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Ihr Name ist Programm
50 Jahre Erlöserkirche Siegen

2.9.2015

Sie ist keine alt-ehrwürdige Kirche, wie es ihrer mehrere im Stadtgebiet von Siegen gibt. Aber es ist die erste evangelische Kirche in Alt-Siegen nach der Reformation, die aus Stein gebaut wurde. 50 Jahre jung wird die Erlöserkirche Siegen in diesen Tagen. Grund genug für die Kirchengemeinde, diesen runden Geburtstag mit Gemeindefest und Festgottesdienst am vergangenen Samstag und Sonntag (29./30. August 2015) zu feiern.

Im Festgottesdienst wirkten Pfarrer Armin Pulfrich, sein Vorgänger Pfr. i.R. Dieter Hofmann und Superintendent Peter-Thomas Stuberg, der die Predigt hielt, mit. Stuberg stellte fest, dass der Name „Erlöserkirche“ Programm sei. In der Kirche gälten die Worte vom erlöst werden durch Christus.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom CVJM-Posaunenchor Setzen unter der Leitung von Volker Nöll, dem Chor der Kirchengemeinde unter der Leitung von Galina Renner, die auch Organistin ist.

 

Nach dem Gottesdienst hatte die Kirchengemeinde zum Fest in den Gemeinderaum eingeladen. Siegens Bürgermeister Steffen Mues überbrachte die Grüße von Rat und Verwaltung. Mues würdigte die Arbeit der Kirchengemeinde in der Gesellschaft. Auf die aktuelle Flüchtlingssituation eingehend, betonte das Stadtoberhaupt, „wenn wir die Kirchen nicht hätten, dann hätten wir ein Problem, was die Flüchtlinge anbelangt. Die Kirchen helfen, Barrieren und Ängste zu überwinden. Das wir in Siegen keine Probleme haben, ist den Kirchengemeinden zu verdanken. Die Gesellschaft hat den Flüchtlingen gegenüber eine moralische Verpflichtung zu helfen.“

Etliche Grußworte, auch ehemaliger Mitarbeitenden, drückten die Verbundenheit mit der Kirchengemeinde aus.

 

Geschichtliches

Als am 5. September 1965 die Erlöserkirche in Siegen im Pfarrbezirk Winchenbach eingeweiht wurde, gab es nur eine Kirchengemeinde Siegen. Die Gemeinden wuchsen, Baugebiete entstanden und weitere Kirchenbauten waren im Blick. In der Festschrift zur Einweihung der Erlöserkirche heißt es von Pfr. i.R. Walther Thiemann: „Die „Erlöserkirche“, deren Grundstein wir heute legen, ist demnach die erste massive Kirche, die die Evangelische Kirchengemeinde Siegen nach der Reformation erbaut. Es soll, so Gott will, nicht die letzte sein. Für unsere Gemeinde Siegen planen oder wünschen wir Kirchen in Trupbach, Kaan, auf der Sieghütte, im Westbezirk und auf dem Giersberg und dem Lindenberg.“

Der Pfarrbezirk Winchenbach wurde 1954 gegründet und war damit einer der jüngsten der Siegener Kirchengemeinde. Er erstreckte sich rund um den Häusling. Ausgegliedert wurde der Bezirk damals aus den zu groß gewordenen Bezirken Rosterberg und Hain-Lindenberg. Eine eigene Versammlungsstätte hatte die Gemeinde nicht. Die Kirchengemeinde mietete als Notbehelf damals den Saal im Café Stutte, In der Winchenbach. Dort traf man sich einmal wöchentlich zur Bibelstunde und auch die Frauenhilfe nutzte die Räume. Zum Gottesdienst musste die Gemeinde in die Martinikirche oder in das Wichernheim wandern, einem Behelfsheim auf dem Grundstück der Firma Waldrich an der Eiserner Straße.

Der Bau einer eigenen Versammlungsstätte im Pfarrbezirk Winchenbach wurde während einer Visitation durch die Evangelische Kirche von Westfalen von Präses D. Ernst Wilm angeregt. Die Gemeindeglieder der Siedlung waren durch Neubauten nach dem Krieg auf weit über 3000 angewachsen.

