News-Archiv

Verabschiedung von Pfarrerin und Schulreferentin Silke van Doorn

2.2.2021

Mirjam und Zippora vor den Bergen im Walt-Disney-Film „Prinz von Ägypten“, das eigene Erklimmen der archäologischen Stätte Masada mit Siegerländer Jugendlichen, die Gabe der Zehn Gebote am Sinai, der Berg der Seligpreisungen, Martin Luther Kings letzte Rede „Ich war auf dem Berggipfel“ und das Erstürmen des Kapitol-Plateaus in Washington am Jahresanfang - mit der ihr eigenen Leichtigkeit brachte Pfarrerin Silke van Doorn all das am Sonntag in ihrer Predigt unter. Der Anlass für den Gottesdienst in der Siegener Martinikirche: die Verabschiedung der Schulreferentin Silke van Doorn aus den Evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein. Während sie in der Predigt an den Stationen vom Anfang ganz mühelos entlangwanderte, war ihre Zuhörerschaft im Gottesdienst gefordert. Passiv zuhören, sich berieseln lassen, das geht bei Silke van Doorn nicht. Man musste sich mit ihr auf den Weg machen, über Stock und Stein, bergauf, bergab, aber immer entlang der biblischen Worte, um die Schritte zu Erkenntnissen mitzugehen. Das lebenslange Lernen war ihr schon vor zehn Jahren ein Anliegen, als es noch keine Floskel war und sie 2010 mit diesem Leitmotiv zunächst Schulreferentin des Wittgensteiner Kirchenkreises wurde, damals in Verbindung mit einer halben Stelle als Religionslehrerin an Haupt- und Realschule Bad Berleburg. Ab 2013 war die Mutter von vier Töchtern dann Schulreferentin der beiden Nachbarkirchenkreise Siegen und Wittgenstein.

Fürs Theologie-Studium hatte die gebürtige Bochumerin die Ruhr-Universität ausgesucht, dazu gehörte aber auch ein Semester an der Ben-Gurion-Universität im israelischen Be'er Sheva. Nachdem sie im Siegerland gelandet war, absolvierte sie ihr Vikariat in der Kreuztaler Kirchengemeinde, im Entsendungsdienst war sie Dozentin bei den Religionspädagogen an der Siegener Uni. Zwei Jahre lang arbeitete sie als Gemeindepfarrerin in der Christus-Kirchengemeinde Siegen. Zudem ist die 54-Jährige Gottesdienst-Coach und Ausbilderin für Prädikant*innen, macht eine Supervisions-Ausbildung, nahm Menschen immer wieder mit auf Exkursionen nach Israel, gehörte zum Augenblickmal-Team von Radio Siegen und war Mitglied des Prüfungsausschusses der Evangelischen Kirche von Westfalen. In Wittgenstein arbeitete sie im Kreissynodalvorstand mit, leitete den synodalen Ausschuss „Bildung und Erziehung“, hatte die Beauftragung für den jüdisch-christlichen Dialog inne und engagierte sich im Kuratorium fürs Abenteuerdorf. Im Siegerland arbeitete sie in der Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft, war sie Kulturbeauftragte des Kirchenkreises, saß sie in Mitgliederversammlung und Programmbeirat des Apollo-Theaters und gehörte zum Organisations-Team der Kinder- und Jugendbuch-Biennale. Außerdem war sie Mitglied in der Projektgruppe „Synodale Arbeit“ für die Erstellung der Machbarkeitsstudie zur Vereinigung der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein.

Einen Einblick in dieses offenkundig große Engagement von Silke van Doorn gaben der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg und seine Wittgensteiner Amtskollegin Simone Conrad, die Leitungen beider Kirchenkreise waren bei dem Verabschiedungs-Gottesdienst, der komplett ohne Publikum gefeiert wurde. Ein Präsenz-Gottesdienst war corona-bedingt auch aus diesem besonderen Anlass nicht möglich. Wer in der Martinikirche war, musste arbeiten. Für die eindrucksvolle Musik sorgte der Siegener Kreiskantor Peter Scholl, als Einzige durfte dazu seine Ehefrau Kristin Knautz wunderbar singen, für Lesungen, Impulse und Gebete waren die Schulleiterin Anna Withake von der Siegener Glückaufschule, Heike Dreisbach von der Erwachsenbildung im Siegener Kirchenkreis und Gabriele Meyer zu Hörste vom Schulreferat sowie der Bramscher Superintendent Joachim Cierpka und der Siegener Studierendenpfarrer Ralph van Doorn dabei. Der komplette Gottesdienst wurde im Internet unter https://www.youtube.com/watch?v=-Xaialk7mpE live übertragen und kann auf dem #nonpräsenz-YouTube-Kanal der Evangelischen Martini-Kirchengemeinde auch weiterhin noch angeschaut werden. Viele Kolleginnen und Kollegen von Silke van Doorn aus den beiden Kirchenkreisen haben ihre Grußworte per Video eingesandt. 

Am Predigt-Ende zitierte die lesende Bibel-Liebhaberin Silke van Doorn zuerst die junge Dichterin Amanda Gorman, bekannt geworden bei Joe Bidens Amtseinführung: „Die Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien, denn es gibt immer Licht. Wenn wir mutig genug sind, es zu sehen, wenn wir mutig genug sind, es zu sein.“ Und dann den alten Petrus: „Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, dass da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in eurem Herzen.“ Mühelos überwand Silke van Doorn hier knapp 2000 Jahre und nahm ihre Zuhörer dabei mit. Sie wird den Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein fehlen - und ein Gewinn sein an ihrem neuen Einsatzort. Zum 1. Februar hat sie die Pfarrstelle im norddeutschen Freistatt übernommen, wo einst Friedrich von Bodelschwingh eine Betheler Zweiganstalt gegründet hatte. Zu ihrer Arbeit dort gehört eine kleine Kirchengemeinde sowie diakonische Einrichtungen vom Janusz-Korczak-Internat bis zur Obdachlosen- und Eingliederungs-Hilfe.

 

Text: Jens Gesper

 

Foto: Auch wenn die Fotos bei solch einem Anlass gerade so aussehen, waren alle Beteiligten froh, dass Pfarrerin Silke van Doorn (Mitte) als Schulreferentin der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein am Sonntagnachmittag mit einem Gottesdienst in der Siegener Martinikirche von den Superintendenten Peter-Thomas Stuberg und Simone Conrad verabschiedet werden konnte.

zurück zur Übersicht

get connected