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Mit Vorurteilen gegenüber älteren Menschen aufräumen: Chancen und Vorteile des Älterwerdens

13.9.2025

Die Psychologie des Älterwerdens - ein Vortrag mit Dipl.-Psychologin Simone Weiß.
© Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein
Die Psychologie des Älterwerdens - ein Vortrag mit Dipl.-Psychologin Simone Weiß.

Alte Menschen sind immer krank, einsam und schlecht gelaunt – diese und andere Stereotype und Vorurteile bestehen gegenüber älteren Menschen. Dass ein höheres Alter aber nicht nur Vorurteile, sondern auch wirkliche Vorteile und Chancen mit sich bringt, das konnte jetzt Dipl.-Psychologin Simone Weiß in der Nikolaikirche in Siegen berichten. Im Rahmen der von der EFL-Stiftung organisierten Ausstellung „Was bleibt.“ sprach die Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein über „Die Psychologie des Älterwerdens – ein Befund aus der positiven Alternspsychologie“.  Weiß nannte eine ganze Reihe von Stärken, Ressourcen und Potenzialen, über die ältere Menschen verfügen. Sie seien vielleicht öfter krank oder könnten beispielsweise mit dem Eintritt in das Rentenalter einen Status- und Rollenverlust erleiden, aber „das ist ja nicht alles, da ist noch viel mehr“, betonte die Psychologin mit Blick auf das Positive. Die positive Alternspsychologie beschäftige sich damit mit Stereotypen und Vorurteilen aufzuräumen, sie lege den Fokus auf die Stärken der sogenannten zweiten Lebenshälfte, die mit 50 Jahren beginne. Weiß zeigte den Zuhörenden einzelne Stärken auf und ging genauer auf diese ein. Die Referentin begann mit dem Punkt „Selbstregulation und Mäßigung“. „Wir werden im Alter besser, Probleme zu bewältigen“, sagte Weiß. Man könne sich schneller und besser frei machen von negativen Gefühlen. Angesprochen wurde auch die aktuelle gesellschaftliche Debatte, in der ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner diskutiert wird. Weiß gab hier zu bedenken, dass laut Studien das freiwillige Engagement ab 66 Jahren überdurchschnittlich steige. Zudem sei die Bereitschaft finanziell zu spenden höher. Die Sorge um Umwelt und Klima stiegen ebenfalls und ältere Menschen seien hier offener für Veränderungen und Verbesserungen. 

Die Geschwindigkeit bei Leistungen nehme im höheren Alter ab, die verbalen Fähigkeiten aber stiegen. „Wir sind in der zweiten Lebenshälfte nicht mehr so schnell, dafür aber reflektierter“, sagte Weiß. Sie berichtete auch, dass Lösungsvorschläge älterer Menschen besonders tief durchdringend und reichhaltig seien. Herausforderungen werde mehr mit Humor begegnet. Dieser nehme im Laufe des Lebens zwar ab, sei mit Anfang 50 auf dem Tiefpunkt, steige dann aber wieder an. „Humor ist eine Riesen-Ressource, die wir haben“, hob Weiß hervor. Und sie gab den Zuhörenden einen Tipp mit: „Fühlen Sie sich bitte alle jünger, das ist sehr gesund.“ Menschen über 60 Jahre fühlten sich oft jünger als sie seien und nähmen Abstand zu den widrigen Umständen des Lebens. In der Wissenschaft sei anhand von Hirndaten nachgewiesen worden, dass ältere Menschen Negatives besser ausgrenzen könnten. „Die Dankbarkeit für das Leben steigt auch an“, sagte Weiß. Sie sprach in ihrem Vortrag auch über den Austausch zwischen Generationen, wenn beispielsweise Jüngere mit Älteren zusammenarbeiteten, habe das einen positiven Effekt. 

Die Dipl.-Psychologin fasste zusammen: „Die Verluste steigen im höheren Alter an, aber die Gewinne steigen auch.“ Überwiegend gebe es Stabilität oder auch einen Anstieg bei positiven Eigenschaften. „Das sieht für mich mehr als Gewinn aus“, hob Weiß hervor. Im Anschluss an den Vortrag sprachen die Zuhörenden besonders über die Möglichkeiten, mit denen Generationen sich begegnen könnten und dass diese weiter ausgebaut werden müssten. Ein klarer Wunsch nach Mehrgenerationen-Projekten wurde geäußert. 

 

Sarah Panthel 

Die Psychologie des Älterwerdens - ein Vortrag mit Dipl.-Psychologin Simone Weiß.
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Die Psychologie des Älterwerdens - ein Vortrag mit Dipl.-Psychologin Simone Weiß.

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