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Fresh X
Frische Ideen für Kirche und Gemeinde

18.10.2017

Wie können Kirchen und Gemeinden interessant und relevant sein für Menschen, die kaum oder keinen Kontakt zu Kirchengemeinden haben? Dieser Frage ging das Presbyterforum im Evangelischen Kirchenkreis Siegen kürzlich (10. Oktober) im Evangelischen Gemeindehaus Altstadt nach. 70 Presbyterinnen und Presbyter aus Kirchengemeinden des Kirchenkreises waren der Einladung des Superintendenten Peter-Thomas Stuberg gefolgt und erhofften sich für ihre Gemeindearbeit frische Ideen. Die hatte der Referent Dirk Gellesch, Witten, mitgebracht. Gellesch, nebenamtliches Mitglied der Leitung der Ev. Kirche von Westfalen und engagiert beim „Runden Tisch Fresh X Westfalen, ist beruflich Schulleiter an einem Bochumer Gymnasium.

Seit einiger Zeit kursiert ein neues „Zauberwort“ in der kirchlichen Landschaft: Fresh X. Der Begriff wurde in der anglikanischen Kirche geprägt und steht für „fresh expressions of church“, also für neue Ausdrucksformen der Kirche.

Dirk Gellesch griff in seinem Referat zurück auf seine Erfahrungen als Jugendlicher. Auf seine Einladung zum Gottesdienst hätten seine Freunde gefragt: „Warum soll ich in den Gottesdienst kommen? Das hat doch mit mir nichts zu tun.“ Ihm sei aufgefallen, dass in christlichen Kirchen das Leben manchmal in einer Parallelgesellschaft stattfände. Dies möchte der Kirchenmann überwinden. Gellesch: „An Gott hängt heute mein Herz. Ich möchte dahin gehen, wo die Leute sind, damit sie erfahren, woran ich glaube.“ Das wiederum hat mit der „Fresh X-Bewegung“ zu tun. Zu dem verbreiteten Gemeindebild gehört der sonntägliche Gottesdienst. Dort sollen die Menschen hinkommen. Fresh X ist dagegen ausgerichtet auf Menschen, die noch keinen Bezug zu Kirche und Gemeinde haben. Diese Menschen, so Gellesch, würden mit einer kirchlichen Institution, die zudem an Bindekraft verliere, nicht erreicht. Es bedürfe neuer Gemeindeformen für Menschen in sich verändernden Kulturen. In den Gottesdiensten finde sich ein gutes bürgerlich-soziales Milieu. Was aber, so Gellesch, sei beispielsweise mit Menschen, die sich nicht dazu zählten? Mit solchen Menschen habe das gut bürgerlich-soziale Milieu oftmals nichts zu tun. Auch in Siegen gäbe es viele Kontexte, die mit der normalen Bürgerlichkeit nichts zu tun hätten. In diese Kontexte zu gehen, sei Fresh X ein Anliegen. Es stehe dafür, Menschen in die Nachfolge Jesu einzuladen. Persönliche Beziehungen und wachsender Glaube führten zur Lebensveränderung. Aus diesen Menschen entstehen neue Gemeinden mit eigenen Profilen, geprägt vom jeweiligen Kontext und vom Evangelium.

Gellesch: „Eine solche Gemeinde entspricht nicht unserem Gemeindebild. Die Herausforderung ist, in unseren Gemeinden Menschen zu finden, die zu diesen anderen Milieus passen und dort hingehen. Bei alledem darf man damit rechnen, dass Gott etwas bewirkt.“

In England, so erfuhren die Presbyter, fange eine solche Bewegung damit an, das gebetet werde und man ein Wohnquartier zu Fuß erkunde. Man vertraue darauf, dass Gott zeige, was dran sei. Die Kirchen in England gingen eher pragmatisch als konzeptionell vor. Das nötige Geld, davon seien die Englischen Gemeinden überzeugt, komme dann schon irgendwie.

Nach dem Referat und Gesprächskreisen, in denen es um andere Gemeindeformen, Strukturen und Milieus ging, stellte Ingeborg Otterbach als praktisches Beispiel das Konzept FreiRaum vor. Der Verein für Kunst, Kultur & christliche Spiritualität hat in der Löhrstraße in Siegen seine Räumlichkeiten. Markus Weber, Pastor der methodistischen Kirche, berichtete vom Bistro Connected am Siegener Lindenberg. Die Pausen untermalte Kevin Rudek mit Gitarrenmusik.

Mit einer Abendandacht des Superintendenten und KMD Ute Debus an der Orgel endete in der Nikolaikirche das diesjährige Presbyterforum des Kirchenkreises Siegen.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Dirk Gellesch (li.) im Gespräch mit Pfr. Ulrich Schlappa machte Mut, gewohnte Strukturen und Traditionen in den Gemeinden aufzubrechen und Menschen in verschiedenen Milieus in den Blick zu nehmen.

 

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