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'Alle sollen satt werden'
Kirchenkreis feiert 60 Jahre 'Brot für die Welt'
29.9.2019
Das 60-jährige Bestehen von „Brot für die Welt“ hat der Evangelische Kirchenkreis Siegen am Sonntag mit einem Gottesdienst gefeiert. Vertreter aus Kirche, Politik und der Eine-Welt-Arbeit würdigten in der Nikolaikirche in Siegen die Arbeit des evangelischen Hilfswerks, das sich seit 60 Jahren für arme, hungernde und unterdrückte Menschen auf der ganzen Welt einsetzt. Leider sei diese Arbeit noch nicht überflüssig geworden, sagte Martin Ahlhaus, Regionalpfarrer des Amts für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der westfälischen Landeskirche, im Gottesdienst. Denn das große Ziel, den Hunger in der Welt zu besiegen, sei noch nicht erreicht.
Ahlhaus blickte in dem Gottesdienst, der vom kreiskirchlichen Ausschuss für Partnerschaft, Ökumene und Weltmission gestaltet wurde, zurück auf die Anfänge von „Brot für die Welt“ und zeigte der Gemeinde eine Spendendose aus dieser Zeit. Darauf abgebildet ist ein abgemagerter Arm, der nach dem Schriftzug „Brot“ greift. Mit dieser sogenannten Hungerkralle sei „Brot für die Welt“ Ende der 1950er Jahre gestartet, sagte Ahlhaus. 1959 vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland als zunächst einmalige Spendenaktion ins Leben gerufen, wurde daraus das heute größte evangelische Hilfswerk in Deutschland.
Bild: Plakate aus 60 Jahren „Brot für Welt“ waren am Sonntag in der Nikolaikirche in Siegen zu sehen.
Von Spendenaufrufen für Hungernde habe sich in den 1960er und 70er Jahren der Blick geweitet auf die politischen Verflechtungen in der Welt und Appelle für mehr soziale Gerechtigkeit, Menschenwürde und Freiheit, berichtete Ahlhaus, der im MÖWe-Amt für das südliche Westfalen zuständig ist. „Brot für die Welt“ halte heute auch der westlichen Gesellschaft einen Spiegel vor und behandle Themen wie Lebensmittelverschwendung, Billiglöhne und fairen Handel. „Ein Motto zieht sich durch, von Beginn an bis heute: Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Ahlhaus. „Immer noch ist es das Ziel von ‚Brot für die Welt‘, armen und ausgegrenzten Menschen zu helfen, aus eigener Kraft ihre Lebenssituation zu verbessern.“ Das ermöglichten auch die zahlreichen Spenden und Kollekten aus den Gemeinden des Kirchenkreises Siegen.
Der CDU-Politiker Volkmar Klein, Bundestagsabgeordneter für Siegen-Wittgenstein, würdigte im Gespräch mit Ahlhaus die Arbeit von „Brot für die Welt“. „Es geht um Beten auf der einen Seite und Anpacken auf der anderen Seite.“ Der entwicklungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag forderte, Deutschland müsse sich international für verbindliche Regeln etwa zum Arbeitsschutz im Bergbau in Ländern wie dem Kongo einsetzen. „Helfen zu wollen ist das eine, aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen“, sagte Klein. Wolfgang Silbermann vom Eine-Welt-Forum Olpe und Siegen-Wittgenstein rief die Politik zu einer anderen Haltung auf: „Das Geld sollte den Menschen dienen und nicht umgekehrt.“
Bild: MÖWe-Regionalpfarrer Martin Ahlhaus (links) im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein.
Pfarrer Ralf Prange von der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Siegen erinnerte in seiner Predigt über die Speisung der 5.000 durch Jesus an die Vision, die der Arbeit von „Brot für die Welt“ zugrunde liegt. „Wir haben genug, wir sollen davon viel abgeben für die, die nicht genug haben“, sagte Prange. Aber die Vision sei, dass es irgendwann für alle reiche und nicht nur die, die viel haben, von ihren Resten abgeben. „Am Ende soll es so sein, dass alle gemeinsam satt werden.“ An dem Gottesdienst, der vom Posaunenchor Burbach-Wahlbach musikalisch begleitet wurde, waren auch Schulpfarrer Martin Albrecht und der neue Ökumenische Mitarbeiter Pastor David Mushi aus Tansania beteiligt.
„Brot für die Welt“ ist das weltweit tätige Hilfswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen und ihrer Diakonie. Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen fördert das Hilfswerk über 1.500 Projekte zur Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in mehr als 90 Ländern.
Bild oben: MÖWe-Regionalpfarrer Martin Ahlhaus zeigte im Gottesdienst eine Spendendose aus der Anfangszeit von „Brot für die Welt“.
Text und Bilder: Jasmin Maxwell-Klein