Die junge Kirchengemeinde erwarb zunächst das Grundstück „Über dem Kirschenbäumchen“ und später weitere angrenzende Parzellen hinzu. In der Festschrift heißt es, dass damals die Besucherzahl der Bibelstunde ständig wuchs. Ein Chor und verschiedene Jugendkreise wurden gegründet. Neben der jährlichen Bibelwoche wurden Jugend- und Erwachsenenfreizeiten durchgeführt. Zum ersten Mal erschien auch der Monatsgruß der Gemeinde. Die sammelte zudem kräftig für ihre neue Kirche. Etwas mehr als 80.000 DM kamen im Laufe von vier Jahren zusammen. In der Festschrift heißt es: „Diese große Summe zeugt von der lebendigen Opferbereitschaft des jungen Bezirks und von seiner Sehnsucht nach einem eigenen Raum.“ Auch das Abendmahlsgerät für die neue Kirche wurde von einem Gemeindeglied geschenkt. Zudem erbrachte die Orgelsammlung, die am 1. Januar 1965 die Kirchbausammlung ablöste, bis zur Einweihung der Kirche 9.000 DM.

Begonnen wurde mit dem Bau im September 1963 und am 30. Mai 1964 konnte in einer Feierstunde der Grundstein gelegt werden. Einen Namen für die neue Kirche gab es auch schon. Sie sollte „Erlöserkirche“ heißen und nicht einfach „Kirche Winchenbach“. In der Festschrift wird auf die Urkunde im Grundstein Bezug genommen, in der es heißt …. „legen wir den Grundstein zu einer Kirche im Pfarrbezirk Winchenbach, der wir zu Ehren unseres Heilandes und Erlösers Jesus Christus den Namen „Erlöserkirche“ geben wollen.“

Die Aufgabe, gerade eine reformierte Kirche zu bauen, wurde dem Architekten Walter Bonin besonders lieb und wuchs ihm im Verlauf der Arbeit immer mehr ans Herz. Gestaltungsziel konnte nur eine äußerst vereinfachte, in Form und Material reduzierte und abstrahierte Haltung sein, die auf Nachahmung oder auf Neuschöpfung emanzipierter, um jeden Preis avantgardistischer Beispiele zu verzichten hatte, schrieb der Architekt in der Festschrift zur Einweihung. Schlichtheit, Strenge und Verzicht sind die hervortretenden Merkmale der inneren und äußeren Gestaltung. Gewählt wurde eine Skelettbauweise aus Beton, belgische Handziegeln dienten der Ausfachung. Die große Fensterfront erhielt kein großes Glasgemälde, sondern überwiegend farbloses Glas, das die natürliche Umgebung in den Raum einbezieht. Ein Betonglasband trennt optisch das Innere vom Äußeren. Eine Dornenkrone aus leuchtenden Lichtprismen erinnert an die Marterkrone des Erlösers und damit an den Namen der Kirche. Die Prinzipalstücke wurden aus schweren Schieferplatten und Bronze gestaltet. Der Entwurf der Fenster sowie der Kanzel, des Abendmahlstisches und des Taufbeckens stammen von Wolfgang Kreutter.

Im Glockenturm läuten fünf Bronzeglocken, die am 13. April 1965 in der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen wurden.

Später wurde die Kirche ergänzt um einen Kindergarten und ein Pfarrhaus.

kp

 

Text zum Bild: (Fotos Otto Kroll und Karlfried Petri)

Die Erlöserkirche am Tag der Feier des 50. Geburtstages.

 

Schlichtheit, Strenge und Verzicht gelten auch für den Innenausbau des reformierten Gotteshauses.

 

Bau der Erlöserkirche Siegen (Foto Otto Kroll)

 

Grundsteinlegung 30. Mai 1964 (Foto Otto Kroll)

Im Bild: Finanzkirchmeister Karl Eckmann (li.), Pfarrer Ernst Achenbach (3. v. li.) und Superintendent Ernst Achenbach (re.)

 

Grundsteinlegung 30. Mai 1964 (Foto Otto Kroll)

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