News

Die Ordination: Sie ist für Pfarrerinnen und Pfarrer ein besonderer Schritt im Leben. Jetzt freute sich Carmen Jäger, dass sie offiziell zu ihrem Dienst in der evangelischen Kirche berufen wurde und damit auch zu der Verkündigung des Evangeliums, der Verwaltung der Sakramente und zur Seelsorge – eine Verpflichtung auf Lebenszeit. Mit einem Gottesdienst feierte die Evangelische Kirchengemeinde Banfetal in der Kirche in Fischelbach diesen bedeutenden Moment. Bevor sie für ihren Probedienst ins Banfetal kam, war sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Raumland tätig und absolvierte dort ihr Vikariat.

Kerstin Grünert, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein, ordinierte die gebürtige Gelsenkirchenerin gemeinsam mit den Assistierenden Pfarrerin Berit Nolting und Pfarrer Ralph van Doorn. Sie sprachen Carmen Jäger Bibelverse zu und segneten sie, auch Mitglieder des Presbyteriums sprachen ihr stärkende Worte zu und gaben ihr Gottes Segen mit auf den zukünftigen Weg. Mit einem lauten „Ja, mit Gottes Hilfe“, bekräftigte Jäger ihre Berufung und auch die Gemeinde sagte zu, sie bei ihrem Dienst zu stärken und zu unterstützen. 

Dass Carmen Jäger nicht immer nur den konventionellen Weg geht und gerne auch einmal an der ein oder anderen Stelle ein bisschen „nachjustiere“, wie es Grünert formulierte, wurde auch im Gottesdienst deutlich. Ist es doch eher unüblich, dass eine Pfarrperson im Talar im Altarraum steht und für ein gemeinsames Lied mit der Gemeinde die Bewegung vormacht. „Einfach spitze, dass du da bist“ sorgte für Stimmung in dem altehrwürdigen Gotteshaus. Auch einen starken Bibelvers hatte sich Carmen Jäger für ihren besonderen Tag ausgesucht. Gott sagt in Jeremia 23,29: „Mein Wort brennt wie Feuer. Es ist wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt.“ Kerstin Grünert sagte in ihrer Ansprache zur Ordination, dass es „nicht ohne“ sei in diesen Zeiten im Pfarrdienst zu sein. Ein Feuer zu entzünden oder den Hammer zu schwingen, um das Wort Gottes zu verkünden, sei da durchaus möglich. Die Superintendentin nutzte aber auch ein anderes Bild für Carmen Jäger und bezog sich dabei auf ein Zitat der von den Nationalsozialisten ermordeten Philosophin und Frauenrechtlerin Edith Stein: „Ihr sollt sein wie ein Fenster, durch das Gottes Güte in die Welt hineinleuchten kann.“ Grünert sagte zu Jäger: „Du bist wie ein Fenster.  Durch dich, durch deine Scheibe leuchtet die Güte Gottes und du ziehst andere mit Begeisterung mit.“ Die leitende Theologin sprach davon, dass die junge Pfarrerin Menschen mobilisiere, sie erreiche und ihnen auf besondere Weise begegne. Für ihre Arbeit werde sie wertgeschätzt. „Du leuchtest mit dem, was Gott dir gegeben hat“, so die Superintendentin abschließend.  

Provokant stellte Carmen Jäger zu Beginn ihrer Predigt die Frage: „Ist es nicht behämmert an Gott zu glauben? Über den Glauben öffentlich zu sprechen?“ Und sei es nicht verrückt, dass auch noch zu einem Beruf zu machen. „Ja, ist es“, sagte die frisch ordinierte Pfarrerin: „und deshalb gefällt es mir.“ Sie ging auch auf den Vers aus Jeremia 29 ein. Er sei vielleicht brutal, aber etwas zu zerschlagen, könne auch ein kreativer Prozess sein. Wenn die Bibel „zerlegt“ werde, zeige sich ihre Vielfalt. Im Predigttext wird von falschen Propheten geschrieben. Jäger erklärte, sie seien daran zu erkennen, dass sie bestechlich seien, anderen die Schuld gäben und „dummes Zeug“ erzählten. Einen Ausweg aus Lügen sei nur mit dem Festhalten an Gott möglich. „Wir brauchen einen festen Glauben und Krisenbewältigungsstrategien“, betonte Jäger am Ende ihrer Predigt. Von Zeit zu Zeit dürfe man auch etwas behämmert sein oder etwas zerschlagen und sich dabei von Gott und seinem Wort leiten lassen. Den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes bildeten Musikstücke mit Piano und Oboe und natürlich der gemeinsame Gemeindegesang mit Liedern, die Carmen Jäger ausgewählt hatte. Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst wurde im benachbarten Gemeindehaus weiter gefeiert.  

 

Sarah Panthel