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Zugang zur Freiheit
Zum 75. Todestag von Dietrich Bonhoeffer
9.4.2020

Vor 75 Jahren, am 9. April 1945, wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg von den Nationalsozialisten hingerichtet. Als Christ und evangelischer Theologe sah er sich zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus genötigt. Er kritisierte öffentlich den Führerkult um Adolf Hitler und prangerte schon frühzeitig die Verfolgung und gezielte Ermordung der Juden an. „Man muss dem Rad in die Speichen fallen“ – so weit war er gedanklich bereit zu gehen. Keineswegs heroisch, sondern voller Selbstzweifel und im Bewusstsein eigener schuldiger Isolierung. Mit seinen Schriften wie „Nachfolge“, „Ethik“ oder „Gemeinsames Leben“ setzte er Meilensteine im theologischen Denken und für eine Kirche, die aus der Nachfolge Jesu lebt und als solche erkennbar ist. Insbesondere mit der unter dem Titel „Widerstand und Ergebung“ posthum herausgegebenen Sammlung von Briefen und Fragmenten aus der Haft hat er bis heute hochaktuelle Denkanstöße für eine Kirche in „religionsloser Zeit“ gesetzt. Gottes verborgene Allmacht hat er konsequent und paradox in der Ohnmacht des Gekreuzigten ausgelegt und uns damit eine moderne und wahrhaftige Weise unseres Glaubens heute ermöglicht: „Wer Gott im Kreuze Jesu Christi gefunden hat, weiß, wie wunderlich sich Gott in dieser Welt verbirgt und wie er gerade dort am nächsten ist, wo wir ihn am fernsten glauben.“ Gerade in der diesjährigen Passionszeit zeigt Bonhoeffer so als Hingerichteter um seines Glaubens willen einen Zugang zur inneren „Freiheit eines Christenmenschen“ in Jesus Christus.
Superintendent Peter-Thomas Stuberg
Foto: Dietrich Bonhoeffer 1944. Bildrechte: Dietrich Bonhoeffer Portal, www.dietrich-bonhoeffer.net