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Männertag im Ev. Kirchenkreis Siegen
Die Frage nach dem gnädigen Gott
16.11.2017
Rund 120 Männer aus 16 Männerkreisen des Siegerlandes konnte Kreismännerpfarrer Christoph Dasbach am vergangenen Samstag (11. November 2017) in der Evangelischen Kirche Wilden herzlich begrüßen. Der Männerkreis Wilden hatte zu dem Treffen eingeladen, das jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindet.
In ihrer Andacht ging Pfarrerin Rebecca Schmidt auf den doppelten Martin, auf Martin von Tours und Martin Luther, ein. Vom Ersteren stammt der Namenstag am 11. November. Beide Männer fühlten sich von ihrer Aufgabe überfordert. An beiden Biographien wird aber auch deutlich, dass Gott Menschen beruft und ihnen das schenkt, was nötig ist, um die übertragene Aufgabe auszuführen.
Wie sich die Gemeinde Wilden im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat, stellte der ehemalige Gemeindedirektor Karl Schmidt für den Männerkreis Wilden vor. Bergbau und Landwirtschaft ernährten die Familien. Mit seinen wenigen Einwohnern gehörte der Freie Grund zum Sprengel Haiger. Viele Stunden waren die Menschen zu Fuß unterwegs bis zur Taufkirche in Haiger. Der Wunsch nach eigenen Ortskirchen wurde laut und sie entstanden in Wilnsdorf, Burbach und Neunkirchen. Die Kirche in Wilden entstand erst in den Jahren 2001/2002. Neun Männer aus dem Ort machten sich für den Bau stark und halfen tatkräftig mit. Daraus entstand der Wildener Männerkreis.
Aus der Arbeit der westfälischen Männerarbeit informierte Jürgen Haas. Besondere Erwähnung fand das Vorleseprojekt EMiL – Engagierte Männer in Leselaune. Männer gehen in die Kindertageseinrichtungen und lesen den Kindern vor. Rainer Dirlenbach aus Wilnsdorf berichtete von seinen Erfahrungen als Vorlese-Opa in der Kita Spatzennest. Berührend sei es, wenn ein Kind an der Türe nach ihm Ausschau halte und rufe: „Er kommt, er kommt“.
Landesmännerpfarrer Martin Treichel hatte das Jahresthema der westfälischen Männerarbeit im Laptop: „Gnade…! Womit hab' ich das verdient?“ Zunächst erläuterte er die Zeit Martin Luthers. Die Frage nach dem gnädigen Gott prägte eine ganze Epoche. Die Erkenntnis Luthers war, dass der Mensch seine Gerechtigkeit vor Gott nicht selber herstellen kann. Treichel: „Gott spricht uns gerecht in Jesus Christus. Die guten Werke sind eine Folge der Rechtfertigung.“
Die letzte Aussage führte den Referenten zu dem Wirken des Reformators Johannes Calvin, der 25 Jahre evangelischer Pfarrer in Genf war, über 100 Bücher geschrieben hat und zeitweise der meistgelesenste Autor im 16. Jahrhundert war. Von ihm stammt die sogenannte Prädestinationslehre, wonach Menschen unabhängig von ihrem Verhalten nach Gottes geheimen Ratschluss zum Heil oder aber zum Unheil erwählt seien. Hieraus entwickelte sich der Wert der Arbeit bei Calvin und der reformierten Tradition. Beruf und Berufung wurden gleichgesetzt. Arbeit und Broterwerb wurden als Gottesdienst angesehen und damit geheiligt. Aus Gottes Gnade konnte die menschliche Arbeit erfolgreich sein und war damit ein Zeichen für die Erwählung zum Heil.
Wie verhält sich Gnade und Rechtfertigung zueinander? Diese Fragestellung hat der Apostel Paulus gedanklich durchdrungen. Kreismännerpfarrer Treichel: „Gott will Leben und Heil und eine ungebrochene Beziehung zu den Menschen. Der Kreuzestod Jesu wird als ein Geschehen an uns Menschen gedeutet. Anteil daran bekommen Menschen durch den Glauben.“ Deutlich werde dies in der biblischen Männergeschichte vom verlorenen Sohn.
Abschließend zeigt Treichel exemplarisch auf, wie Männer im Film sowohl gnädig als auch gnadenlos dargestellt werden. Die Filme König David, König Artus, Robin Hood, Zorro, Jango, Dirty Harry, Spiel mir das Lied vom Tod und Rambo wurden daraufhin beschrieben. Abschließend ging der Referent darauf ein, wie das Thema Gnade in Männerberufen in der Gesellschaft aufgegriffen wird. Er zeigt auf, dass Feuerwehr, Polizei und Hilfskräfte heutzutage nach stark belasteten Einsätzen selbst psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Treichel: „Dies ist eine Art praktizierende Gnade.“
Nach dem Mittagessen endete der Kreismännertag mit dem Reisesegen.
Der nächste Kreismännertag findet am Samstag, 10. November 2018, in Kreuztal-Fellinghausen statt.
kp
Text zum Bild oben: (Foto Karlfried Petri)
Landesmännerpfarrer Martin Treichel griff auf dem Kreismännertag in der Ev. Kirche Wilden das Jahresthema der westfälischen Männerarbeit auf: „Gnade…! Womit hab' ich das verdient?“.