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Mensch, Petrus!
130 Kinder bei Kinderbibelwoche in Hilchenbach
18.10.2019
Petrus ist entsetzt: Da setzt sich sein Lehrer Jesus doch tatsächlich vor ihm auf die Erde und will ihm die Füße waschen. „Nein!“, ruft Petrus und springt auf. „Ich will nicht, dass du mir wie ein Diener die Füße wäschst!“ Dabei geht es Jesus genau darum. „Seht es als Beispiel“, sagt er zu seinen Jüngern. Er wolle, dass auch sie einander dienen und anderen Menschen Gutes tun. Gut 130 Jungen und Mädchen sitzen in der Aula der Carl-Kraemer-Realschule in Hilchenbach und sehen gespannt zu, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderbibelwoche die Szene aus dem Johannes-Evangelium auf die Bühne bringen.
Biblische Geschichten spielerisch und kindgerecht zu vermitteln, das ist die Idee von Kinderbibelwochen, kurz Kibiwo, die jedes Jahr überall in Deutschland stattfinden. In der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Hilchenbach wird die Kibiwo schon seit über 30 Jahren organisiert. Während der ersten Herbstferienwoche beschäftigen sich die Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren jeden Vormittag mit dem Thema „Mensch, Petrus!“. Möglich machen das auch die bis zu 70 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie unterstützen Pfarrer Hans-Jürgen Uebach und die Jugendreferentinnen Uschi Massow und Miriam Müller-Schewtschuk bei der Vorbereitung, dekorieren, kochen, machen Musik, basteln und spielen mit den Kindern. Und als Darsteller bringen sie jeden Morgen zum Start des Tages eine neue Geschichte über Jesus‘ Jünger Petrus auf die Bühne.
Kindern Bibelgeschichten zu vermitteln, ist manchmal auch eine Herausforderung. „Wieso waschen die sich vor dem Essen denn die Füße und nicht die Hände?“, fragt eine Zweitklässlerin Jugendreferentin Uschi Massow beim Theaterstück. Gut, dass die Szene auf der Bühne eingerahmt wird von Erzählerin „Petra“ und Pfarrer Uebach, die vieles erklären: Die Füße waren zu biblischen Zeiten durch das Tragen von Sandalen oft sehr staubig. Und beim Essen saß man häufig auf dem Boden – damit waren die Füße ziemlich nah dran am Essen und den Mit-Essenden, erklärt Petra. Sie ruft die Kinder auf, zu überlegen, wo sie selbst etwas Gutes für Andere tun können.
Bild: "Wem habt ihr zuletzt geholfen?" Die jüngsten Kibiwo-Teilnehmer sprechen über das Thema Hilfsbereitschaft.
Den Impuls nehmen die Kinder im Anschluss mit in altersgerechte Gruppen, in denen sie am Vormittag zusammen basteln, spielen und sich austauschen. Die Jüngsten sitzen unter einem mit Lichterketten und Fischen geschmückten Zelt im Kreis und erzählen den Betreuerinnen, wann sie zuletzt jemandem geholfen haben. „Mein Bruder und ich haben für Mama und Papa den Tisch gedeckt“, sagt ein Mädchen. Ein Junge hat den Großeltern beim Einkaufen geholfen. Die Botschaft der Bibelgeschichte wird in den Alltag der Kinder übersetzt. So auch bei den Siebtklässlern, den ältesten Kibiwo-Teilnehmern. Sie haben Zettel mit dem Namen eines Teilnehmers gezogen, dem sie heute etwas Gutes tun sollen.
Der zwölfjährige Finn ist schon zum siebten Mal bei der Kibiwo dabei. „Man kann hier jedes Jahr etwas ganz Anderes machen“, erzählt er. „Es wird nie langweilig.“ In diesem Jahr bastelte er mit seiner Gruppe Mobiles mit Motiven aus den Geschichten über Petrus: ein Fischerboot, ein Anker – oder eben ein Fuß. Wie Teilnehmer Finn sind auch die meisten ehrenamtlichen Teamerinnen und Teamer schon seit Jahren dabei. Über die Jahre seien unter ihnen Freundschaften entstanden, berichtet Jugendreferentin Uschi Massow. So gehören für die Mitarbeitenden ein gemeinsames Grillen und ein Bunter Abend mittlerweile fest zum Programm der Woche.
Bild: Die ältesten Kibiwo-Teilnehmer basteln ein Mobile mit Motiven aus den Bibelgeschichten über Petrus.
„Hier haben die Kinder und die Mitarbeiter Spaß“, sagt auch Martin, der seit Jahren in der eigens gegründeten Kibiwo-Band spielt. „Die meisten waren früher selbst Teilnehmer und sind über die Jahre in die verschiedenen Teamerbereiche reingewachsen.“ Die sechs Musikerinnen und Musiker der Band geben jeden Morgen den musikalischen Auftakt zum Programm und spielen auch zum Abschluss des Tages. Ihren letzten Auftritt für dieses Jahr hat die Kibiwo-Band am Sonntag. Dann feiert die Kibiwo um 10 Uhr ihren Abschluss mit einem Familiengottesdienst mit Pfarrer Uebach in der Aula der Carl-Kraemer-Realschule.
Bild oben: Skeptischer Blick: Petrus muss erst überzeugt werden, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen.
Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein