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Geistliches Leiten geschieht im Team
Fortbildungsveranstaltung für Presbyterinnen und Presbyter im Kirchenkreis Siegen

1.10.2012

Fast einhundert Presbyterinnen und Presbyter aus den 29 Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Siegen trafen sich am Freitagabend (28.9.2012) im Gemeindezentrum auf dem Rödgen zu einem Abend der Begegnung und der Weiterbildung. Darunter viele neue Gesichter, die erstmals Leitungsaufgaben in einem Presbyterium übernommen haben. Im Februar dieses Jahres wurden in der westfälischen Landeskirche die Presbyterien neu gewählt.

„Geistlich leiten“ lautete das Thema, zu dem der Leiter des Pastoralkollegs der westfälischen Landeskirche Dr. Peter Böhlemann referierte. Der gebürtige Neunkirchener Dr. Peter Böhlemann war einige Jahre Pfarrer in Deuz und ist als Leiter des Pastoralkollegs zuständig für die Weiterbildung von Theologinnen und Theologen der westfälischen, rheinischen und lippischen Landeskirche sowie der Ev. reformierten Kirche, die überwiegend im Nordwesten Deutschlands Gemeinden vereint. Ab Dezember leitet Böhlemann das gesamte Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der westfälischen Landeskirche, zu dem das Pastoralkolleg gehört.
Zunächst machte Böhlemann deutlich, dass es nach reformiertem Gemeindeverständnis keine Amts- und Machthierarchie in der Kirche gebe. Die Gestaltungsmacht liege in den Gemeinden bei den Presbyterien und nicht bei einzelnen Personen. Hier unterscheide sich das evangelische Verständnis deutlich von der katholischen Auffassung. Böhlemann: „In der evangelischen Kirche ist Leitung Teamaufgabe.“ Geistliche Leitung ist für ihn Leitung durch den Heiligen Geist, vollzogen in der Gemeinschaft der Heiligen durch die vom Geist Gottes eingesetzte Leitung. Das Amt der geistlichen Leitung werde ausgeübt durch eingesetzte Gremien wie das Presbyterium, die Kreissynode oder die Landessynode. Der Theologe unterschied geistliche Leitung von ungeistlichem Machtstreben einzelner Personen. Doch auch geistliche Leitung kann auf handwerklich gute Führung nicht verzichten. Erprobte Managementtechniken kommen zur Anwendung: Personen- und teamorientiert, sach- und kompentenzorientiert sowie ziel- und zukunftsorientiert.
Deutlich machte der Theologe, dass sich geistliches Leiten in einer zusätzlichen Tiefendimension von „normalem“ Leitungshandeln unterscheidet. Diese Tiefendimension erschließe sich jedoch nur im Glauben und der persönlichen Verbindung zu Gott. Böhlemann: „Geistliche Leitung wahrnehmen heißt, Gott wahrnehmen, auf eigene Macht verzichten und dennoch mutig zu leiten und Management zu betreiben. Geistliche Leitung ist in der Tiefe Begegnung mit Gott und die Bereitschaft, sich von ihm leiten zu lassen.“

Zu der Fortbildungsveranstaltung und einem ersten Kennenlernen hatte der neue Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg die Presbyter der Kirchengemeinden eingeladen. Stuberg bekundete sein Interesse, die Presbyterien aller 29 Kirchengemeinden kennen zu lernen. Man könne ihn gerne in Presbyteriensitzungen einladen. Ihn interessiert, was den Presbyterinnen und Presbytern an ihren Aufgaben gefällt, was ihnen eine Last ist und was sie stärkt und formt. Stuberg: „Mir ist wichtig, einen anderen Blickwinkel auf die Kirche vor Ort zu finden.“ Dabei ist ihm sehr daran gelegen, den Kontakt auch zu den Ehrenamtlichen zu finden.
Gemeinsam mit den Presbyterien will der für acht Jahre gewählte Superintendent die Evangelische Kirche im Siegerland und Olper Raum geistlich gestalten. Dies gelte für die Rolle des Kirchenkreises ebenso wie für die Rolle der Gemeinden und der kirchlichen Dienste.

In den Begegnungspausen konnten sich die Presbyter an den Ständen des Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfe, der Notfallseelsorge, der Diakonie Sozialdienste und des Synodalen Ausschusses für Gemeindeentwicklung, der die Veranstaltung organisiert hatte, informieren und ins Gespräch kommen. Auch ein gut sortierter Büchertisch zog das Interesse der Ehrenamtlichen auf sich. Währendessen sorgte Katharina Fritzen mit ihrer jazzigen Klaviermusik für eine spritzige musikalische Unterhaltung.
Nach dem informativen wie gleichsam unterhaltsamen Abend machten die Presbyter deutlich, dass sie eine Fortsetzung der Begegnungs- und Weiterbildungstreffen wünschen.
kp

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Bild oben
Dr. Peter Böhlemann stellte heraus, dass in der Evangelischen Kirche geistliches Leiten Teamaufgabe sei. 

100 Presbyterinnen und Presbyter trafen sich zu einem Weiterbildungs- und Begegnungsabend im Gemeindezentrum Rödgen, bei dem die geistliche Leitung einer Kirchengemeinde thematisiert wurde.

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