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'Wir alle sind Reben am selben Weinstock'

7.2.2017

Viel mehr Geistliche als gewöhnlich standen jetzt in der Martinikirche ganz vorn. Die Evangelische Kirche feiert in diesem Jahr 500 Jahre Reformation – und weil das Jubiläum im Zeichen von Versöhnung und Ökumene steht, waren alle christlichen Konfessionen zum Auftaktgottesdienst eingeladen. Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Pfarrerin Rebecca Schmidt begrüßten Dechant Karl-Hans Köhle vom katholischen Dekanat Siegen; für die Griechisch-Orthodoxen war Pfarrer Panagiotis Tiriakidis gekommen und auch Dr. Holger Petri, Gemeindeältester der Ev. Freikirchlichen Gemeinde Siegen, nahm teil.

Freude teilen, Fehler bereuen

Die Predigt teilten sich Superintendent Stuberg und Dechant Köhle zu Johannes 15,1-8: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht." Selbst wenn die Konfessionen auf manche Fragen unterschiedliche Antworten gefunden hätten, so lebten doch am Ende alle Christen aus derselben Wurzel und Quelle.

Neben der Freude über die gemeinsame Feier blieb im Gottesdienst Platz für Bedauern über vergangene Fehler. "Evangelische und katholische Christen haben ihre Gegner oft nicht nur missverstanden, sondern deren Meinung verzerrt und karikiert, um sie lächerlich zu machen." Beide Seiten hätten zudem nicht verhindert, dass Religion und Glaube zur Kriegstreiberei missbraucht worden seien. "Wir bedauern diese schrecklichen Dinge zutiefst." 

Fünf Verpflichtungen für mehr Ökumene

Um ein Zeichen zu setzen, trugen Vertreter der verschiedenen Gemeinden abwechselnd fünf Imperative vor, mit denen sich evangelische, katholische, orthodoxe und freikirchliche Christen zu größeren ökumenischen Anstrengungen verpflichten: 1. Immer von der Perspektive der Einheit ausgehen, 2. Sich durch Begegnung verändern lassen, 3. Sichtbare Einheit suchen und konkrete Schritte dorthin erarbeiten, 4. Gemeinsam die Kraft des Evangeliums für unsere Zeit wiederentdecken, 5. In der Verkündigung und im Dienst zusammen Zeugnis ablegen.

Beim Verlesen jedes Imperativs wurde eine Kerze am Osterlicht entzündet und zum Abendmahlstisch getragen. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Bach-Chor Siegen unter der Leitung von Ulrich Stötzel.

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Foto: Dechant Karl-Hans Köhle, Pfarrerin Rebecca Schmidt, Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Pfarrer Panagiotis Tiriakidis (v.l.) gestalteten gemeinsam den Auftaktgottesdienst zum Reformation-Jubiläumsjahr. Vor ihnen die fünf Kerzen als Symbole der ökumenischen Imperative. (Text und Foto: Stefanie Bald)

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