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Ein beliebter Gemeindepfarrer verlässt das Siegerland
Pfr. Martin Braukmann in Oberfischbach verabschiedet
2.9.2015
In einem Festgottesdienst wurde am vergangenen Sonntagnachmittag ( 30. August 2015) Pfarrer Martin Braukmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Oberfischbach herzlich verabschiedet. 19 Jahre lang hat der beliebte Seelsorger in der Kirchengemeinde Gottesdienste gefeiert, Kinder getauft und konfirmiert, Paare getraut und Gemeindeglieder auf ihrem letzten Weg begleitet. 33 Jahre alt war Braukmann, als er mit seiner Frau Sabine und den beiden kleinen Töchtern nach Niederndorf ins Pfarrhaus zog. In Niederndorf ist die Familie aufgewachsen. Es entstanden Freundschaften. In den Ortschaften der Kirchengemeinde waren der Pfarrer und seine Familie überaus beliebt. Geschockt war Anfang des Jahres das Presbyterium, als es erfuhr, dass ihr Pfarrer eine Pfarrstelle im Südschwarzwald in einer anderen Landeskirche übernehmen werde. Damit hatte keiner gerechnet. Gab es doch für die Pfarrfamilie keinen Grund, die Kirchengemeinde Oberfischbach zu verlassen. In der sehr bewegten letzten Predigt Braukmanns als Pfarrer der Kirchengemeinde sagte er: „Ich durfte 19 Jahre lang hier Pfarrer sein und mein Leben mit euch teilen. Wir waren gerne hier. Es war eine gute Zeit. Hier sind wir Familie geworden. Ihr bleibt uns wichtig. Das macht den Abschied so schwer.“ Er sei oft gefragt worden, warum wollt ihr gehen? Braukmann: „Wir wissen es nicht. Es gibt keinen Grund euch zu verlassen.“ Vieles habe sich in den letzten Monaten zusammengefügt, das für ihn und seine Familie eine Veränderung deutlich gemacht habe. „Das sehen wir nun als Gottes Weg für uns.“ Braukmanns Abschiedspredigt hatte denn auch Grundlegendes zum Inhalt: „Seid alle Zeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ (1. Petrus 3, 15) Für den Pfarrer liegt der Grund des Glaubens in der unverbrüchlichen Treue Gottes zu den Menschen. Von dieser Hoffnung zu erzählen war und ist ihm wichtig. Dabei geht es ihm nicht um theologische Richtigkeiten, sondern um die Ausprägung des Glaubens in der Öffentlichkeit. Es geht um die Kirche im Dorf. Braukmann: „Das durfte ich mit euch leben.“
Superintendent Peter-Thomas Stuberg gab dem scheidenden Pfarrer und seiner Frau Ps. 32, 8 mit ins Reisegepäck: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Eine innere Stimme, die immer lauter wurde und die sich nicht habe abstellen lassen, habe einen neuen Weg gewiesen. Er beschrieb Braukmann als einen Pfarrer, der viel gearbeitet habe ohne Verdruss und Amtsmüdigkeit. In der Kirchengemeinde Oberfischbach habe er eine gute, gesegnete und überaus erfüllte Zeit gehabt. Stuberg: „Wir verlieren einen Pfarrer aus Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, der mit viel Fleiß den Menschen nachgegangen ist.“ Mit Segensworten auch seitens einiger Presbyteriumsmitglieder wurde Pfarrer Martin Braukmann durch den Superintendenten von seinen gemeindlichen Diensten in der Kirchengemeinde Oberfischbach entpflichtet.
Musikalisch wurde der Gottesdienst von den vereinigten CVJM-Posaunenchören Oberfischbach, Heuslingen und Niederndorf, dem CVJM-Männerchor Oberfischbach und Niederndorf, dem Gemischten Chor Bottenberg sowie Anne Bender an der Orgel gestaltet. Einen besonderen Applaus erhielt der Kinderchor „Kirchenmäuse“, der sich musikalisch anrührend von Sabine Braukmann verabschiedeten.
