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Reformationsjubiläum im Evangelischen Kirchenkreis Siegen
Impressionen aus den Kirchengemeinden

10.11.2017

Im Evangelischen Kirchenkreis Siegen konnte das Reformationsjubiläum in vollen Kirchen,  mit besonderen Gottesdiensten und mit Gottesdiensten an besonderen Orten gefeiert werden. Es fanden regionale Gottesdienste und Gottesdienste in einzelnen Gemeinden statt. Nachstehend einige Impressionen aus den Kirchengemeinden.


 

Olpe

In einem Boot – Gemeinsam unterwegs

Einen Reformations- Gottesdienst der besonderen Art gab es in Olpe. Unter dem Motto „In einem Boot“ feierten rund 361 katholische und evangelische Christen einen ökumenischen Gottesdienst an Bord der MS Westfalen auf der Biggetalsperre. Der symbolträchtige Ort macht deutlich: Im Glauben an Christus sind wir vereint über Konfessionsgrenzen hinweg. Wir sitzen in einem Boot auf unserer Reise durch die Zeit und Christus ist der Steuermann. Und so wurde der Gedenktag der Reformation gemeinsam als ein Christusfest in einem Boot auf der Bigge gefeiert. Ein fröhlicher Gottesdienst in unkonventioneller Form an einem symbolträchtigen Ort – in einem Boot. Nicht Kirchenspaltung und theologische Differenzen standen im Mittelpunkt, sondern die Freude am Feiern unseres gemeinsamen Glaubens an den, der uns auch in den Stürmen des Lebens trägt.

An diesem Tag wurde deutlich: Unsere Kirchen haben sich aufeinander zubewegt. Aus dem Gegeneinander früherer Jahrhunderte und dem anschließenden Nebeneinander vergangener Jahrzehnte ist hier vor Ort ein vertrauensvolles, geschwisterliches Miteinander geworden.

Pfr. Wolfgang Schaefer/kp

Fotos: Susanne Lanatowitz


 

Freudenberg

Technikmuseum Freudenberg

Etwa 400 Menschen hatten sich zum Reformationsjubiläum im Technikmuseum Freudenberg eingefunden. Alle Plätze waren besetzt, viele mussten stehen, trotz Video-Übertragung in einen Nebenraum.

Pfarrer Thomas Ijewski ließ die Zuhörenden spüren, wie sich Gottesdienstbesucher vor der Reformation und Luthers „Deutscher Messe“ gefühlt haben müssen. Er las den Psalm 46 auf Latein. Ohne Vorwarnung, in ganzer Länge, 1:30 Minuten. Damals mussten zudem die Freudenberger erst einmal eine Stunde nach Oberholzklau laufen, um dann eine Stunde im Gottesdienst nichts zu verstehen und anschließend wieder eine Stunde zu Fuß zurück zu gehen.  

Danach wurde der Psalm 46 auf Deutsch im Wechsel gesprochen sowie die von Liedermacher Luther komponierte und getextete Version „Ein feste Burg ist unser Gott“ gesungen. Es wurde eindrücklich, was Reformation auch bedeutete.

Pfarrer Thomas Ijewski: „Es war wirklich einmalig, vor dieser großartigen Kulisse das Reformationsjubiläum zu feiern. Glaube, der etwas bewegt - ich denke, dieser Gottesdienst hat auch die Menschen bewegt, die ihn gefeiert haben.“

Ev. Kirchengemeinde Freudenberg/kp

Fotos: Henning Siebel

 

 

Jugendliche aus dem Teenkreis Büschergrund bei einer szenischen Darstellung des Thesenanschlags. Titel: „Ein Selfie mit Martin“.


 

Klafeld

Die Freiheit eines Christenmenschen

Im Festgottesdienst in der voll besetzten Talkirche erwartete die Besucher ein abwechslungsreiches Programm. Dazu trugen der Kirchenchor Klafeld, die CVJM- Posaunenchöre Setzen und Klafeld sowie zwei Spielszenen bei, die der Ausschuss für Gottesdienst und Kirchenmusik aufführte. Im Glauben, der alles von Gott und nichts von sich selbst erwartet, liege die Freiheit eines Christenmenschen, betonte Pfarrerin Almuth Schwichow in ihrer Predigt. Am Abendmahl nahmen ungewöhnlich viele Frauen, Männer und Kinder teil. Mit einem Sektempfang in der Kirche klang der Gottesdienst aus.

Text zum Foto: Mutter Gottlieb berichtet Martin Luther über den Auftritt des Ablass-Predigers Johann Tetzel in Wittenberg.

