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Synode III: Synode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen tagte in der Siegerlandhalle
Bericht und Aussprache über die Machbarkeitsstudie zur Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein
18.9.2020

Ein wichtiger Punkt der Tagesordnung war der Bericht über die Machbarkeitsstudie zur möglichen Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein. Superintendent Peter-Thomas Stuberg stellte die erste Fassung der Machbarkeitsstudie vor, die in den letzten 20 Monaten in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Wittgenstein erarbeitet worden ist. Der leitende Theologe des Kirchenkreises verwies darauf, dass eine Vereinigung beider Kirchenkreise, unter den in der Machbarkeitsstudie angegebenen Voraussetzungen, finanziell und organisatorisch möglich wäre. Dafür stellte er die wichtigsten Punkte der Machbarkeitsstudie umfassend vor:
Die zentrale Frage, warum eine Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein nötig werden könnte, beantwortete Stuberg mit dem Verweis auf den bereits beginnenden absehbaren Rückgang der Kirchenmitglieder sowie der angestellten Hauptamtlichen und der fehlenden finanziellen Mitteln aufgrund der Kirchensteuerrückgänge. Die Zusammenarbeit beider Kirchenkreise sei eine sinnvolle Sache, so Stuberg. Denn so ließen sich die oben genannten Probleme in Zukunft gemeinsam lösen und Herausforderungen gebündelt angehen. Bei einem Zusammenschluss würde der neue Kirchenkreis aus ca. 144.000 Mitgliedern bestehen und damit zum zweitgrößten in Westfalen heranwachsen. Dennoch, so Stuberg, müssten die Historien und Werte der einzelnen Kirchenkreise beibehalten werden, sodass von einer Vereinnahmung des jeweils anderen Kirchenkreises keine Rede sei. Hier müsse man zusammen wachsen und dennoch das Individuelle des jeweils anderen berücksichtigen.
Es sei eine Bewegung aufeinander zu, die auch die demographischen Veränderungen der Zukunft mit in den Blick nehme. Die Bedeutung der Volkskirche in der Gesellschaft verringere sich seit vielen Jahren. Trotz oder gerade deshalb müsse Kirche an ihrem Auftrag gemäß der Heiligen Schrift festhalten, eine lebendige Kirche zu sein, die Trost und Hoffnung spendet. Für Superintendent Stuberg bildet die Kirche hier das „Salz in der Suppe“. Sie sei ein „lebendiger und atmender Organismus am Leib Christi.“
Entstehung und Durchführung der Machbarkeitsstudie
Mehrere Projektgruppen, bestehend aus Mitgliedern beider Kirchenkreise, sind seit knapp 20 Monaten gemeinsam unterwegs, um in den Bereichen Pfarrdienst, Leitung und Organisation, Synodale Aufgaben und Finanzen, neue Konzepte für einen fusionierten Kirchenkreis zu erstellen. Die Herausforderung bestehe darin, eine gute und annehmbare Ausgangslage für alle Kirchengemeinden zu schaffen, da ein Zusammenschluss zwangsläufig Veränderungen in den Steuerungsgremien mit sich bringe und insgesamt im Kreisgebiet dann 60 Pfarrstellen zu besetzen seien.
Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem sogenannten Kirchenkreisleitungsgesetz, das die Anzahl der zu entsendenden Synodalen nach der Größe von Gemeindemitgliedern regelt. Es könnte also ein Ungleichgewicht zwischen größeren und kleineren Gemeinden entstehen, welches in der Entwicklung des Gesamtkonzeptes zu berücksichtigen wäre.
In einer nachfolgenden Aussprache wurde besonders das Themenfeld der Reduktion und Beteiligung der Ehren- und Hauptamtlichen seitens der Synodalen angesprochen. Für viele anwesenden Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Presbyterinnen und Presbyter erschien die derzeitige Fassung als zu „mechanisch und zu technisch“. Manch einem fehlte „der Spirit“. Stuberg entgegnete darauf: Dieser Eindruck entstehe, weil die Machbarkeitsstudie aktuell nur simulieren könne. Man sitze zusammen an einem Tisch, bilde auf dem Papier einen vereinigten Kirchenkreis und simuliere dessen Arbeit. Ein Vorgang, der sicherlich mechanisch und technisch wirke, jedoch unabdingbar sei, um später das, was „machbar“ ist, herauszufinden und nach vorne zu tragen. Nach einer Annahme des vorliegenden Beschlussvorschlags der Machbarkeitsstudie durch die Synodalen, so Stuberg, werde diese ja gerade deshalb an die Presbyterien weitergegeben, wo nochmals über Änderungen und Nachbesserungen beraten werde, um dann letztendlich eine zweite endgültige Fassung zu verabschieden.
Man versuche also, das presbyterial-synodale System unserer Kirche auch im Prozess der Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein stark miteinzubeziehen und aus ihm heraus, die Vereinigung voran zu treiben. Man erhoffe sich dadurch, nicht ein mechanisches Konzept überzustülpen, sondern die neue Struktur von der Basis aufzubauen. Der Spirit entsteht schließlich durch die Menschen, die ihn einbringen.
Die abschließende Wahl zur Annahme der Machbarkeitsstudie erfolgte geheim. Mit einer überwiegenden Mehrheit wurde der Beschlussvorschlag angenommen. Peter-Thomas Stuberg schloss die Synode mit besonderem Dank an den früheren KSV und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit alten und neuen Gesichtern.
Bild 1: Superintendent Stuberg stellt die Machbarkeitsstudie vor
Bild 2: Dank an den KSV
Foto: Mathias Waldenburger