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Beten-Bibel-Bollerwagen: 100 „ökumenische“ Christen pilgern durch das Siegerland

25.9.2017

Anlässlich des fünfhundertjährigen Reformationsjubiläums haben sich am Sonntag 100 evangelische und katholischen Christen zu einem „Ökumenischen Pilgerweg“ durch das Siegerland aufgemacht. Dabei war der acht Kilometer lange Pilgerweg in vier Stationen aufgeteilt. An den Stationen haben sich die ökumenischen Pilger mit einer der Thesen Martin Luthers auseinandergesetzt, die vor 500 Jahren die Reformation in Gang gesetzt haben. Jede dieser Stationen wurde im Laufe des Jahres von „ökumenischen Tandems“ vorbereitet: Katholische und evangelische Gemeinde, katholische und evangelische Jugendarbeit, Caritas und Diakonie sowie die Telefonseelsorge und Familienberatung haben Luthers Thesen in die Moderne übertragen.
Ökumenisch war der Pilgerwegs auch deshalb, weil er von der evangelischen Nikolai-Kirche zur katholischen Eremitage führte. Dechant Karl-Hans Köhle vom katholischen Dekanat Siegen drückte diesen Charakter bei seiner Begrüßung an der Nikolai-Kirche so aus: „Unter der Überschrift Beten-Bibel-Bollerwagen werden wir an vier Stationen zu ökumenisch aufbereiteten Luther-Thesen Impulse empfangen und darüber ins Gespräch kommen!“
Begünstigt durch ideales Pilgerwetter kamen die evangelischen und katholischen Christen von Beginn an in einen regen Austausch über die sehr gute ökumenische Zusammenarbeit im Siegerland. Dabei spielten die guten nachbarschaftlichen Kontakte in den Gemeinden ebenso eine wichtige Rolle wie die enge Zusammenarbeit der Kirche in der Flüchtlingsarbeit oder beim Dialog mit anderen Religionen im Siegerland.
Darüber hinaus nahm das persönliche Gespräch der Pilger über ihren jeweiligen Glauben einen breiten Raum ein: Gleich an der ersten Station des Pilgerweges hatten sich die evangelische Nikolai-Gemeinde und der katholische Pastoralverbund Siegen-Mitte mit Luthers zentraler, erster These auseinandergesetzt, in der Begriffe wie „Schuld“, „Umkehr“ und „Vergebung“ die Schlüsselwörter sind. Beide Gemeinden haben diese Begriffe in eine moderne Sprache übersetzt und dabei auch das Siegener Lokalkolorit nicht aus
den Augen verloren: „Hinfallen – Aufstehen – Krönchen richten – Weitergehen“.
An der zweiten Station stand das gemeinsame Anliegen von Caritas und Diakonie im Mittelpunkt, an der Seite der Menschen zu stehen, die arm oder krank sind oder sich in Krisen befinden. Die dritte Station übersetzte eine These Luthers in eine „Wortwolke“ und ließ die Pilger über Begriffe wie die „Gnade Gottes“, „Zweifel“ oder „Vielfalt“ meditieren. Die vierte Station schließlich arbeitet aus einer These Luthers hervor, wie wichtig das persönliche Engagement eines jeden Menschen für sein Umfeld ist.
Zum Abschluss des Pilgerweges an der kath. Wallfahrtskapelle Eremitage in der Nähe des ehem. Klarissenklosters fasste der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen, Peter-Thomas Stuberg, diese ökumenische Übersetzungsarbeit von Luthers Thesen so zusammen: „Pilgern ist seit biblischen Zeiten ein Weg, sich mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen. Genau dies ist heute auf diesem ökumenischen Pilgerweg passiert: Evangelische und Katholischen Christen haben sich gemeinsam ihren Glauben und ihre Traditionen „übersetzt“!“

Volker Schubert

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