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Kreissynode Siegen I
Momentaufnahme des Superintendenten
Kindertageseinrichtungen und Allianz für den freien Sonntag
30.11.2017
Eine Momentaufnahme des Evangelischen Kirchenkreises Siegen gab Superintendent Peter-Thomas Stuberg auf der Kreissynode, die am Mittwoch, 29. November 2017, in der CVJM-Jugendbildungsstätte in Wilgersdorf tagte.
Zunächst einmal blickt er zurück auf das Reformationsjubiläum 2017. Stuberg: „Ich glaube, wir dürfen eine dankbare und staunende Bilanz ziehen für die vielen gelungenen, gut besuchten und gesegneten Veranstaltungen in diesem Jahr.“ Ob in Vorträgen, in Theaterstücken, in kabarettistischen Einlagen, in Gottesdiensten, im Poporatorium oder symphonischen Konzert: Immer stand die Botschaft der Reformation im Mittelpunkt. Der leitende Theologe im Kirchenkreis hob hervor, dass in alledem, wie auch in den überaus gut besuchten Gottesdiensten am Reformationstag und zuvor beim prall gefüllten Kreiskirchentag, der „Herzschlag unseres Kirche sein“ erlebt werden konnte. Dabei ging es um „die freie Gnade Gottes, die er allen Menschen zuteil werden lässt.“ Stuberg: „In ihr gründen wir uns, Jesus Christus verkörpert sie, sein Geist übermittelt sie uns, bestärkt, vergewissert und leitet uns, in dieser freien Gnade zu bleiben.“ Und , so Stuberg weiter: „Nicht einfach bloß der äußere Umbau von Strukturen, sondern die innere neue Vitalisierung der Gestalt unserer Kirche durch geistliches Leben – das bedeutet Reformation auch in Zukunft.“
Im Blick auf das ökumenische Miteinander zieht der Superintendent das Fazit: „Das lebendige und kräftige Wort Gottes und unsere Antwort im Gebet und Gehorsam – das alles konnten wir in den zurück liegenden Monaten geradezu neu, am deutlichsten im Gemeinsamen erfahren. Dankbar sind wir dabei besonders für die ökumenische Weite: Dass wir mit unseren Glaubensgeschwistern das Gemeinsame unseres Glaubens erleben und das Unterscheidende in unseren Kirchen stehen lassen konnten – hier haben wir in diesem Jahr mehr als nur atmosphärisch zusammengefunden.“
Kirchenmusik und Pfarrstellen
Die Kirchenmusik wird den Kirchenkreis in den nächsten Monaten besonders beschäftigen. KMD Ulrich Stötzel geht in 2018 in den Ruhestand. Seine Nachfolge muss geregelt werden. Stuberg: „Wir haben im Kirchenkreis Siegen zwei volle hauptamtliche A-Musikerstellen. Mit beiden Stellen verbunden sind zwei große Chöre mit entsprechenden aktuellen Orchesterensembles. Sie verantworten in jedem Jahr etliche Konzerte auf hohem musikalischem Niveau. Damit erfüllen sie einen unverzichtbaren Verkündigungs- und Bildungsauftrag, den sie stellvertretend für alle 29 Kirchengemeinden in unserem Kirchenkreis wahrnehmen. So leisten wir mit dieser hochkarätigen Musik unseren kirchlichen Beitrag zur Kultur in unserer Region.“ Stuberg machte deutlich, dass es außer Frage steht, diese frei werdende Stelle wieder zu besetzen. Dazu hat der Kreissynodalvorstand eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die eine Beschreibung des Stellenprofils erarbeitet.
Aus den Reihen der Synodalen wird hierzu deutlich angemerkt, dass bei der Wiederbesetzung auch die populäre Kirchenmusik berücksichtigt werden soll.
Die Pfarrstellensituation im Kirchenkreis ansprechend bemerkt der Superintendent, dass sich die Zeit des Mangels an Theologinnen und Theologen allmählich bemerkbar mache. Freie Stellen zu besetzen werde besonders im Siegerland zunehmend schwieriger. Es stehe in Aussicht, dass in 2018 ein Vikar in den Kirchenkreis Siegen komme und auch eine Pfarrperson im Probedienst rücke in berechenbare Nähe. Stuberg: „Gerade den jüngeren Jahrgängen von Theologinnen und Theologen müssen wir hier in unserer Region Perspektiven bieten. Dies muss nötigenfalls auch unterhalb unserer Korridorwerte für Pfarrstellen mit Befristung zu versuchen sein.“
Kindertageseinrichtungen
Als Schwerpunktthema im nächsten Jahr sollen die 52 evangelischen Kindertageseinrichtungen in den Blick genommen werden. Davon sind 45 der verantwortlichen Geschäftsführung von EKiKS übertragen und sieben sind in der Trägerverantwortung von Kirchengemeinden. Stuberg: „Unsere Kindertageseinrichtungen und ihre über 700 Mitarbeitenden leisten jeden Tag einen liebevollen, qualifizierten und hoch engagierten Dienst für die uns anvertrauten Kinder. Wohl kaum eine kirchliche Arbeit ist so konstant und so nachhaltig aufgestellt wie die Arbeit unserer Kindergärten.“ Bis zu fünf Jahre lang wachsen Kinder in ihnen heran, finden hier Freunde, lernen hier Sprache, Selbstwahrnehmung, Sozialverhalten und die Welt um sie herum als Gottes Werk kennen. Dabei werden auch die Familien unterstützt. Diese wertvolle Arbeit müssen und wollen sich der Kirchenkreis und die Gemeinden etwas kosten lassen. Im kommenden Jahr fast 1 ¼ Mio. Euro.