Peter-Christian Rose


 

Netphen

Theater-Gottesdienst in der Ev. Martini-Kirche Netphen

Szenen aus dem Leben Martin Luthers

Man musste sich am Reformationstag 2017 schon früh in der Ev. Martini-Kirche einfinden, um noch einen Sitzplatz oder Stehplatz zu ergattern. Die evangelischen Kirchengemeinden der Region 1 - Netphen, Deuz, Dreis-Tiefenbach und Rödgen-Wilnsdorf - hatten zu einem Theater-Gottesdienst zum Reformationstag eingeladen. Die Ev. Kirche Martini konnte die Gottesdienstbesucher nicht fassen. Im hinteren Teil der Kirche und an den Seiten standen die Menschen. Etliche Besucher kamen gar nicht mehr herein und mussten sich auf die beiden Folgeaufführungen in Wilnsdorf und Freudenberg verweisen lassen.

Seit Januar hatten Pfarrer Tim Winkel, Bernd Melchert, Jens Grimm, Pfarrer Lothar Schulte, Pfarrerin Rebecca Schmidt und Nicole Schmallenbach das Stück „Luther – Szenen aus seinem Leben“ eingeübt. Das Luther-Stück stammt aus der Feder des bereits verstorbenen Karlheinz Komm. Regie führte Lothar Schulte, der nicht nur Gemeindepfarrer ist, sondern auch gelernter Theaterpädagoge. Das Ergebnis war beeindruckend. Über zwei Stunden zeigten die Schauspieler eine beeindruckende Bühnen- oder besser Chorraumpräsenz. Karlheinz Komm, dem Lothar Schulte noch persönlich begegnet ist, nimmt die zuschauenden Zuhörer in die Pflicht: „Man wird es aufs Wort stellen müssen, man wird mehr zu hören als zu sehen bekommen, man ist mehr zum Denken und Nach-Denken gezwungen als zu Reaktionen, die aus der Emotion kommen.“ Das passt ins reformierte Siegerland. Und dennoch waren die zwei textlastigen Stunden alles andere als langweilig und erdrückend. Die Szenenabschnitte waren abwechslungsreich und ausdrucksstark inszeniert. Die Auseinandersetzung mit dem Vater, die innere Krise im Kloster, die Auseinandersetzung mit der Kurie, der Reichstag zu Worms, sein Aufenthalt auf der Wartburg und der Bauernkrieg. Und zuletzt am Ende seines Lebens angekommen zieht Luther Bilanz und stellt sich die Frage nach seiner Verantwortung. Die Schauspieler verkörperten ihre Rollen, auch dank gekonnter Regie, ausdrucksstark. Besonders zu erwähnen ist Tim Winkel, der Unmengen Text lernen musste, und einen überaus engagierten und sprechgewaltigen Luther auf die Bühne stellte.

Die Überleitungen der Szenen gestaltete Matthias Fischer stimmungsvoll auf der Orgel.

Es gehört normalerweise nicht zu einem Gottesdienst, dass am Ende applaudiert wird, auch wenn die Predigt noch so gut war. Diesmal ging es nicht anders. Unter Standing Ovations verabschiedeten sich die Schauspieler – nach dem Segen. 

kp

Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)

Luther (Tim Winkel, rechts) und Staupitz (Jens Grimm, links) im Gespräch.

 

Die voll besetzte Martini-Kirche Netphen

 

Die Schauspieler (v. li.): Nicole Schmallenbach, Tim Winkel, Bernd Melchert, Jens Grimm, Rebecca Schmidt und Lothar Schulte.


 

Oberfischbach

Churchnight

Churchnight in Oberfischbach

Bis in die Turmspitze hinein phantasievoll beleuchtet, so präsentierte sich die ev. Johanneskirche  in Oberfischbach am Abend des Reformationstages den vielen Besuchern, die aus nah und fern zur Churchnight gekommen waren. Sie erlebten einen stimmungsvollen Abend mit dem christlichen Liedermacher, Autor und Aktionskünstler Arno Backhaus. Es wurde viel gesungen und gelacht bei seinem Programm, das mit Wortwitz gespickt war, aber auch tröstliche und nachdenkenswerte Beiträge enthielt. Ein großes Büfett hielt die Stimmung auch in den Pausen hoch und machte die Churchnight komplett.

Susanne Ofori

Foto Karsten Korte: Angestrahlte Kirche Oberfischbach X

Arno Backhaus


 

Trupbach-Seelbach

Mit Luther unterwegs

„Mit Luther unterwegs durch Trupbach und Seelbach“. Unter diesem Motto stand eine viertägige Veranstaltungsreihe. Das Motto wurde dabei ganz wörtlich genommen. Es war eine „Reise“ durch vier verschiedene Häuser der Ortsvereine: das Feuerwehr-Gerätehaus, das Schützenhaus, das Bürgerhaus und das Sportheim. Die Abende  wurden gemeinsam von der Evangelischen Kirchengemeinde und den Ortsvereinen gestaltet. Mit dabei waren die Feuerwehr, die Heimatvereine Trupbach und Seelbach, der Vdk Ortsverband, der Förderverein Seelbacher Weiher, der TSV Siegen und die Schützengilde Alchetal. Im ersten Teil der Abende stellten die beteiligten Vereine in kreativer Weise ihre Arbeit vor – z.B. mit Bildern und Musikbeiträgen. Sogar eine Modenschau war mit dabei. Danach gab es einen Impuls zum Thema von Mathias Lauer, dem Leiter der Deutschen Zeltmission. Er lud die Zuhörer ein, ihr Leben Jesus Christus anzuvertrauen. Auch der CVJM Seelbach schloss sich mit seinem Jahresfest der Reihe an. Den Abschluss bildete der Gottesdienst am Reformationstag in der Auferstehungskirche.

