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Junge Menschen für den Glauben erreichen
Plädoyer für mehr Kinder- und Jugendarbeit
26.2.2020

Angesichts sinkender Kirchenmitgliedszahlen wirbt Silke Gütlich vom Amt für Jugendarbeit der westfälischen Landeskirche für mehr Kinder- und Jugendarbeit. Gerade jetzt müsse die Kirche in die Kinder- und Jugendarbeit und in Personal investieren, sagte die Referentin für Grundsatzfragen am Mittwoch auf der Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises Siegen in Niederschelden. „Jugendarbeit ist die falsche Ecke zum Sparen, auch bei sinkenden Kirchensteuermitteln.“ Wenn junge Menschen von der christlichen Botschaft berührt würden und positive Erfahrungen mit der Kirche machten, blieben sie der Kirche auch später verbunden.
Vor Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Jugendreferentinnen und -referenten aus dem Siegerland und Olper Raum verwies Gütlich auf die als Freiburger Studie bekannte Projektion der Kirchenmitgliedszahlen im Jahr 2060, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Demnach könnte die evangelische Kirche in den kommenden 40 Jahren rund die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Während etwa die Hälfte des Rückgangs im generellen Schrumpfen der Bevölkerung begründet ist, liegt die andere Hälfte des Rückgangs daran, dass absehbar mehr Menschen aus der Kirche austreten oder ihre Kinder nicht taufen lassen. „Wir müssen uns um diese Menschen kümmern, die jetzt noch in der Kirche sind“, betonte die Referentin des Amts der Evangelischen Kirche von Westfalen. Wenn Menschen in jungen Jahren den christlichen Glauben nicht für sich entdeckten und keine Bindung zur Kirche entwickelten, drohe man sie im Erwachsenenalter zu verlieren. Dagegen zeigten Studien, dass Menschen, die in der Jugend gute Erlebnisse zum Beispiel auf kirchlichen Freizeiten machten, sich auch später mit der Kirche identifizierten. „Vielleicht geht nicht jeder von ihnen jeden Sonntag in den Gottesdienst – aber sie treten auch nicht aus der Kirche aus.“
In einer immer vielfältiger werdenden Migrationsgesellschaft müsse evangelische Jugendarbeit Mädchen und Jungen sprachfähig machen über das, was sie selber glauben, betonte Gütlich. „Wir müssen Kindern grundlegende Kenntnisse über den christlichen Glauben vermitteln.“ Als Beispiel nannte sie die Kirche Kunterbunt, eine neue Gottesdienstform, in der Kinder und Erwachsene spielerisch Bibelgeschichten kennenlernen. In einer Zeit, in der junge Menschen immer mehr Zeit in der Schule verbringen und ihre Freizeit immer knapper bemessen ist, riet Gütlich Kirchengemeinden zudem, Kooperationen mit Schulen zu suchen. Auch Ferienfreizeiten seien neben dem oft vollen Alltag von Kindern und Jugendlichen eine gute Gelegenheit für junge Menschen, Kontakt zur kirchlichen Jugendarbeit zu knüpfen. „In Befragungen sagen viele Jugendliche, dass sie auf Freizeiten erlebt haben, was Christsein bedeutet“, sagte die Referentin. Außerdem könnten Freizeiten Tore zum Ehrenamt sein. Gütlich warb auch dafür, mehr Brücken zwischen der Konfirmandenarbeit und der Jugendarbeit zu bauen. „Kinder und Jugendarbeit leistet einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung von Mädchen und Jungen“, resümierte Gütlich und fügte hinzu: „und auch für die Zukunft der Kirche.“
Jasmin Maxwell-Klein
Bild: Silke Gütlich, Referentin für Grundsatzfragen im Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen, war zu Gast in der Pfarrkonferenz. Foto: Jasmin Maxwell-Klein