Dennoch macht der Superintendent deutlich, dass das Kinderbildungsgesetz „einen gravierenden Gewebefehler“ habe. Die Kostensteigerungen der letzten Jahre lagen zum erheblichen Teil an der Unterfinanzierung bei den Pro-Platz-Pauschalen. Die neue Landesregierung habe erkannt, dass freie Träger diese Aufgabe nur weiterführen könnten, so Stuberg, wenn sie finanziell und strukturell deutlich entlastet würden. Dazu seien 400 Mio. Euro zusätzlich vorgesehen, von denen der Kirchenkreis auf drei Jahre verteilt die nötigen zwei Mio. Euro erhalte. Was jedoch grundsätzlich gebraucht werde, sei ein neues, mindestens aber ein gründlich überarbeitetes Kinderbildungsgesetz, das dem Kirchenkreis und den Gemeinden endlich wieder den Rücken freihalte für eine gute Kita-Arbeit ohne die Sorge im Nacken, wie die künftigen Finanzlöcher gestopft werden könnten. Superintendent Stuberg: „Nicht nur aus finanziellen Gründen wollen wir uns mit der Arbeit unserer Kindertageseinrichtungen im nächsten Jahr beschäftigen. Ich habe angeregt, das gesamte Feld der Kita-Arbeit im Zusammenhang mit unserer gemeindlichen Arbeit in den Blick zu nehmen.“ Dabei soll die Kita-Arbeit auf das kreiskirchliche Konzept „Solidarität in Vielfalt“ bezogen und das gemeinsame evangelische Profil der Einrichtungen geschärft werden.
Arbeitsfreier Sonntag
Die „Allianz für den freien Sonntag“ besteht in diesem Jahr seit 10 Jahren. Ihr Anliegen, den Sonntag weitgehend arbeitsfrei zu halten, bekommt eine besondere Aktualität. Die neue Landesregierung sieht vor, dass künftig die Läden in den Innenstädten häufiger und vereinfachter öffnen können als bisher. Das jetzige Ladenöffnungsgesetz sieht bei einem konkreten Anlass maximal vier Sonntage pro Marktbezirk für maximal fünf Stunden Ladenöffnung vor. Künftig sollen an bis zu acht Sonntagen Innenstadtgeschäfte öffnen können ohne konkreten Anlass. Die Öffnungsfreigabe kann in einer Kommune auf bis zu16 Sonntage erweitert werden. Damit will man dem Onlinehandel entgegentreten und zu einer Belebung der Innenstädte beitragen. Der Superintendent verweist auf das Grundgesetz, das in Art. 140 den Sonntag als gesetzlichen Feiertag schützt. Stuberg: „Wir als Kirchen müssen dieser wiederholten Ausweitung nicht nur von Gesetzes wegen sondern allein schon von unserer biblischen Tradition herkommend widersprechen. Der Sonntag als Tag der Ruhe für alle Geschöpfe fußt im Gebot der Sabbatruhe für alle.“ Auch wenn der Sonntag gleichermaßen von allen nicht eingehalten werden könne, dürfe er als Ziel nicht aufgegeben und dem Gesellschaftsbild einer pausenlos tätigen oder konsumierenden Bevölkerung unterworfen werden. Zunehmend mehr Menschen arbeiten am Sonntag, mittlerweile etw 12 %, Tendenz steigend. Stuberg: „Der Sonntag darf nicht noch weiterer Erosion und wirtschaftlicher Interessen zum Opfer fallen.“ Er verweist auf den entsprechenden einstimmigen Beschluss der Landessynode.
Die verständliche Sorge des Einzelhandels, gegen den rasant wachsenden Onlinehandel zu verlieren, könnten am besten die Verbraucher zerstreuen, indem sie bewusst vor Ort einkauften. Dazu reichten allerdings sechs Tage mit jeweils 10 Einkaufsstunden aus.
Dies, so der Superintendent, könne gut gemeinsam ökumenisch vertreten werden. Die christlichen Glaubensinhalte hätten eine Form, auch in der Gestaltung der Zeit als Tag, Woche und Jahr. Stuberg: „In der Tradition unseres Glaubens werden alle Momente des Lebens darin dargestellt und eben aufbewahrt: Arbeit und arbeitsfreie Zeit, Aktion und Stille, Zeiten der Trauer und Zeiten zum Feiern, Zeiten der Erwartung, des sehnsuchtsvollen Verlangens, und Zeiten der Erfüllung, der vollkommenen Gegenwart des Erhofften. Alles hat seine Zeit – diese biblische Weisheit hineinzutragen in unsere zunehmend unstrukturierte und individualisierte, in unsere atemlosen und ständig sich erschöpfende auspowernde Gesellschaft, das sehe ich als unsere Aufgabe. Wir haben Gutes anzubieten. Gut, wenn wir es noch dazu gemeinsam tun.“
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Superintendent Peter-Thomas Stuberg will im kommenden Jahr die evangelischen Kindertageseinrichtungen mit ihrem evangelischen Profil in den Blick nehmen.