News-Archiv
Kreissynode Siegen III
Bericht des Superintendenten
Grußwort Bürgermeister Steffen Mues
29.6.2018
Kirchenkreis – ein permanenter Veränderungsprozess
Vor 200 Jahren entstanden in der Kirche der westfälischen Provinzen die Kirchenkreise, die damals noch Diöcesen hießen, und damit auch der Kirchenkreis Siegen. 13 Gemeinden wurden für ihn festgelegt: Siegen, Rödgen und Willesdorf, Netphen, Müssen, Holzklau, Hilchenbach, Freudenberg, Fischbach, Ferndorf, Diesselndorf, Crombach, Burbach sowie Neunkirchen. Der Begriff Kirchenkreis, so Superintendent Peter-Thomas Stuberg in seinem Synodenbericht, sei wohl erst 1923 in der Kirchenordnung gebildet worden. Er sei ein Gefüge, „das immer wieder aufs Neue seine Strukturen an die Erfordernisse der jeweiligen Gegenwart angepasst hat“. Es habe niemals eine Zeit gegeben, in der die Verantwortlichen die Gestalt des Kirchenkreises gewissermaßen in Stein gemeißelt hätten. Der Mix aus Bewahrung von Tradition und dem Wagnis zur Veränderung sei ein Teil des historischen Erbes, das den 200 Jahren seines Bestehens abgelauscht werden könne. Heute sei Kirche nicht mehr Staatskirche, die vom Preußenkönig her ihre Rechtsordnung bekomme. Stuberg: „Unsere Kirche hat spätestens seit der Weimarer Reichsverfassung das verbriefte Recht, ihre Angelegenheiten selbstständig und vom Staat unabhängig zu regeln. Das gilt bis heute, auch wenn wir in Vielem ganz staatsanalog strukturiert sind.“ Kirchenkreis, das sei eine eigene juristische Person, eine Gestalt von Kirche, in der Aufgaben organisiert und ausgestattet würden, die im Auftrag der Gemeinden überkirchliche Verantwortung bündele. Er bilde den Rahmen zur Gestaltung der geistlichen Gemeinschaft zwischen den Gemeinden.
Stellenbesetzungen
Anschließend berichtet der Superintendent über personelle Veränderungen im Kirchenkreis. Pfarrer Dietrich Hoof-Greve werde Leiter der Telefonseelsorge Siegen. Die Wiederbesetzung der dadurch frei werdenden Stelle der Evangelischen Studierendengemeinde sei bei der Landeskirche beantragt. Das Bewerbungsverfahren zur Wiederbesetzung der Kirchenmusikerstelle an der Martinikirche Siegen werde ab September eröffnet. In der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle gehe die Leiterin Annette Mehlmann in den Ruhestand und Simone Weiß, bisher stellvertretende Leiterin, werde die Leitung übernehmen. Im Evangelischen Gymnasium habe nach der Pensionierung des stellvertretenden Schulleiters Hartmut Abrell die Vakanz Hans Jürgen Förtsch lange und sehr gut mit ruhiger Hand und hervorragenden Ergebnissen ausgefüllt. Nach einem offiziellen Bewerbungsverfahren mit mehreren Bewerbern habe nun Thomas Süßenbach die Stelle des stellvertretenden Schulleiters angetreten. Pfarrer Jörn Contag sei seit 1. Mai der neue theologische Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen.
In den Gemeinden seien Wiederbesetzungen von Pfarrstellen oft schwierig. Sehr zu Unrecht habe das Siegerland einen Image-Malus, der bei Lichte gesehen der Realität überhaupt nicht standhalte. Dagegen könne er nur berichten von einer hohen Verbundenheit der Menschen zu den Gemeinden, vom wirklich vielfältigen kirchlichen Leben, der reichen Unterstützung durch ehrenamtlich Mitarbeitende, von einer guten Infrastruktur, viel schöner Natur und vieles mehr. Im nächsten Jahr würden Studierende der evangelischen Theologie im Rahmen einer Exkursion das Siegerland von seiner echten Seite kennenlernen.
