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Musikalisches Fest für den Höchsten

23.12.2025

Mit einer Messe von Charpentier und zwei Teilen aus Händels "The Messiah" begeisterte die Kantorei Siegen unter Leitung von Ute Debus am vierten Adventssonntag in der Nikolaikirche.
© Claudia Irle-Utsch
Mit einer Messe von Charpentier und zwei Teilen aus Händels "The Messiah" begeisterte die Kantorei Siegen unter Leitung von Ute Debus am vierten Adventssonntag in der Nikolaikirche.

Mitten hinein ins Zentrum des weihnachtlichen Geschehens führte die Kantorei Siegen am vierten Adventssonntag in der Nikolaikirche mit ihrem großen Weihnachtskonzert. „Messias und Messe zum Fest“ lautete der Titel des Programms, das mit Musik von Marc-Antoine Charpentier und Georg Friedrich Händel in der nahezu vollbesetzten Kirche nachhaltig beeindruckte. Dabei bescherte die Kantorei unter der aufmerksam-klugen Leitung von KMD Ute Debus ihr Publikum mit wunderschönen Klängen und machte sich selbst zugleich auch ein Geschenk. Zum einen gestalteten die eingeladenen Solistinnen und Solisten – Anna Herbst (Sopran), Susanne Kelling (Alt), Maximilian Fieth (Tenor) und George Clark (Bass) – ihre Partien derart berührend, dass es einfach eine Freude war, mit ihnen diese musikalischen Weihnachtswege zu beschreiten. Zum anderen ermöglichte der Ausnahmechor ein konzertantes Erlebnis, das für Ausführende und Zuhörende gemeinschaftsstiftend war. Mit der Kantorei Siegen musizierten neben dem solistischen Quartett und der Siegener Sopranistin Nina Junk (bei Charpentier) die Camerata Instrumentale Siegen mit Konzertmeisterin Annette Pankratz und Matthias Fischer am Orgelpositiv. Allesamt durften sie sich am Ende des gut zweistündigen Konzerts über den anhaltenden, dankbaren Applaus ihres Publikums freuen.

KMD Ute Debus (l.) beim Schlussapplaus mit dem großartigen solistischen Gesangsensemble (v.l.): Anna Herbst, Susanne Kelling, Maximilian Fieth, George Clark und Nina Junk
© Claudia Irle-Utsch
KMD Ute Debus (l.) beim Schlussapplaus mit dem großartigen solistischen Gesangsensemble (v.l.): Anna Herbst, Susanne Kelling, Maximilian Fieth, George Clark und Nina Junk

Zunächst entführte die Kantorei in die Zeit des französischen Absolutismus. Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) setzt mit seinen geistlichen Werken (berühmt ist sein „Te Deum“) gewissermaßen einen inhaltlichen Gegenpol zum Anspruch des „Sonnenkönig“ genannten Ludwig XIV. – rühmt er doch mit seiner Musik einen ganz anderen Herrn: den Gott in der Höhe, den allmächtigen Vater und seinen Sohn. Das jedenfalls unterstreicht Charpentiers „Messe de minuit pour Noël“, 1694 als Mitternachtsmesse für die Jesuitenkirche Saint-Louis in Paris komponiert, deutlich. Dieses Werk, strahlend in seiner instrumentalen Vielfalt und Pracht, ist ein starkes Bekenntnis des christlichen Glaubens – nicht weltentrückt, sondern nah bei den Menschen, denen Gottes Frieden verheißen ist.

Das wird deutlich in der Siegener Aufführung, die von Beginn an mit einem tänzerischen Schwung für sich einnimmt. Die Verve der instrumental prächtigen Einleitung nimmt die Kantorei auf und führt sie fort. Das Eine greift stimmig ins Andere, diese Messe wirkt wie aus einem Guss. Mitten darin: die Beschreibung des Weihnachtswunders. Gott wird Mensch, und dieses Geheimnis klingt und klingt nach. Wie ein Wiegenlied wirkt das abschließende „Agnus Dei“; die Hoffnung, dass das „Lamm Gottes“ auch heute Frieden bringen möge, soll tragen.

Charpentiers Messe war ein feiner Auftakt zu Händels „Messias“. Bei der Camerata Instrumentale Siegen wechselte nun in Teilen die Besetzung. Die Flötisten Jürgen Scholl und Torsten Greis, die mit zur klanglichen Farbgebung des barocken Werks aus Frankreich beigetragen hatten, verabschiedeten sich; für „The Messiah“ brauchte es unbedingt auch Pauke und Trompete.

Die Kantorei konzentrierte sich in ihrem Weihnachtskonzert auf den ersten und den dritten Teil der von Georg Friedrich Händel (1685-1759) als Oratorium erzählten Jesus-Geschichte. Sie lässt das Heilsgeschehen leuchten in Texten aus dem Alten und dem Neuen Testament, führt von der Verheißung zur Erfüllung, vom Warten, Hoffen und Harren zu einem, tatsächlich persönlichen, Dank.

© Claudia Irle-Utsch

Großartig wie mit Orchester, Chor, Solistinnen und Solisten die guten alten Worte gegenwärtig wurden. Da war das von Maximilian Fieth so berührend gestaltete Accompagnato „Comfort ye“, da waren die bewegenden Bass-Partien wie das „For behold, darkness ...“, in dem George Clark sein stimmliches Volumen ausspielen konnte, da war das wunderschöne Duett vom guten Hirten mit Susanne Kelling und Anna Herbst. Als Glanzlicht unter den dynamischen Chorpassagen muss das federleichte „For unto us a Child is born“ genannt werden – „The Messiah“ funkelte in majestätischem Glanz. Unbedingt ein Ausrufezeichen verdient Camerata-Trompeter Giselher Pankratz, der den Sieg des Lebens über den Tod so eindrucksvoll intonierte. So kann und konnte Weihnachten werden!

Claudia Irle-Utsch

 

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