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Synode II: Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein prüfen Vereinigung in Machbarkeitsstudie

27.6.2019

Die Evangelischen Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein prüfen eine Vereinigung. Wie die Kreissynode Siegen am Mittwoch bei ihrer Tagung in Wilgersdorf mit großer Mehrheit beschloss, wird dazu zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellt, die Optionen zur Gründung eines neuen Kirchenkreises auslotet. Die Studie soll auf der Sommersynode 2020 vorgestellt und anschließend in den Kirchengemeinden erörtert werden. Auch die zeitgleich tagende Kreissynode Wittgenstein stimmte der Erstellung der Machbarkeitsstudie zu.

 

Superintendent Peter-Thomas Stuberg erläuterte vor der Synode, dem obersten Leitungsgremium des Kirchenkreises Siegen, den Hintergrund der Überlegungen: „Seit geraumer Zeit signalisiert der Kirchenkreis Wittgenstein seine absehbare Schwierigkeit, ein eigenständiger Kirchenkreis auf der Basis von rund 32.000 Gemeindegliedern zu bleiben.“ Auch der Kirchenkreis Siegen mit aktuell rund 114.000 Mitgliedern werde allmählich kleiner. Aktuell haben die Nachbarkirchenkreise bereits ein Gemeinsames Kreiskirchenamt Siegen/Wittgenstein und ein gemeinsames Schulreferat.

Stuberg betonte, es gehe nicht um eine spontane Vereinigung, sondern um einen ersten Schritt auf dem Weg. „Es müssen noch etliche Details auf diesem Weg geklärt werden“, sagte der leitende Theologe des Kirchenkreises Siegen. Dazu gebe es keinen fertigen Plan. Vielmehr solle ein Plan offen und gemeinsam entwickelt werden, nachdem die Machbarkeitsstudie die Rahmenbedingungen aufgezeigt habe, unter denen eine Vereinigung geschehen könnte.

 

Konkret bilden die Evangelischen Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein nun vier Projektgruppen, die theologisch und strukturell-organisatorisch über verschiedene Themen beraten: Pfarrdienst und Personal, Finanzen, Synodale Dienste und übergemeindliche Aufgaben sowie Leitung und Organisation. Die Ergebnisse bündelt eine Steuerungsgruppe, zu der neben dem Siegener Superintendenten Stuberg auch sein Wittgensteiner Amtskollege Stefan Berk, der Leiter des Gemeinsamen Kreiskirchenamts, Oliver Berg, sowie Vertreter beider Kreissynodalvorstände gehören. Moderiert wird der Prozess von zwei Beratern des Instituts für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Die Vorschläge der Machbarkeitsstudie werden anschließend in den Presbyterien der Kirchengemeinden und auf den Synoden der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein beraten. Zusätzlich können auf dem Weg dorthin gemeinsame Synodalversammlungen einberufen werden, in denen der Diskussionsstand erörtert wird. Wenn sich schließlich alle Leitungsorgane für eine Vereinigung aussprechen sollten, kann die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen diese letztendlich beschließen.

 

Die westfälische Landeskirche begrüßt die Überlegungen der beiden Kirchenkreise. Landeskirchenrat Martin Bock, der als Gast an der Siegener Synode teilnahm, betonte in seinem Grußwort, bei der Machbarkeitsstudie gehe es darum, „wie Gott in Südwestfalen eine Bahn geebnet werden kann“. Dieser Auftrag sei so groß, dass er nur gemeinsam und solidarisch erfüllt werden könne. Die Landeskirche erstattet den Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein die Kosten für die Erstellung der Machbarkeitsstudie und die Moderation des Prozesses bis zu einem Betrag von 25.000 Euro aus einer Rücklage.

Pfarrer Oliver Günther aus der Kirchengemeinde Oberholzklau warb vor der Synode „mit Leidenschaft“ für den gemeinsamen Weg. Eine Vereinigung sei zwar weder ein Allheilmittel noch ein Selbstzweck, sagte Günther. Doch es sei entscheidend, die Kräfte und Möglichkeiten zu bündeln, um den Herausforderungen zu begegnen, vor denen beide Kirchenkreise gemeinsam stünden. „Wir machen das als Brüder und Schwestern in solidarischer Verbundenheit und auf Augenhöhe“, betonte Günther. Auch Pfarrer Tim Elkar aus der Kirchengemeinde Neunkirchen machte sich dafür stark, den gemeinsamen Weg weiter zu beschreiten. Er verwies auf die Entlastung, die es für Pfarrer beider Kirchenkreise bringen könnte, wenn Ausschüsse gemeinsam besetzt würden.

Skeptisch äußerte sich Pfarrer Armin Pulfrich aus der Siegener Erlöser-Kirchengemeinde mit Blick auf die Ökobilanz einer möglichen Vereinigung. „Das sind schon gewaltige Wege, die wir vor uns haben“, sagte Pulfrich und verwies auf die Wegstrecke etwa nach Bad Berleburg. „Das bedeutet Zeit und eine ökologische Belastung.“ Superintendent Stuberg erklärte, dass auch dieses Thema im Rahmen der Machbarkeitsstudie bedacht werde.

 

Text: Jasmin Maxwell-Klein

Fotos: Miriam Müller-Schewtschuk/Lana Hasenbusch

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