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Wort und Bild: Das Leben deuten
Jahresempfang des Evangelischen Kirchenkreises Siegen mit Christina Brudereck

29.10.2015

Das Jahresthema im Zuge der Reformationsdekade der Evangelischen Kirchen von Deutschland lautet „Bild und Bibel“. Grund für den Evangelischen Kirchenkreis Siegen, beim Jahresempfang am vergangenen Montag (26.10.2015) in der Evangelischen Talkirche Siegen-Geisweid dieses Thema aufzugreifen. Etwa 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, gesellschaftlichen Gruppierungen und Kirche hatten sich zu dem Jahresempfang angemeldet. Superintendent Peter-Thomas Stuberg begrüßte die vielen Gäste herzlich. Dem spannungsvollen Verhältnis von Bild und Bibel gehe der Kirchenkreis vom 18. Oktober bis 15. November im „Gemeindezentrum mittendrin“ nach. Werke des Künstlers Eberhard Münch aus Wiesbaden lüden inspirierend zum Gespräch ein. Stuberg: „Kunst und Bilder in Kirchen sind mehr als nur Schmuck.“

Als Gastredner hatte die Theologin und Autorin Christina Brudereck ihr Kommen zugesagt. Ihr Thema lautete „Wort und Bild: Das Leben deuten“.

In ihrem inspirierenden Vortrag beschrieb sie einleitend humorvoll die Schöpfung der Welt, voller Poesie und farbenfroh. Brudereck anmerkend, dass der, der so viel Phantasie in Blumen investiere, die keinen Sinn hätten außer die Erde schön zu blühen, ein echter Künstler sei. Oder: „Sie wissen ja, was Gott rief, als er meine Stadt geschaffen hatte? ,Essen ist fertig.‘“

„Wir brauchen Worte und Bilder. Für unsere Erinnerungen. Und für unsere Hoffnungen. Wir sind eine Erzählgemeinschaft.“, so die Theologin. Auf evangelisch und Reformation eingehend spricht sie von evangelisch als geboren aus Evangelium, der guten Nachricht vom schönen, skandalösen Christus. Reformiert sein ist für sie eine Haltung. „Denn wer reformiert ist, ist nicht für alle Zeiten fertig reformiert, sondern bleibt zu reformieren. Als reformierungsbedürftig empfinde ich mich jeden Tag, als reformierungsbedürftig empfinde ich unsere Kirche.“

Sie beschrieb in bunten Farben die Wortbilder der Reformation Solus Christus, Sola Scriptura, Sola Fide, Sola Gratia. Brudereck stellte gegen die Einteilung und Organisation von Staaten, gegen die Einteilung nach Nützlichkeit, Religion, Freund oder Feind, Bildung und Herkunft das Evangelium: Du musst Dich nicht qualifizieren. Du bist geliebt. Ein Mensch.

Menschen machten sich ein Bild von Gott. Brudereck kritisch: „Man kann beobachten, dass Menschen, die meinen, ihr Bild von Gott sei das einzig wahre, einem rechthaberisch vorkommen können; man könnte auch sagen: Menschen, die nur ihr Bild von Gott haben, nur ein Bild, wirken oft ein-gebildet.“

Sie hält es für weiser, „auszuhalten, dass wir uns nicht alles ausmalen können; dass Gott uns fremd bleibt, geheimnisvoll, und unsere Mitmenschen in ihrer Andersartigkeit zu achten sind. Gott ist am Ende unvergleichlich; und der Mitmensch ist im Vergleich zu uns: ein Mensch wie wir und ein Mensch nur wie er selbst, sie selbst. Der kürzeste Weg aber zwischen Mensch und Mensch ist eine Geschichte.“ Brudereck: „Gott zu vertrauen, zu glauben, fasziniert mich mehr als alles, was ich zählen, beweisen und kaufen könnte. Die Bilder und Worte meiner Tradition deuten mich und verleihen meinem Leben Bedeutung.“

Den musikalischen Rahmen gestaltete das Chor-Ensemble „Laudamus“ unter der Leitung von Susanne Utsch, die auch die Gespräche im Gemeindezentrum zwischen den Bildern von Eberhard Münch mit Klaviermusik untermalte.

kp

 

Den Vortrag von Christina Brudereck können Sie hier öffnen.

 

Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

 

Christina Brudereck (rechts) beschrieb voller Poesie und bunter Wortbilder die Familie Mensch und die Schönheit des Glaubens. Superintendent Peter-Thomas Stuberg dankte herzlich für den überaus inspirierenden Vortrag.

 

Christian Brudereck: „Gott zu vertrauen, zu glauben, fasziniert mich mehr als alles, was ich zählen, beweisen und kaufen könnte.“

 

Im neuen „Gemeindezentrum mittendrin“ kamen die Gäste lange miteinander ins Gespräch und die Autorin Christina Brudereck signierte so manches ihrer Bücher.

 

Der Abend war fortgeschritten und  Superintendent Peter-Thomas Stuberg fand Gelegenheit zu einem Gespräch mit Mitarbeitenden des Referates für Jugend und Gemeindepädagogik.

 

Mit dem gemeinsamen Lied: „Der Mond ist aufgegangen“ und der Bitte um den Segen Gottes endete der Jahresempfang des Ev. Kirchenkreises Siegen.

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