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Kreissynode II
haus nordhelle ohne Siegen
Kirchenkreis Siegen will aus dem Trägerverband aussteigen

3.12.2012

Das unternehmerische Risiko wurde als zu hoch eingestuft. Bei fünf Gegenstimmen und sechs Enthaltungen sprach sich die Synode des Kirchenkreises Siegen am vergangenen Mittwoch (28.11.2012) fast einstimmig für den Ausstieg aus dem Trägerverband der evangelischen Bildungsstätte haus nordhelle in Meinerzhagen aus. Damit blieb die Siegener Kreissynode auf Kurs ihrer bereits gefassten Beschlüsse aus den Jahren 2005 und 2007. Zwei Tage zuvor hatten sich bereits die Synodalen des Kirchenkreises Wittgenstein für einen Ausstieg ausgesprochen.

Die evangelische Bildungsstätte geriet in den vergangenen Jahren zunehmend in eine finanzielle Schieflage. Die Gründe dafür sind vielfältig. Seit 1980 haben die vier südwestfälischen Kirchenkreise Iserlohn, Lüdenscheid-Plettenberg, Siegen und Wittgenstein in Folge der demografischen Entwicklung insgesamt 180.000 Gemeindeglieder verloren. Zudem ist das Haus während der Woche nur mäßig belegt. Das Haus mit 168 Betten und 78 Zimmern entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Tagungsstätte. Bislang beteiligen sich die Kirchenkreise an der Finanzierung von haus nordhelle in Höhe von 0,5% der Kirchensteuereinnahmen. Bis 2005 war es noch 1%. Mittlerweile wurde immer deutlicher, so Pfr. Hans-Werner Schmidt auf der Synode, dass die wirtschaftliche Situation und die veränderte kirchliche Landschaft eine neue Konzeption erfordert oder aber das Haus muss geschlossen werden. Eine neue Konzeption könnte darin bestehen, die Bildungsstätte weiterhin als Einrichtung für die Kirche schwerpunktmäßig zu betreiben, dass sie darüber hinaus vor allem während der Woche durch neue Zielgruppen insbesondere aus dem Bereich der Unternehmerschaft belegt wird. Hierfür sind allerdings bauliche Veränderungen erforderlich, die etwa 3 Mio. Euro verschlingen werden. Die Trägerstruktur könnte neu geplant und GmbH’s geschaffen werden. Die stünden dann in einem Mietverhältnis zu dem Kirchenkreisverband. Jährliche Mietzahlungen in Höhe von 180.000 Euro müssten erwirtschaftet und der Darlehnstilgung und Zinszahlung zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Weiterführung des Hauses durch die vier Kirchenkreise würde für den Kirchenkreis Siegen eine Bürgschaft in Höhe von 1.256.486 Euro bedeuten. Verlässt ein Kirchenkreis den Verband, steigt der Bürgschaftsbetrag für die verbleibenden Kirchenkreise entsprechend. Hinzu kommt noch das Einlagekapital von 25.000 Euro je GmbH. Nicht einzuschätzen ist das unternehmerische Risiko und die damit verbundenen möglichen Folgekosten.

Sollte haus nordhelle geschlossen werden und ein Abriss in 2013 erfolgen, wird der Kirchenkreis Siegen mit 1.049.309 Euro zur Kasse gebeten. Weitere Folgekosten sind dann jedoch nicht zu erwarten.

Wie sich die Entwicklung auch immer darstellen wird, auf jeden Fall ist der Kirchenkreis Siegen verpflichtet, sich an der Bezahlung der aufgelaufenen Defizite zu beteiligen. Diese kosten den Kirchenkreis 603.096 Euro.

Da zurzeit noch nicht absehbar ist, wie hoch sich die Kosten für den Kirchenkreis Siegen insgesamt berechnen, ist vorsichtshalber hierfür eine Rücklage in Höhe von 545.902 Euro gebildet worden. Es ist der Überschuss, mit dem das vergangene Haushaltsjahr 2011 abgeschlossen werden konnte.

Die Synodalen teilten die Einschätzung des Kreissynodalvorstandes und wollten das Risiko einer Weiterbetreibung des hauses nordhelle unter neuem Vorzeichen nicht eingehen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Teuer genug wird es allemal.
Eine rechtsverbindliche Wirkung hat der Synodenbeschluss nicht, sondern er stellt lediglich eine Willensbekundung dar. Die Verbandsvertreter und der Verbandsvorstand haben letztlich die Entscheidungsgewalt.

Am 16. November 1980 wurde haus nordhelle seiner Bestimmung als Evangelische Bildungsstätte übergeben. Es wird von den vier südwestfälischen Kirchenkreisen Iserlohn, Lüdenscheid-Plettenberg, Siegen und Wittgenstein getragen. Der Kirchenkreisverband wird als Trägerverband durch die Verbandsvertretung und den Vorstand geleitet.

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Die Kreissynode Siegen blieb auf Kurs ihrer Beschlüsse aus den Jahren 2005 und 2007 und bat Vorstand und Verbandsvertretung von haus nordhelle, den schnellstmöglichen Ausstieg des Kirchenkreises Siegen aus dem Verband zu betreiben.

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