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Wie fair ist der faire Handel?
Kulinarischer Informationsabend über eine kirchlich-solidarische Bewegung

6.3.2015

Zu einem kulinarischen Informationsabend unter dem Thema „Eine Welt und Büfett“ hatte die Ev.-Ref. Kirchengemeinde Neunkirchen am vergangenen Mittwoch (25. Februar 2015) eingeladen. Die Tische im Gemeindesaal der Christuskirche in Neunkirchen-Zeppenfeld waren gedeckt und geschmückt. Der Weltladen Neunkirchen zeigte mit seinen Angeboten, wie vielfältig heute die Angebote fair gehandelter Produkte sind.

„Uns ist Gottes gute Erde anvertraut, sie zu bebauen und zu bewahren.“ Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Michael Junk die überwiegend weiblichen Gäste, die sich über fairen Handel informieren wollten und stellte den Referenten vor, Regionalpfarrer Martin Ahlhaus vom landeskirchlichen Amt für MÖWe - Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung.

Martin Ahlhaus zeigte in seinem Vortrag auf, was fairen Handel ausmacht, wenn er als Handelspartnerschaft mit Dialog, Transparenz sowie Respekt gestaltet wird und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Im Vergleich zum reichen Norden herrschen im überwiegend armen Süden der Erdkugel, vor allem in den Erdteilen Afrika, Asien und Lateinamerika, deutlich schlechtere Lebensverhältnisse; erkennbar an Unter- bzw. Mangelernährung und Armut sowie erheblichen Defiziten im Gesundheits- und Bildungswesen sowie mangelnder Absicherung bei Krankheit und im Alter.

Der faire Handel hat vor 40 Jahren als kirchlich-solidarisch geprägte Bewegung begonnen. Der Slogan „Jute statt Plastik“ war vielen noch bekannt. Die Ziele sind, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern und benachteiligte Produzenten zu unterstützen. Hierzu gehören Handelsgrundsätze die von einem partnerschaftlichen Miteinander, von Nachhaltigkeit und Transparenz, aber auch von Verlässlichkeit, Gleichberechtigung, Respekt und Dialog geprägt sind. Aber was heißt in diesem Zusammenhang fair? Produkte werden zu fair gehandelten Produkten, so Ahlhaus, wenn Mindeststandards eingehalten werden in den partnerschaftlichen Handelsbeziehungen. Der Pfarrer machte dies am Beispiel von Kaffee deutlich. Fair gehandelter Kaffee garantiert feste Einkommen für die Kaffeebauern. Das wird erzielt, durch einen festen Aufschlag auf den Weltmarktpreis, der auf den Kaffeebörsen in London oder New York erzielt wird. Zudem ist ein Mindestpreis für ein englisches Pfund Kaffee in Höhe von derzeit 1, 40 Dollar festgelegt. Dadurch erhöhen sich die Preise für fair gehandelten Kaffee. Einen Gewinnanteil aus den höheren Preisen erhalten die Produzenten, ein Teil wird aber auch in die Infrastruktur investiert. Es werden zudem keine Produkte als fair gehandelt verkauft, die von Kindern hergestellt werden. Ahlhaus: „Kinder sollen in Schulen gehen und lernen können.“ Auch eine Vorfinanzierung wird gewährt, damit zu Erntezeiten zusätzliche Arbeiter eingestellt und bezahlt werden können.

Mittlerweile werden faire Produkte nicht nur im Sortiment der Weltläden vorgehalten, sondern sind auch in den Supermärkten angekommen. Die Entwicklung des fairen Handels ist stetig. Der erste Weltladen in den Niederlanden wurde 1969 eröffnet, in Deutschland vier Jahre später. Es entstanden Handelsgesellschaften, die die Produkte vertreiben. Heute gibt es 600 Handelspartner. 7 Mio. Menschen in über 60 Ländern profitieren vom fairen Handel. Der erste fair gehandelte Kaffee kam 1973 aus Guatemala und schmeckte bitter. Heute gibt es um die 12.000 fair gehandelte Produkte. Die stärksten Umsätze erzielen Kaffee, Bananen und Blumen. Siegelorganisationen wie „Fair Trade“ machen die Produkte kenntlich und helfen mit, dass die Menschen in den Erzeugerländern höhere Erlöse für ihre Arbeit bekommen. „Teilen macht nicht ärmer, sondern schafft Leben für alle“; zitierte Ahlhaus Martin Hein, Bischof der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Nach den Informationen genossen die Gäste Rohkost, Dips, Brote, Tee und Kaffee auf den Tischen und konnten Produkte aus dem Weltladen kaufen. Großes Interesse fanden die rohen Kaffeebohnen, die in einer kleinen Pfanne selbst geröstet werden konnten. Mit mechanischen Kaffeemühlen konnte man sich die duftenden Zutaten für eine Tasse Kaffee mahlen und das köstliche Getränk aufbrühen. Zudem zeigten die Infotafeln eines Kaffeeparcours, die Produktionswege von der Kaffeepflanze bis zum dampfenden und wohlschmeckenden Kaffee auf. 

Den musikalischen Rahmen des informativ-unterhaltsamen Abends gestalteten Sarah Berners, Geige, Lia Schulte, Querflöte, und Sebastian Strunk, Klavier. Mit einer Abendandacht in der Kirche ging eine kulinarisch-informative Abendveranstaltung zu Ende.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Einladend gedeckte Tische, Fair Trade Produkte und ein Referent mit vielen  Informationen. Pfr. Martin Ahlhaus, vom landeskirchlichen Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung informierte in Neunkirchen über den fairen Handel.

 

Eine breite Produktpalette steht im Weltladen Neunkirchen zur Auswahl. Der Laden wird von einem Verein betrieben.

 

Das eigene Rösten und Mahlen von Kaffee war sichtlich unterhaltsam und machte Spaß. Es funktionierte allerdings nicht immer so, wie erhofft.

 

Das Schleppen von 60 kg schweren Kaffeesäcken ist harte Knochenarbeit. Lia Schulte, Sarah Berners und Sebastian Strunk testen es aus. Gute Musik machen ist anders schwer, macht aber deutlich mehr Spaß.

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