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25 Jahre Evangelisches Hospiz Siegerland
Jubiläum mit Festgottesdienst und Party

24.2.2020

Wer im Evangelischen Hospiz Siegerland einzieht, weiß, dass es das letzte Zuhause sein wird. Gleichzeitig ist aber auch klar: Wer hier die letzte Zeit seines Lebens verbringt, wird nicht alleine gelassen mit seinen Sorgen und Ängsten. Dafür sorgen, dass es Schwerstkranken und Sterbenden bis zuletzt körperlich und seelisch möglichst gut geht und dass sie selbstbestimmt und mit Würde leben können: Diese Aufgaben erfüllt das Evangelische Hospiz seit 25 Jahren. Am 9. April 1995 öffnete die Siegener Einrichtung, die sich in Trägerschaft des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Siegen befindet, erstmals ihre Pforten.

Das Jubiläum feiert das Evangelische Hospiz Siegerland im März und April 2020 mit einer Reihe von Veranstaltungen. „Wir möchten den Menschen etwas zurückgeben und uns gleichzeitig für das Hospiz einsetzen“, erklärt Hospizleiter Burkhard Kölsch. Als Höhepunkt haben die Hospizmitarbeiter eine Benefiz-Party am Samstag, 21. März, 20 Uhr, in der Weißtalhalle in Kaan-Marienborn organisiert. Kulthit-DJ Marcus Nauroth legt die besten Party-Hits der 1980er und -90er Jahre auf. Eintrittskarten können ab sofort im Vorverkauf für 13 Euro im Tabakhaus Link in Kaan-Marienborn, an der Pforte des Diakonie Klinikums Jung-Stilling und im Hospiz erworben werden, an der Abendkasse für 16 Euro. Außerdem sind die Tickets ab sofort online unter www.80er90er-party.de erhältlich. Wer das Hospiz darüber hinaus unterstützen möchte, kann ein „Spenden-Ticket“ zum Preis von 30 Euro erwerben.

Zum Festgottesdienst mit anschließendem Empfang lädt das Hospiz am Sonntag, 19. April, 10 Uhr, in die Evangelische Erlöserkirche in der Siegener Winchenbach ein. Ebenfalls in die Hospizarbeit fließen die Einnahmen aus der Fortbildungsveranstaltung „Palliatives Wundmanagement“ für Ärzte und Pflegekräfte am 4. März im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen.

2700 schwerstkranke Menschen haben im Evangelischen Hospiz Siegerland in den vergangenen 25 Jahren ein letztes Zuhause gefunden. Als es 1995 eröffnete, zählte das Hospiz landesweit zu den ersten 25 Einrichtungen seiner Art. „Heute wissen die meisten Menschen zumindest ungefähr, was es mit einem Hospiz auf sich hat“, erinnert sich Burkhard Kölsch. „Das war in der Anfangsphase noch ganz anders.“ Seit 1995 ist Kölsch im Hospiz tätig, zunächst als Pfleger, seit 2002 als Leiter. „Der Gedanke, Schwerstkranke an einem eigens dafür ausgelegten Ort zu begleiten und zu versorgen, war für viele Menschen noch neu. Man hatte die Sorge, dass ein institutionalisiertes Sterben beflügelt würde, das dem Wunsch nach einer Begleitung im häuslichen Umfeld entgegenstehen würde.“

Als der ehemalige Diakonie-Geschäftsführer Otto Mack sich Anfang der 1990er Jahre als treibende Kraft für ein Hospiz einsetzte, galt es zunächst, Überzeugungsarbeit zu leisten. Mit Erfolg: 1994 beschloss der Vorstand des Evangelischen Krankenhausvereins Siegerland (heute Diakonisches Werk im Evangelischen Kirchenkreis Siegen), auf einer Etage des ehemaligen Schwesternwohnheims am Jung-Stilling-Krankenhaus ein Hospiz einzurichten. Unter anderem durch die Unterstützung des Kirchenkreises wurde die Finanzierung der ersten drei Jahre sichergestellt. Im April 1995 eröffnete die Einrichtung mit acht Gästezimmern. Erste Hospizleiterin wurde Diakonisse Margarete Sommer. Gemeinsam mit Pfarrer Wulf Dietrich, der im Hospiz seelsorgerisch tätig war, klärte sie über die Hospizarbeit auf, betreute den Umbau, sammelte Spenden und schulte die ersten Mitarbeiter. Für ihr Engagement wurde sie 2012 mit dem Kronenkreuz der Diakonie in Gold ausgezeichnet.

Die Aufklärungsarbeit in der Anfangsphase trug schnell Früchte. „Die Erkenntnis über die Notwendigkeit einer zwar kleinen, aber zunehmend als wichtig empfundenen Einrichtung überwog schnell der anfänglichen Skepsis“, berichtet Kölsch. Seit 2012 ist das Evangelische Hospiz Siegerland in einem geräumigen, hellen Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft zum ehemaligen Standort in der Wichernstraße untergebracht. Jedes der zehn Einzelzimmer verfügt über ein eigenes Bad und einen direkten Zugang zur Terrasse, die auch mit dem Bett befahren werden kann. Gemeinsame Stunden mit Freunden und Familie verbringen – auch das ist jederzeit möglich. Ob im Wintergarten, im Wohnzimmer oder im eigenen Zimmer: „Angehörige sind jederzeit willkommen und können auch bei uns übernachten“, betont Kölsch. „Der Hospizaufenthalt ist für Gäste wie Angehörige kostenfrei.“ Bestand in den Anfangsjahren noch keine Rahmenvereinbarung mit den Krankenkassen, übernehmen diese heute einen Großteil der Kosten. Fünf Prozent der laufenden Kosten muss das Hospiz aus Spenden finanzieren. Seit 1994 wird die Einrichtung durch den Förderverein Evangelisches Hospiz Siegerland unterstützt. Seit 2012 tragen auch die Erträge der Stiftung Evangelisches Hospiz Siegerland dazu bei, den Fortbestand zu sichern.

Heute hat die Hospizarbeit einen festen Platz in der Gesellschaft. Gebraucht wird sie mehr denn je: „Zeit ist heute Mangelware“, sagt Kölsch. „Adjektive wie jung, dynamisch und effizient beschreiben zentrale Werte. Schwerkranke Menschen passen dort schlecht hinein. Sie fühlen sich nicht selten wertlos und einsam, wollen ihrer Familie nicht zur Last fallen. Denn den Angehörigen fehlt oft die Zeit, sie zuhause zu betreuen. Hier setzt die Hospizarbeit an.“ Für die 27 haupt- und 19 ehrenamtlichen Mitarbeiter stehen die Bedürfnisse der Hospizgäste im Mittelpunkt. Heilen können sie die Krankheiten nicht. Aber sie können zuhören, belastende Symptome lindern und die verbleibende Lebenszeit so erfüllend wie möglich gestalten. che

 

Bild: Das Evangelische Hospiz Siegerland feiert seinen 25. Geburtstag. Seit 1995 werden schwerstkranke Menschen in einem einladenden, fürsorglichen Umfeld von den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern begleitet. Foto: Diakonie in Südwestfalen

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