Beim anschließenden Kaffeetrinken im Gemeindesaal wurde an den Grußworten von Superintendent, Bürgermeister Eckhard Günther, den Ortsvorstehern von Oberfischbach und Niederndorf, Pfarrkollegen, CVJM und Gemeinschaft, Gemeindesekretärin Ute Schwarz und dem Presbyterium teils in Versform deutlich, wie überaus beliebt ihr scheidender Pfarrer ist. Günther: „Wenn jemand im Ort eine Institution ist, dann sind Sie es. Es tut mir leid, dass sie gehen.“ Viel haben Pfarrer Braukmann und seine Frau in der Kirchengemeinde Oberfischbach auf den Weg gebracht. Genannt wurden nicht nur Gemeindefreizeiten und neue Gottesdienstformen. Mit dem Fahrrad sei er zu den Menschen bis in die hintersten Ortsteile gefahren. Bürgernähe nenne man so etwas. Für keine Arbeit sei sich der handwerklich begabte Pfarrer zu schade gewesen.
Das Schlusswort kam dem scheidenden Pfarrer zu, der, sichtlich bewegt, eine tiefe Dankbarkeit für die Zeit in der Kirchengemeinde Oberfischbach ausdrückte: „Den Glauben an Jesus Christus durften wir immer wieder neu durchbuchstabieren. Ihr seid eine tolle Gemeinde.“
Martin Braukmann wurde 1963 in Hilchenbach-Grund geboren und machte am Jung-Stilling-Gymnasium das Abitur. In Grund war er auch Leiter einer CVJM-Jugendgruppe. Theologie studierte er in Bethel und Heidelberg. Sein Vikariat und eine Zeit als Pastor im Hilfsdienst verbrachte er in Feudingen im Ev. Kirchenkreis Wittgenstein bei Pastor Edgar Born.
Jetzt zieht er mit seiner Frau Sabine ins Markgräflerland und übernimmt am 1. Oktober im Landkreis Lörrach die Pfarrstelle für die evangelischen Kirchengemeinden Mappach, Egringen und Wintersweiler. Die älteste der beiden Töchter lebt in Luzern, die jüngste hat gerade ihr Abitur gemacht und bleibt in Niederndorf wohnen.
Die Tatsache, dass die Kinder nun flügge sind, so Braukmann, habe ihn und seine Frau überlegen lassen, ob er sich nach 19 Jahren als Pfarrer der Kirchengemeinde Oberfischbach nicht noch einmal einer neuen Aufgabe zuwenden sollte. Im April hatte er sich im Kirchenbezirk Markgräflerland bei der Dekanin und bei den Kirchenältesten der Gemeinde vorgestellt. Einfach so, ist ein Wechsel zwischen der westfälischen und der badischen Landeskirche nicht zu bewerkstelligen. Der Oberkirchenrat hat aber beschlossen, ihn von der westfälischen Landeskirche in die badische zu übernehmen, der Bezirkskirchenrat hat seiner Berufung ebenso zugestimmt wie die Kirchenältesten.
Der Umzug ins Mappacher Pfarrhaus steht nun unmittelbar bevor.
Mit 1300 Gemeindemitgliedern ist sein künftiges Wirkungsfeld deutlich kleiner als sein gegenwärtiges. Dafür gehörten zu seiner neuen Pfarrstelle acht Stunden Religionsunterricht.
Die Pfarrstelle der Kirchengemeinde Oberfischbach, so Superintendent Stuberg, wird wieder besetzt. Bis zu seinem Ruhestand Ende des Jahres ist Pfarrer Hans-Werner Schmidt für Oberfischbach zuständig. Künftig wird für die Ev. Kirchengemeinde Oberfischbach nur noch eine Pfarrstelle eingerichtet.
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Pfr. Martin Braukmann (4. v. li.) und seine Frau Sabine (3. v. li) verlassen das Siegerland und ziehen in den Landkreis Lörrach. Im Gottesdienst wurde er von Superintendent Peter-Thomas Stuberg (6.v.li.) von seinen Diensten in der Kirchengemeinde Oberfischbach entpflichtet.