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Kreativer Querdenker mit Blick für das Ganze
Telefonseelsorger Pfarrer Rolf Christian Wangemann gibt das Lenkrad aus der Hand
5.12.2017
In einem Gottesdienst in der Nikolaikirche in Siegen wurde am vergangenen Freitag (1.12.2017) der evangelische Pfarrer Rolf Christian Wangemann verabschiedet und von seinen dienstlichen Aufgaben als Pfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Siegen entpflichtet. 22 Jahre lang war Wangemann als Pfarrer in der TelefonSeelsorge Siegen tätig, die letzten sechs Jahre als deren Leiter. Er wechselt nun in die Evangelisch-Reformierte Kirche und übernimmt die Pfarrstelle eines Krankenhausseelsorgers in seiner Heimatstadt Nordhorn in der Grafschaft Bentheim.
In Vertretung des erkrankten Superintendenten übernahm kurzfristig Stefan König, Pfarrer in der Nikolai-Kirchengemeinde und Scriba im Kreissynodalvorstand, die Verabschiedung und Entpflichtung. Im Gottesdienst wirkte auch Dechant Karl-Hans Köhle mit, ist doch die TelefonSeelsorge eine Einrichtung, in der die Ökumene gelebt wird.
Sechs Jahre lang waren Rolf Christian Wangemann und sein Stellvertreter Bernd Wagener gemeinsam in der und für die TelefonSeelsorge Siegen unterwegs. Mal nach Paderborn, wo das Bistum seinen Sitz hat, mal nach Bielefeld, dem Sitz der westfälischen Landeskirche. Eine „glückliche und bereichernde Verschiedenheit“ nannten beide das ökumenische Miteinander. Sie saßen vor dem Chorraum der Nikolaikirche und ließen das gemeinsame Miteinander Revue passieren. Noch hatte Wangemann symbolisch das Lenkrad in der Hand. Sie haben gemeinsam gearbeitet, geglaubt, gehofft, Glauben geteilt, Unterschiede erlebt, vertraut, Segen ebenso geteilt wie Freude, Leid und Leben. Ein Grundsatz der TelefonSeelsorge wurde deutlich: „TelefonSeelsorge kann und darf man nicht alleine machen“. Immer bedarf es der Rückmeldung und des Gegenübers. Anders kann man vermutlich die Schwere so manchen Telefongesprächs nicht ertragen.
Am Ende des Gesprächs überreichte Wangemann das Lenkrad seinem Stellvertreter Bernd Wagener.
Bis zur Wiederbesetzung der evangelischen Pfarrstelle hat der katholische Theologe nun die Leitung inne. Dechant Karl-Hans Köhle und Pfarrer Stefan König nehmen zusätzlich vor dem Chorraum Platz. Das gemeinsame Miteinander kam zur Sprache. Köhle: „Jesus hatte seine Jünger auch zu zweit ausgesandt.“
In seiner Abschiedspredigt hob Pfarrer Wangemann hervor, dass auf beiden Seiten des Telefons, in der Anonymität, Gottes Wort gelte. Das „Fürchte dich nicht, kleine TelefonSeelsorge. Ihr müsst die Namen der Anrufenden nicht kennen. Ihr erinnert am Telefon an Gottes Gegenwart und seine Fürsorge.“
Nach dem Gottesdienst hatte der Evangelische Kirchenkreis Siegen zum Empfang ins benachbarte Gemeindehaus Altstadt geladen. Hier waren die TelefonSeelsorge-Familie, Freunde, Förderer und Wegbegleiter zugegen. In Grußworten zur Verabschiedung wurde Wangemann beschrieben als kreativer Querdenker mit einem Blick für das Ganze. Die Idee von der flächendeckenden Finanzierung der TelefonSeelsorge in der westfälischen Landeskirche sei von ihm angestoßen worden. In seiner Gegenwart habe man immer viel gelacht.
Das letzte Wort hatte der scheidende Pfarrer selbst. Auf die Frage, was er denn beruflich mache, antworte er regelmäßig mit: Leiten, Lehren und Trösten. All das kann man nicht alleine. Vieles findet im Verborgenen statt. Wangemann: „Danke, dass ich von euch in Anspruch genommen wurde.“
Rolf Christian Wangemann wurde 1959 in Nordhorn/Grafschaft Bentheim geboren. Er studierte ev. Theologie in Göttingen, Bern, Genf und Bielefeld sowie Personalentwicklung an der TU Kaiserslautern. Nach seinem Gemeindevikariat in der Ev.-Ref. Gemeinde Bielefeld war er vier Jahre wissenschaftlicher Assistent an der kirchlichen Hochschule Bethel im Fach praktische Theologie. Er absolvierte Ausbildungen zum Familientherapeuten und Supervisor. Von September 1995 bis November 2011 war er stellvertretender Leiter der TelefonSeelsorge Siegen. Er übernahm die Kreispfarrstelle von Helmut Flender, der damals von der TelefonSeelsorge in das Superintendentenamt wechselte. Ab Juni 2011 hatte er die Leitung der ökumenischen Einrichtung inne. Im Kirchenkreis Siegen hatte Wangemann zuletzt den Vorsitz im synodalen Fachausschuss Seelsorge und Beratung inne und leitete zudem den Arbeitskreis „Betriebliches Gesundheitsmanagement“, der die Gesunderhaltung der Mitarbeitenden im Blick hat.
1980 wurde die TelefonSeelsorge Siegen von den evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein und dem katholischen Gemeindeverband Siegerland/Südsauerland gegründet. Zurzeit sind 100 Ehrenamtliche in der TelefonSeelsorge aktiv und nehmen etwa 20.000 Anrufe pro Jahr entgegen, ca. 50 Gespräche jeden Tag.
kp
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)
Bild oben
Das ökumenische Miteinander wird in der TelefonSeelsorge gelebt. Dies wurde auch im Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Rolf Christian Wangemann deutlich.
Im Bild v. li.: Dechant Karl-Hans-Köhle, Bernd Wagener, Pfarrer Rolf Christian Wangemann und Pfarrer Stefan König.
Pfarrer Rolf Christian Wangemann wurde im Ev. Kirchenkreis Siegen verabschiedet. Er erhielt von den Gruppenleitern eine Siegerländer Eiche