Kirchenasyl
Abschließend geht Superintendent Peter-Thomas Stuberg auf die auch in Gemeinden des Kirchenkreises durchgeführte Kirchenasyle ein. Das Kirchenasyl komme Menschen zugute, deren Leib und Leben in ihren Heimatländern bedroht sei. In solchen Fällen, so die Aussage der Präses der westfälischen Landeskirche Annette Kurschus auf einer Pressekonferenz, könne ein Kirchenasyl ein Atempause gewähren, ein notwendiges Zeitfenster öffnen. Dadurch entstehe kein rechtsfreier Raum. Im Gegenteil, dieses Zeitfenster des Kirchenasyls könne den Rechtsstaat sogar stärken, weil es in vielen Fällen dem Recht zum Durchbruch verhelfe. Diesen Effekt, so Stuberg, hätten hiesige Gemeinden bisher ausnahmslos immer erlebt. Menschen seien nach nochmaliger gründlicher Betrachtung ihrer Situation der vorläufige Stand der Anerkennung zuerkannt worden. Stuberg: „Den Gemeinden, die sich hier in vielen Stunden und mit einem erheblichen ehrenamtlichen Einsatz rund um die Uhr jeweils eingesetzt haben, spreche ich für uns alle unseren Dank aus.“ Gerade in Zeiten der oberflächlichen Generalverurteilungen von Asylbewerbern sei die gründliche juristische Betrachtung des Einzelschicksals die einzige Art, die weiter führe und die das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte zur Anwendung bringe. Ein beredtes Beispiel von gelingender Integration beschreibe Dirk Hermann. In unserer Diakonie machten gerade fünf Flüchtlinge eine Ausbildung zum Altenpfleger und zwei in der Krankenpflege. 13 Teilnehmer hätten die erste Sprachprüfung in deutscher Sprache abgelegt, 11 weitere seien für das fortschreitende Modul angemeldet. Dank ehrenamtlicher Begleitung in den Gemeinden, dank der Diakonie in Südwestfalen und damit vor allem dem Engagement von Dirk Hermann halte ihre Motivation auf diesem Wege immer noch an. So erhielten sie Perspektive und Würde, indem sie ganz regulär auf dem ersten Arbeitsmarkt versuchen möchten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Um der besseren Vernetzung der Arbeit für geflüchtete Menschen willen bittet der Superintendent beteiligte Gemeinden im Vorfeld eines eventuellen Kirchenasyls, mit Pfarrer Volker Schubert Kontakt aufzunehmen, und ihn als kreiskirchlichen Beauftragten in das Verfahren einzubeziehen.
kp
Text zum Bild oben: (Foto Karlfried Petri)
Superintendent Peter-Thomas Stuberg berichtet von Veränderungen im Kirchenkreis, geht auf dessen Geschichte ein und dankt den Gemeinden, die sich mit hohem Aufwand um geflüchtete Menschen kümmern und ihnen Kirchenasyl gewähren.
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Neue Mitarbeitende in Leitungsfunktion wurden auf der Synode begrüßt.
Im Bild v.li.: Jörn Contag, Dietrich Hoof-Greve, Simone Weiß, Thomas Süßenbach und Superintendent Peter-Thomas Stuberg.
Wichtige Stimme in der Gesellschaft
Für Siegens Bürgermeister Steffen Mues war es naheliegend, in seinem Grußwort auf der Synode die Situation der Kindertageseinrichtungen anzusprechen. Gibt es doch im Stadtgebiet Siegen 25 Kindertageseinrichtungen in evangelischer Trägerschaft. Er bezeichnete das Kibiz (Kinderbildungsgesetz NRW) als ein Bürokratiemonster mit Deckungslücke. Langfristig müsse es dahin kommen, dass die finanzielle Unterfinanzierung der Kindertageseinrichtungen beendet werde. Diesbezüglich habe er mit dem Superintendenten schon ein Gespräch geführt. Die Stadt Siegen hat die bislang gewährten freiwilligen Zuschüsse aufgekündigt. Der Bürgermeister bezeichnete diesen Schritt als ein Signal an die Landesregierung. Mues: „An der Stadt Siegen wird eine auskömmliche Finanzierung nicht scheitern. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Er betonte, dass die Stadt Siegen im Vergleich zu anderen Kommunen verhältnismäßig hohe freiwillige Zuschüsse gewähre. Zudem komme die Familienfreundlichkeit der Stadt auch in den niedrigen Elternbeiträgen zum Ausdruck.
Mues betonte die Bedeutung der Evangelischen Kirche für die Gesellschaft: „Die Stimme des Kirchenkreises muss weiterhin wahrnehmbar bleiben und sie wird auch gehört. Beteiligen Sie sich.“ Auf die Flüchtlinge im Stadtgebiet eingehend hob er hervor, ohne die Evangelische Kirche hätten wir es nicht geschafft, die vielen Flüchtlinge aufzunehmen. Damals habe es eine tolle Welle der Hilfsbereitschaft gegeben verbunden mit einer perfekten Zusammenarbeit.
Mittlerweile, so seine Wahrnehmung, habe sich in der Gesellschaft etwas verändert. Die Diskussion habe an Schnelligkeit und Schärfe zugenommen, verbunden mit Beleidigungen und Pöbeleien in den Formulierungen. Die Menschlichkeit bleibe dabei auf der Strecke. Mues: „Ich baue auf die Felsen in der Brandung. Dazu zählt auch die Evangelische Kirche.“
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Für Siegens Bürgermeister Steffen Mues ist die Evangelische Kirche eine wichtige Stimme in der Gesellschaft.