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Synode I: Synode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen tagte in der Siegerlandhalle
Bericht des Superintendenten und Rückblick auf die letzten Monate

18.9.2020

Am Mittwoch, den 16. September 2020 tagte die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen zum ersten Mal in der Siegerlandhalle. Die Synode setzte sich aus 128 stimmberechtigten Mitgliedern zusammen. Zeitgleich tagte auch die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein.

Unter der Leitung von Superintendent Peter-Thomas Stuberg wurde die diesjährige konstituierende Synode mit Wahl des Kreissynodalvorstandes eröffnet.

Der Superintendent gab in seinem Bericht einen Rückblick auf die letzten Monate. Neben strukturellen Veränderungen im Kirchenkreis Siegen, gestaltete sich die Corona-Pandemie als eine gewaltige Herausforderung für die Kirche und die Kirchengemeinden im Siegerland.

Der Superintendent verwies auf den grundlegenden Wesenszug der evangelischen Kirche, ihre Leitung demokratisch zu wählen und sich presbyterial-synodal zu organisieren. Ausdruck hierfür ist die Synode, als höchstes Leitungsorgan des Kirchenkreises. Die Freude darüber, dass die Synode in Präsenzform stattfinden konnte, war spürbar. 

Landeskirchenrat Martin Bock als juristischer Ortsdezernent für den Kirchenkreis Siegen, sprach das Grußwort und überbrachte Grüße der Präses Annette Kurschus.

Er berichtete von den Erfahrungen der Kirchenleitung im Umgang mit Corona und begrüßte das Vorgehen der Kirchengemeinden digitale Medien für die Verkündigung zu nutzen. Diese hätten sich in den letzten Monaten als sehr bedeutsam für die kirchliche Arbeit herausgestellt, sodass mehr als zuvor in diesem Bereich investiert werden müsse. Weiter warf Martin Bock einen Blick auf die Kirchensteuereinnahmen, die seit der Pandemie deutlich zurückgehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend entwickelt. Ein vorsichtiger Optimismus sei aber denkbar. Superintendent Stuberg dankte für die landeskirchlichen Vorgaben in der Corona-Pandemie. Diese erwiesen sich als gute Leitplanken, die es dem Kirchenkreis vor Ort möglich machten auf „Sicht zu fahren“ und sinnvolle, tragfähige Schritte zu gehen.

Der stellvertretende Synodalassessor Pfarrer Martin Eckey leitete die Synode beim Bericht des Superintendenten und der anschließenden Aussprache.

Der leitende Theologe des Kirchenkreises verzichtete auf einen ausführlichen Bericht, da dieser in Schriftform allen Delegierten vorlag.

Der Bericht war überschrieben mit dem Pauluswort: „Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Dieses Wort bot Orientierung und Gelassenheit, gerade für die schwierigen Entscheidungen während der Coronazeit. Die Auswirkungen der Pandemie für die kirchliche Arbeit beleuchtete er an einigen Punkten:

Unser Kirchenkreis im Lockdown – wie Kirche dennoch präsent ist

„Sich an Gottes Geist orientieren“ sei erforderlich für jede neue Entscheidung: Was ist machbar, was geht nicht? „Wir haben versucht auf kreative und ungewohnte Weise mit den Menschen in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Dabei waren Telefonkontakte der Telefonseelsorge und Ehe-, Familien-, und Lebensberatungsstelle besonders für Menschen, die Hilfe suchten und fanden, wertvoll“,  sagte er und dankte allen Mitarbeitenden für ihr hohes Engagement in dieser Zeit. Wo direkte Kontakte nicht möglich waren, wurde die Begegnung digital hergestellt.

Unsere Kommunikation: digital ergänzt analog

Die Krise durch Corona erfordert ein Umdenken in die Richtung, soziale Medien und digitale Formate stärker zu nutzen. Die digitale Kommunikation soll dabei nicht die realen Begegnungen ersetzen, sondern ergänzen. Außerdem erreicht digitale Kommunikation auch Menschen, die bislang wenig Verbindung zur Kirche haben. Vor allem die jüngere Generation wird durch digitale Kommunikation und Social Media angesprochen. Dieser Bereich muss ausgebaut und vielleicht auch personell verstärkt werden.

