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Synode: Kirchenkreis steht an
Seite homosexueller Menschen

28.11.2019

Der Evangelische Kirchenkreis Siegen hat auf seiner Kreissynode die Diskriminierung und Versuche der Therapierung von homosexuellen Menschen verurteilt. „Wir stellen uns gegen jegliche Form der Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber gleichgeschlechtlich liebenden und lebenden Menschen“, heißt es in einer Stellungnahme, die die Kreissynode als oberstes Leitungsorgan des Kirchenkreises am Mittwoch auf ihrer Tagung in Wilgersdorf mehrheitlich beschloss. „Wir verurteilen entwürdigende, manipulative Praktiken wie die ‚Konversionstherapie‘, die unter dem Deckmantel der ‚Seelsorge‘ homosexuellen Menschen unendlich viel Leid zugefügt hat und noch zufügt.“ Homosexualität sei integraler Bestandteil der Persönlichkeit, nicht Symptom eines tieferliegenden, therapierbaren und heilbaren Konflikts. „Gott liebt bedingungslos jeden Menschen, so wie er ist.“

Anlass für die Stellungnahme war ein Pressebericht über eine Veranstaltung des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“ am 16. November in Siegen, auf dem sich Redner dem Bericht zufolge unter anderem für eine Therapie von homosexuellen Menschen ausgesprochen hatten. Der Kirchenkreis verwies in seiner Stellungnahme auf den Beschluss der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, die in der vergangenen Woche die evangelische Trauung für gleichgeschlechtliche Ehepaare kirchenrechtlich ermöglicht hat. Dafür hatte die Siegener Kreissynode bereits im Juni mehrheitlich gestimmt.

 

Bild: Klinikseelsorgerin Silke Panthöfer brachte den Antrag ein.

 

Superintendent Peter-Thomas Stuberg hatte sich schon zum Auftakt der Synode am Mittwoch in seinem Bericht ausdrücklich an die Seite von Menschen gestellt, „die in gegenseitiger Verantwortung, Liebe und Treue in homosexuellen Partnerschaften leben“. „In unserem Kirchenkreis haben wir dank vieler zuhörender Gespräche gelernt, dass unsere Glaubensgeschwister ihren Glauben an Jesus Christus und ihre homosexuelle Liebe ehrlich miteinander vereinbaren wollen und dieses auch können“, sagte Stuberg vor den mehr als 100 Kreissynodalen.

Dagegen verwies Pfarrer Christian Schwark aus Trupbach-Seelbach darauf, es gebe unterschiedliche Meinungen im Siegerland zur kirchlichen Trauung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. „Aber wir sind uns einig, dass homosexuell empfindende und lebende Menschen genauso Respekt und Liebe verdienen, wie alle anderen auch.“ Das sei auf der Veranstaltung des Netzwerks „Bibel und Bekenntnis“ auch deutlich gesagt worden.

Mit Blick auf die Mission unter Juden, die dem Artikel zufolge auf der Veranstaltung ebenfalls gefordert wurde, verwies die Kreissynode Siegen darüber hinaus auf Artikel 1 der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen: „Die Evangelische Kirche von Westfalen urteilt über ihre Lehre und gibt sich ihre Ordnung im Gehorsam gegen das Evangelium von Jesus Christus, dem Herrn der Kirche. Sie tut dies im Vertrauen auf den dreieinigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Israel zu seinem Volk erwählt hat und ihm die Treue hält, der in dem Juden Jesus, dem gekreuzigten und auferstandenen Christus, Menschen zu sich ruft und durch den Heiligen Geist Kirche und Israel gemeinsam zu seinen Zeugen und zu Erben seiner Verheißung macht.“

 

Text und Fotos: Jasmin Maxwell-Klein

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