde nur noch mit einer halben Stelle tätig. Die andere Hälfte beanspruchte die Kirchengemeinde Oberfischbach. Beide Kirchengemeinden hatten infolge des Rückgangs der Gemeindegliederzahlen keinen Anspruch mehr auf jeweils zwei ganze Pfarrstellen. Für Schmidt bedeutet dies beispielsweise, Mitglied in zwei Presbyterien zu sein und zwei Kirchengemeinden im Blick zu haben.
Der berufliche Blick von Hans-Werner Schmidt beschränkte sich aber nie nur auf die Ebene der Kirchengemeinde. Am 10. Juni 1998 wählte ihn die Kreissynode Siegen zum Scriba des Kirchenkreises. Er gehörte damit zum Kreissynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises. Sieben Jahre später wurde er zum Synodalassessor, also zum stellvertretenden Superintendenten gewählt. Als Superintendentin Annette Kurschus zur Präses der Landeskirche gewählt wurde, hatte Schmidt über etliche Monate die Vakanzvertretung inne. Zur Wahl als Superintendent stellte er sich nicht zur Verfügung. Schmidt war viele Jahre lang Landessynodaler und hat auch Verantwortung in der hiesigen Diakonie übernommen.
Nach dem Gottesdienst hatte die Kirchengemeinde Oberholzklau zum Empfang in die Ev. Kirche Alchen geladen. Viele Grußworte verbunden mit Liedvorträgen und etlichen Geschenken machten deutlich, wie sehr Pfarrer Schmidt und seine Familie in seinen Gemeinden beliebt und wertgeschätzt ist. Deutlich wurde allerdings auch, wie sich seine Ehefrau Beate in die Gemeindearbeit eingebracht hat. Sie geht mit in den Ruhestand.
Seiner Familie, zu der nicht nur seine Ehefrau und Tochter Rebecca gehören, sondern über viele Jahre auch die Pflegekinder Patrick und Chris, konnte der Pfarrer nicht immer gerecht werden. Die vielen wöchentlichen Abendtermine führten ihn regelmäßig außer Haus. Das soll sich künftig deutlich ändern.
So ganz lässt Schmidt sein Dienst aber noch nicht los. Die Konfirmanden in Oberfischbach wird er noch bis zur Konfirmation begleiten und da der neue Pfarrer in Oberfischbach seinen Dienst erst Mitte des nächsten Jahres antritt, wird er die eine oder andere Vakanzvertretung noch selbst übernehmen.
kp
Text zum Bild (Foto Karlfried Petri)
Die Ev. Kirchengemeinden Oberholzklau und Oberfischbach müssen ihren beliebten Pfarrer loslassen. Mitglieder beider Presbyterien wirkten bei der Entpflichtung mit.
Im Bild erste Reihe von links: Superintendent Peter-Thomas Stuberg, Ehefrau Beate Schmidt, Tochter Pfrn. Rebecca Schmidt, Hans-Werner Schmidt und Pfarrer Oliver Günther, Kirchengemeinde Oberholzklau.