Leben. Lernen. Weitergehen...

Der Blog der Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Siegen

Wenn dich jemand fragt… Was ist Ostern?

17.4.2025

von Marie Astrid Weiß

 

Ein Fest im Frühling – oder etwa mehr? Das wichtigste christliche Fest ist doch Weihnachten! Ein Fest voller Vorfreude, da berühren sich Himmel und Erde, da fange ich schon im September an zu planen, wem ich wie eine Freude machen könnte…

 

Als Kindergottesdienstkind in Kassel war ich völlig überrascht, als unser Helfer behauptete: „Ostern ist das wichtigste christliche Fest.“ Lange habe ich gedacht: “Das sagt auch nur der, das Leben sagt etwas anderes. Weihnachten mit Weihnachtsbaum und Licht in der Dunkelheit ist doch viel wichtiger.“ 

 

Nun, nach vielen schönen Weihnachtszeiten, sind mir viele liebe Menschen gestorben, denen ich so gerne noch etwas schenken würde. Ich zünde alleine Kerzen an, stelle  höchstens eine Osterkerze aufs Grab…

 

Und nun lese ich diese unglaublichen Geschichten, dass Jesus auferstanden ist! Am Kreuz elendiglich gestorben – und von Gott wieder ins Leben gerufen! Auferstehung! Kaum zu glauben!

 

Gott will nicht den Tod. Gott will das Leben.

 

Kaum zu glauben! In der Bibel wird erzählt, dass die Menschen das damals auch erstmal nicht glauben konnten, sich sogar fürchteten (Mk 16, 8). Und sogar, als er ihnen direkt begegnete, ihn eher für einen Friedhofsgärtner hielten (Joh 20,11-18). Wie kam es, dass Menschen dann irgendwann doch glaubten? Glaubten, dass Gott sie liebt und dass sie Leben in Fülle haben sollen? Weil Jesus auf sie zuging, sie direkt ansprach, so wie später seine Jünger und seit 2000 Jahren alle die, die diese Liebe erfahren haben und weitergeben…

 

2011, kurz vor seinem Tod, rief mein Mann (Pfarrer i.R.) bei seiner letzten Beerdigung den trauernden Eltern und der ganzen Gemeinde am Grab zu: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1 Kor 15, 54-55).  Kaum zu glauben diese klare Hoffnung! Kaum zu verstehen, warum gerade diese Sätze mir immer wieder einfallen, wenn ich über den Friedhof gehe. Und sie trösten mich. Hier, wo Leben dann ganz in Gottes Hand zurückgegeben wird, wo Tränen über Tränen die Erde befeuchten, tröstet dieses Wort vom besiegten Tod. Da erinnern die aufblühenden Osterglocken an Jesu Wort: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Joh 14,19).

 

Seit Ostern ist mir klar: Gott will Leben! Und er will, dass auch ich getrost lebe, im Vertrauen auf ihn. Lebe – und alles, was mir noch an kleinen oder großen Freuden geschenkt wird, dankbar annehme und genieße. 

 

So lasse ich mich mit hineinnehmen in die Passionszeit, in der wir an das Leiden Jesu und seinen Tod denken, aber lasse mich auch hinausführen in den Osterjubel: „Christus ist auferstanden!“ Ich antworte: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Und ich vertraue unserem Gott, der Leben will, bei dem kein Leben verloren geht. Das ist für mich Ostern. 

 

© @privat

Marie Astrid Weiß, ehemalige Pfarrfrau und Lehrerin, ist auch im Ruhestand vielfältig engagiert in ihrer Kirchengemeinde (u.a. in der Frauen- und Seniorenarbeit). Sie liebt ihre Familie, ihren Garten und die Musik.

 

Dieser Artikel erschien zuerst im Gemeindebrief der Ev.-Ref. Emmaus-Kirchengemeinde Siegen. Vielen Dank der Autorin und dem Redaktionsteam für die Erlaubnis, ihn hier auch zu veröffentlichen.

zurück zur Übersicht

get connected