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700 Jahre Nikolaikirche Siegen
Festgottesdienst Sonntag, 10. September

1.9.2017

In der Siegener Oberstadt glänzt von weitem sichtbar nicht selten das goldene Krönchen auf dem Turm der Nikolaikirche im Sonnenlicht. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Nikolaikirche am 9. Oktober 1317. Somit ist sie seit über 700 Jahren ein Raum, in dem Gottes Nähe gesucht und erfahren wird. Hier wird sein Wort gehört und in der Feier von Taufe und Abendmahl Gemeinschaft mit Gott und untereinander erlebt.

Die Kirche auf dem Siegberg stellt eine Kombination dar von mächtigem Turm, zentraler sechseckiger Halle, geradem einjochigem Chor und einer das Mittelschiff abschließenden Apsis. Im Innenraum empfangen wuchtige Mauern und Pfeiler die Besucher und der Blick geht in die Höhe der Emporen. Die Harmonie der spätromanischen Kirche beeindruckt.

Die Entstehung der Nikolaikirche ist eng mit der Entstehung der Stadt Siegen und der Stadtgeschichte verbunden. Erst 1224 wurde die Erweiterung der Stadt von Erzbischof Engelbert von Köln und dem Grafen Heinrich von Nassau ausgehandelt. Aus der Stadt am Fluss sollte eine größere Stadt werden mit Befestigungen. Bis dahin standen nur wenige Häuser unten an der Sieg.

Die Nikolaikirche hatte bis zur Reformation nicht den Status einer Pfarrkirche, sondern war nur eine Kapelle. Sie war als Kirche für die Ratsherren, die Handwerker und Kaufleute dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Reisenden und Kaufleute geweiht. Später wurde die Nikolaikirche Taufkirche der Grafen von Nassau.

Am 1. August 1658 wurde in der Nikolaikirche das erste Kind über der von Fürst Johann Moritz gestifteten kostbaren Taufschale auf den Namen Johann getauft. Im selben Jahr fand die achtzackige Krone, von der Bevölkerung liebevoll „Krönchen“ genannt, im Hammer zu Haardt in Weidenau ihre geschmiedete Form. Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–1679) ließ diese vergoldete Fürstenkrone mit einem Durchmesser von 2,35 Meter und einem Windpfeil darüber auf der Turmspitze anbringen. Es ist das Wahrzeichen der Stadt Siegen. Der Windpfeil über dem Krönchen symbolisiert, dass über der Krone immer noch ein anderer die Geschicke der Welt lenkt, dem auch die Krone untertan ist.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche am 16. Dezember 1944 durch Brandbomben zerstört. Der Turm mit Glockenstuhl und Geläut blieb jedoch dank einer kurz zuvor eingebauten Stahltüre unversehrt. Sechs Glocken hängen im Turm: Eine, die „Stunden- oder Uhrglocke“ in der sogenannten „Laterne“ unter dem Krönchen, die übrigen im Glockenstuhl.

Die Sturmglocke ist die größte und tiefste Glocke. Sie wurde vom „Magister Sifride“ aus Köln im Jahre 1335 gegossen. Die älteste und kleinste Glocke ist die Zeichenglocke und stammt aus der Zeit um 1300. Sie schlägt die Viertelstunden. Gemeinsam mit den anderen Glocken ruft sie heute regelmäßig zum Gottesdienst.

Nach dem Krieg wurde die Stadtkirche wieder aufgebaut. Auf den Tag genau zehn Jahre nach ihrer Zerstörung konnte die Nikolaikirche am 16. Dezember 1954 wieder von der Gemeinde in Dienst genommen werden. Bereits zwanzig Jahre später musste das Gotteshaus renoviert werden. Das damals offene Mauerwerk war von Feuchtigkeit durchdrungen. In den Jahren 1975/76 wurde die Kirche daher, wie heute sichtbar, verputzt, die gliedernden Elemente außen und innen in mittelalterlichem Ochsenblutrot gehalten. Auch das Krönchen musste erneuert werden. Es war im Laufe der Jahrhunderte marode geworden. 1992/93 entstand ein Replikat aus Edelstahl, mit doppelstarkem 23¾-karätigem Blattgold vergoldet. Das alte Original hängt seitdem im Vorraum der Kirche unter dem Turm.

In der Kirche wird, entsprechend dem reformierten Bekenntnis bewusst auf Bilder verzichtet, aber manches durch altkirchliche Symbole dargestellt. Die sind schon an den Eingangstoren aus Bronze zu entdecken. Symbolhaft verweisen die vier Evangelisten auf die Buchstaben Alpha und Omega und erinnern an die Aussage Jesu: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte:“ In den beiden kleinen Türknaufe ist die Form des Kreuzes ertastbar. Anfang und Ende, Schöpfung und Erlösung fügen sich an der Kirchentüre zusammen. Die Aussage Christi: „Ich bin die Tür“ klingt mit, wenn von der geöffneten Kirchentüre der Blick über die Mittelachse des Kirchenraumes auf den Abendmahlstisch mit der geöffneten Bibel fällt. Die Mittelachse, der Abendmahlstisch, die Kanzel und der Taufstein sind in der Form eines Kreuzes angeordnet.

Seit über 15 Jahren wird die Nikolaikirche nicht nur als Gemeindekirche genutzt, sondern erhält zunehmend auch die Funktion einer City-Kirche. Ein eigener City-Kirchenausschuss der Kirchengemeinde gestaltet diese besondere kirchliche Arbeit, die weniger die Gemeindeglieder, sondern Besucher der Stadt Siegen im Blick hat.

Anfangs hatte das Presbyterium Bedenken, die Kirche ohne Aufsicht für Besucher zu öffnen. Man  versuchte es donnerstags und samstags. Die guten Erfahrungen schoben die Bedenken beiseite. Heute ist die Kirche gegenüber dem Rathaus montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Gerne nutzen die Besucherinnen und Besucher die Stille des Kirchenraumes zum Innehalten.

Immer wieder finden in der Nikolaikirche Kirchenführungen statt und auch bei den Stadtführungen gehört die Kirche unter dem Krönchen zu den Sehenswürdigkeiten. Selbst Kirchenführungen für Kinder stehen auf dem Programm der Kirchengemeinde und beweisen, dass selbst die Kleinen für sie Interessantes in einer großen alten Kirche entdecken können.
 

Festgottesdienst

Am Sonntag, 10. September 2017, 10 Uhr, findet in der Nikolaikirche Siegen ein Kantaten-Festgottesdienst anlässlich des 700jährigen Jubiläums statt. Die Festpredigt hält Präses Annette Kurschus.

Musiziert wird die Kantate von Johann Sebastian Bach: Gott der Herr ist Sonn und Schild, BWV 79 für Soli, Chor und Orchester.

Aufführende:
Nina Junk, Sopran, Christina Schmitt, Alt, Gerrit Schwan, Bass sowie
Jürgen Poggel, Orgel und Orgel continuo
Kantatenchor, Ev. Kirchenchor Siegen und Kantorei Siegen
Camerata instrumentale Siegen
Leitung: Ute Debus

kp

 

Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

Turm der Siegener Nikolaikirche mit Eingangsportal

 

Der zu Erntedank geschmückte Abendmahlstisch der Nikolaikirche mit der Apsis im Hintergrund.

 

Der Türknauf am Portal der Nikolaikirche lässt die Kreuzform ertasten.

 

Das Krönchen bei Nacht.

 

Die Nikolaikirche in der Siegener Oberstadt

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