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Zur Leitung herausgefordert
Presbyter-Forum in Klafeld
30.9.2016
Mit einem Korb voller Erfahrungen in ehrenamtlicher Leitungsverantwortung kam jetzt (22.9.2016) Heidrun Brucke aus der kleinen Kirchengemeinde Ihmert im Kirchenkreis Iserlohn ins Evangelische Gemeindezentrum Mittendrin in Klafeld. Der Evangelische Kirchenkreis Siegen hatte zum Presbyter-Forum 2016 eingeladen. Das seit vier Jahren jährlich stattfindende Treffen soll die ehrenamtlichen Presbyteriumsmitglieder in ihrem anspruchsvollen Dienst und ihrer Leitungsverantwortung unterstützen. Heidrun Brucke erwies sich als eine Powerfrau auf Augenhöhe. Die Presbyterin hat seit 8 Jahren den Vorsitz des Presbyteriums der Kirchengemeinde Ihmert inne, gehört dem Kreissynodalvorstand an und der Landessynode. Sie absolvierte zudem eine Ausbildung zur Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung. Beruflich leitet sie eine kommunale Kindertageseinrichtung mit vier Gruppen und 15 Mitarbeitenden. Über die ehrenamtliche Arbeit im Kindergottesdienst und Vorstandsarbeit im CVJM kam sie in die kirchliche Leitungsverantwortung. „Heidrun, du musst kommen, wir brauchen dich im Presbyterium!“, habe sie vor Jahren der Ruf ereilt.
Wenn der Wind des Wandels weht, so Brucke nach einem chinesischen Sprichwort, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen. Zur Wahrnehmung von Leitungsverantwortung im Presbyterium gehöre Berufung und Begabung. Sie verwies auf Mose, der zur Leitung berufen worden sei und keine Ahnung von so etwas gehabt habe. Sein Schwiegervater habe ihm den Rat erteilt, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu legen. So auch in Kirchengemeinden. Hier gelte es, Menschen für Aufgaben zu begeistern und ihre Kompetenzen zu stärken. Zudem brauche es die Einstellung, ein Leben lang zu lernen. Sie machte deutlich, dass in den Kirchengemeinden Pfarrer mit ihrer beruflicher Profession benötigt würden. Zudem halte sie einen Küster und eine Gemeindesekretärin für notwendig. So komme es, dass die einen für ihre Arbeit eine Entlohnung erhielten, andere wiederum nicht. Brucke: „Ich sehe meine Berufung und stelle diese Frage nicht.“ Ehrenamtliche, Nebenamtliche und Hauptamtliche müssten sich allerdings auf Augenhöhe begegnen. Soziale Kontakte seien ihr wichtig. Sie entscheide, was sie tue, wie lange sie es mache und unter welchen Bedingungen. Sie wolle sich darüber im Klaren sein, was sie zur Leitungsaufgabe herausgefordert habe, was sie bewege und wie die Ziele aussähen. Dennoch ist für sie die ehrenamtliche Arbeit in der Kirche nicht der Beliebigkeit unterworfen: „Treue und Verlässlichkeit lassen sich nicht berechnen und im Neuen Kirchlichen Finanzmanagement abbilden. Auf die Haltung kommt es an.“
Brucke kommt auf die Widerstände zu sprechen, mit denen Menschen in Leitungsverantwortung umgehen müssen. Besonders, wenn kirchliche Gebäude auf dem Prüfstand stehen, Pfarrstellen entfallen und Rückbauprozesse organisiert werden müssen. Heidrun Brucke rät: „Behandeln Sie andere Meinungen so sachlich wie möglich. Bedenkenträger sind wichtig. Entscheidungen dürfen hinterfragt werden. Schaffen Sie Tranzparenz. Die Menschen wollen verstehen. Beteiligen Sie.“
Wenn jemand kritisch auf ein Problem hinweise, könne man fragen: „Und was möchten Sie dazu beitragen, dass das Problem gelöst wird?“
Deutlich wurde auch, dass in der kirchlichen Arbeit eine Kultur der Fehlerfreundlichkeit vorhanden sein müsse. Brucke: „Es darf auch mal was nicht gelingen.“ Sie rät, eine gute Sitzungskultur zu entwickeln. Sich einmischen, querstellen, nachfragen gehöre dazu. Sie empfiehlt den Sabbat einzuhalten, also Ruhepausen einzulegen, Freundschaften zu pflegen, Visionen und Ziele zu entwickeln, aber auch, gemeinsame Glücksmomente zu erleben.
Musikalisch bereichert wurde das Presbyter-Forum vom Duo Doppelknopf mit Jörn Heller (Handharmonika) und Thomas Krings (Konzertina).
Eine Abendandacht mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Kreiskantor Ulrich Stötzel an der Orgel schloss das Presbyterforum mit über 90 Teilnehmenden in der Talkirche ab.
kp
Text zum Bild oben: (Fotos Karlfried Petri)
Presbyterin Heidrun Brucke aus der kleinen Kirchengemeinde Ihmert zeigte in ihrem Referat auf, wie vielfältig und anspruchsvoll Leitungsverantwortung in Presbyterien ist und hatte viele praktische Tipps mitgebracht.