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Flucht menschliches Schicksal zu allen Zeiten
2.2.2017
Die letzten Vorarbeiten sind fast erledigt, am Sonntag, 5. Februar, soll es losgehen: Dann eröffnet die große Egli-Figuren-Ausstellung "Flucht-Geschichten aus 4000 Jahren" in der evangelischen Nikolaikirche Siegen.
An 22 Stationen wird mit Egli-Figuren jeweils ein konkretes Schicksal nachempfunden. Die dargestellten Personen sind größtenteils bekannt, wenn auch nicht immer für ihre Fluchtgeschichte. "Ach, der/die auch?", mag sich mancher an der ein oder anderen Station fragen.
Texten, Nähen, Planen, Sprechen...
Dass hinter dieser Ausstellung viel mehr steckt, als ein paar Figuren in eine Kirche zu stellen, erläuterten Gemeindepädagogin Juliane Hees-Kolb und Egli-Fachfrau Gerlinde Schäfer kurz vor dem Start bei einem Pressegespräch. Rund die Hälfte der 280 Figuren musste komplett neu eingekleidet und ausgestattet werden, was im Einzelfall bis zu zehn Stunden dauerte.
"Besonders herausfordernd war auch das Verfassen der Texte für die 22 Stationen", so die Gemeindepädagogin. "Wir haben uns viele Gedanken gemacht, welche Aspekte genannt werden sollen, wer zu Wort kommt und wie das Ganze für Alte und Junge verständlich und interessant wird."
Die Ehrenamtlichen, welche die Besucherführungen übernehmen (überwiegend Konfirmanden und Mitglieder der Ev. Jugend) können sich bei jeder Station auf ein eigens verfasstes und professionell produziertes Hörspiel stützen.
Aufwendig war nicht zuletzt der Aufbau. Manchmal brauchte es viele kleine Veränderungen, um einer Szene Ausdruck und Tiefe zu verleihen.
Zeitlose Ursachen, individuelle Schicksale
Auch wenn die Fluchtursachen Krieg, Verfolgung und Armut zeitlos sind, hat doch jede Fluchtgeschichte ihren individuellen Auslöser. So zeigt die Ausstellung Menschen, deren Land plötzlich anderen gehörte (wie die Pommern, Schlesier und Ostpreußen nach dem Zweiten Weltkrieg); Menschen, die im eigenen Land unerwünscht wurden (wie Anne Frank); Menschen auf der Suche nach Religionsfreiheit (wie die Hugenotten); sogar Menschen, die freiwillig aus einem komfortablen Leben flohen, um ihrem Herzen zu folgen (wie Elisabeth von Thüringen).
Bei Führungen für Kindergruppen werden einige der 22 Stationen ausgelassen. Zum einen, um die Konzentrationsfähigkeit der Kinder nicht zu überbeanspruchen, zum anderen, um ihnen gewisse Anblicke und Geschichten zu ersparen. So ist die Station, die Bootsflüchtlinge auf der lebensgefährlichen Reise übers Mittelmeer zeigt, hinter Türen verborgen und wird nicht allen Gruppen gezeigt. "Ganz besonders, wenn Flüchtlingskinder dabei sind", erklärt Hees-Kolb, "wollen wir keine traumatischen Erinnerungen wachrufen."
Leid und Hoffnung
Die Ausstellung soll nur eines – Mitgefühl und Verständnis wecken und neben dem Leid eine hoffnungsvolle Gewissheit vermitteln: Seit es Menschen gibt, müssen Menschen fliehen. Aber ebenso lange gibt es Menschen, die helfen und Schutz bieten. "Darin sehen wir als Kirche auch einen Auftrag Gottes", stellt Hees-Kolb fest.
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Infos für Besucher:
- Eröffnung der Ausstellung: Sonntag, 5. Februar, 10 Uhr, im Gottesdienst in der Nikolaikirche Siegen
- Gruppen können sich unter (0160) 59 60 988 anmelden
- Führungen für Einzelbesucher und Familien an den Sonntagen 5./12./19./26. Februar um 15, 16 und 17 Uhr.
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Fotos:
- Viele Menschen engagieren sich, um Flüchtlingen eine neue Heimat zu bieten, z.B. Sprachlehrer.
- Gemeindepädagogin Juliane Hees-Kolb (l.) und Egli-Fachfrau Gerlinde Schäfer mit einer Karte, die zeigt: Die großen Fluchtrouten haben sich in 4000 Jahren nicht verändert. (Text und Fotos: Stefanie Bald)