Finanzielle Auswirkungen des Lockdown

Durch den Lockdown könnte sich bei den Kirchensteuereinnahmen ein Einbruch von bis zu 25% gegenüber dem Vorjahr ergeben. Die tatsächliche Entwicklung ist langfristig schwer vorhersehbar. Die Pläne für das Haus der Kirche müssen, aufgrund der unkalkulierbaren Finanzentwicklung zunächst auf Eis gelegt werden. Stuberg betonte, dass ein Umbau aktuell, aufgrund der unsicheren Finanzlage unverantwortbar sei. Der KSV schließt sich diesem Votum an. Bei den Kindertageseinrichtungen wird der Eigenanteil steigen müssen, den kirchliche Träger aufbringen müssen. Die Kommunen und Gemeinden sind aktuell dabei, ihre Zuschüsse zum sogenannten Trägeranteil zu reduzieren, die allerdings unverzichtbar sind. Die grundsätzliche Absicht des Kirchenkreises, nicht mehr als 7% der gesamten Kirchensteuereinnahmen für die Finanzierung von Kindertageseinrichtungen auszugeben, wird darum nicht haltbar sein. Er versicherte aber, dass die Kindertageseinrichtungen ein unverzichtbarer Bestandteil kirchlicher Arbeit sind und auch bleiben sollen. „Den Kindern, den Eltern, unseren Mitarbeitenden und unserem Selbstverständnis sind wir eine grundlegende Auskunft, wie es unter diesen Bedingungen weitergehen kann, schuldig“. Aktuell werden jetzt schon rund 1,5 Millionen Euro für die Kindertageseinrichtungen, mit ihren insgesamt 4000 Plätzen, aus Kirchensteuermitteln aufgebracht, um die Kinder vor Ort zu begleiten.

Mitteilungen aus dem Kirchenkreis

Die Berichte aus den Gemeinden zum Thema „Nachhaltigkeit in der kirchlichen Arbeit“ wird der synodale Umweltausschuss weiter behandeln. Bei den kreiskirchlichen Pfarrstellen musste eine Stelle in Kreuztal für den Bereich Religionsunterricht aufgegeben werden. Eine Pfarrstelle in der Krankenhausseelsorge in Freudenberg wird pfarramtlich verbunden mit einer Gemeindestelle in der Kirchengemeinde Emmaus. Pfarrerin Susanna Riedel-Albrecht versieht den Dienst in beiden Stellen. Der Synodalausschuss für Gemeindeentwicklung „Gemeinsam unterwegs“ hat seine Arbeit beendet und beschlossen, sich aufzulösen. Andere Projekte werden an seine Stelle treten.  Die Synode dankte mit Applaus den Mitgliedern des Ausschusses für ihre Arbeit.

Gedenken und Mahnung

Der Superintendent zeigt sich besorgt hinsichtlich der gesellschaftlichen Entwicklung auch im Siegerland. Anlässlich des 70jährigen Bestehen des Zentralrates der Juden wurde Antisemitismus als ein aktuelles Problem in Deutschland gewertet. Peter-Thomas Stuberg erinnerte hierbei an Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Boenhoeffer stellte sich bewusst gegen das Regime der Nazis. Sein Denken, seine Theologie und sein Glaube geben heute unserer Kirche Kraft und Orientierung, die über seine Ermordung hinausreichen. Gerade weil ein aufkeimender gewaltbereiter Rechtsradikalismus gesellschaftsfähig werden und parlamentarisch Fuß fassen will, ist Bonhoeffers Wort aktuell, solchen verbrecherischen Ansätzen wie einem Rad in die Speichen zu fallen. Unsere Demokratie haben wir deshalb zu schützen. Als Kirche haben wir für Toleranz, Achtung der Menschenwürde und die Ebenbildlichkeit des Menschen einzustehen. Aus diesem Grund unterstützt der Kirchenkreis die Initiative des katholischen Dekanats, der von Karl-Hans Köhle auf der Synode vertreten war, und der evangelischen Siegener Innenstadtgemeinden. Begrüßt wurde auch die Bemühungen des Siegener Bürgermeisters Steffen Mues, der sich dafür ausgesprochen hat, Menschen aus Moria in Siegen aufzunehmen.

Nach dem Bericht des Superintendenten erinnerte Pfarrer i. R. Christoph Siekermann als Vorsitzender des Ausschusses „Gemeinsam Unterwegs“ an die Bedeutung von Gemeindeentwicklung, Innovation und Gemeindeaufbau. Es bräuchte weiterhin „hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte, um die Kirche der Zukunft zu bauen“. Die Marke „Gemeinsam Unterwegs“ soll Platz machen für neue Ideen und neue junge Gesichter.

Unter Applaus der Synodalen warb Pfarrer Michael Junk für den Gottesdienst zur Entpflichtung der Ausschussmitglieder am 8. November.

 

Bild 1: Synode in der Siegerlandhalle

Bild 2: Landeskirchenrat Martin Bock

Bild 3: Superintendent Peter-Thomas Stuberg

 

Foto: Mathias Waldenburger

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