Pfr. Dr. Christian Schwark

Feuerwehr-Gerätehaus

Mathias Lauer

Tina Schwark mit Luther-Puppe


 

Weidenau

Kirche - aus gutem Grund

"Die Christuskirche in Weidenau, deren Grundstein vor 50 Jahren am Reformationstag gelegt wurde, erzählt es mit ihrer modernen Architektur: Ihr Schiffsbug erinnert an Jesu Bootsfahrten, Menschenfischerei und dergleichen, sondern auch daran, dass wir als Kirche – aus gutem Grund – ständig unterwegs sind. Dies ist ein rechtes reformatorisches Verständnis von Freiheit: nicht immer mehr konsumieren auf Kosten von anderen, sondern frei werden für Gottes Begegnung unterwegs und hier bei uns vor Ort: endlich FREI!"

Pfr. Martin Hellweg

Historisches Foto der Christuskirche

 


Diakonie-Klinikum

Die Kraft des Gebets neu entdecken

„Luther to go“: Superintendent erinnert im Diakonie Klinikum an 500 Jahre Reformation

Eine voll besetzte Krankenhaus-Cafeteria, Live-Übertragung in die Patientenzimmer, reichlich Jazz-Musik und ein über 500 Jahre gespannter Redebogen von der Reformation von einst zur Diakonie von heute: Mit einem feierlichen Gottesdienst um 15.17 Uhr erinnerte die Diakonie in Südwestfalen im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen an den Tag anno 1517, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche schlug und der in der Folge den Weg für den Protestantismus ebnete.

 Pfarrer Peter-Thomas Stuberg, Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Siegen, zeichnete Luther in seiner Predigt als einen Menschen, der trotz Angstzuständen, chronischen Leiden und Phasen der Düsternis gesellig und eifrig war, Musik liebte und viel Lebensfreude aus sich und für andere herausholte. Stuberg: „Sein wirksamstes Mittel, sich frei zu wissen: Luther wusste sich bei und in Christus aufgehoben.“ Nicht still sitzen, sondern helfen, wenn es anderen schlecht ergeht – auch das ist etwas, was Luther dem Menschen mit auf den Weg gegeben habe. Damit schlug Stuberg den Bogen zur Diakonie, erwähnte stellvertretend Pflegekräfte und Ärzte, die helfend und heilend mit hohem Engagement manchmal über ihre Kräfte hinaus arbeiteten. Der Superintendent wünschte sich, dass wieder mehr Menschen mit Gott sprechen und das Motto des Gottesdienstes „Luther to go“ (Luther zum Mitnehmen) in der Kraft des Gebets wiederfinden.  

„Mein Nächster ist jeder Mensch, vor allem der, der Hilfe braucht“, skizzierte Geschäftsführer Dr. Josef-Rosenbauer die Sicht des Reformators auf die Diakonie, also auf den Dienst am Menschen. Aber auch die, die Hilfe gäben, erführen darin die Gnade Gottes. Pfarrerin Christiane Weis-Fersterra, Pflegedirektor Sascha Frank und Gudrun Nöh, Vorstandsmitglied im Diakonischen Werk des Ev. Kirchenkreises Siegen, brachten sich bei Eingangs- und Fürbittgebet mit ein. Eine Jazzcombo um Martin Reuthner und Werner Hucks untermalte den Gottesdienst musikalisch. Volker Gürke, Leiter Referat Diakonisches Profil, moderierte die Feierstunde, gab reformatorische Impulse und lud die Besucher nach der Feierstunde zur Wittenberger Kaffeetafel ein.

Text: Anne Bach

Fotos: Stefan Nitz

Die Kraft des Gebets passt wohl kaum in einen Kaffeebecher zum Mitnehmen. Beim Diakonie-Gottesdienst „Luther to go“ nahmen die Besucher aber viele Impulse mit.

 

Etwa 100 Gäste besuchten den Gottesdienst in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling. Die Predigt hielt Superintendent Peter-Thomas Stuberg.

 

Reuthner-Hucks & Friends unterhielten die Besucher in der Cafeteria und die Patienten auf den Zimmern mit Jazzmusik.

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