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50 Jahre evangelische Kirche Rudersdorf
Gut, dass wir einander haben
10.6.2014
Mit einem Festgottesdienst feierte die evangelische Kirchengemeinde Deuz am Pfingstsonntag (8. Juni 2014) das 50-jährige Bestehen der ev. Kirche Rudersdorf. In dem überwiegend katholischen Landstrich wurde die ev. Kirche am 9. Februar 1964 in Dienst gestellt. Für die Evangelischen ein besonderes Ereignis. Hatten sie bisher doch kein Zentrum, in dem sie sich versammeln konnten.
Pfarrer Henning Briesemeister begrüßte die vielen Gottesdienstbesucher herzlich. Verglichen mit den Jahrhunderte alten Kirchen sind 50 Jahre ein kleines Jubiläum, so der Ortspfarrer. Das Festjahr des Bezirkes der Kirchengemeinde Deuz steht unter dem Motto „Gut, dass wir einander haben.“
In seiner Predigt verwies Superintendent Peter-Thomas Stuberg auf den Geburtstag der Weltkirche Jesu Christi, der an Pfingsten in aller Welt gefeiert werde. Stuberg: „Inmitten dieses großen Festes feiern wir ein kleines Fest in Rudersdorf.“ Die kleine Kirche wurde in der Nachkriegszeit gebaut. Wettrüsten, Kalter Krieg und die Trennung Deutschlands in Ost und West seien damals wichtige politische Themen gewesen. In Deutschland habe man sich über das Wirtschaftswunder gefreut. Ein Monatsgehalt habe eine Waschmaschine gekostet. Die Funktion von Kirchengebäuden ansprechend macht der Superintendent deutlich: „Die Kirche ist ein Gefäß. Wir feiern nicht die Kirche, sondern ihre Funktion. Das Gebäude erfüllt seinen Zweck. In ihr versammeln sich Menschen zum Gottesdienst, wird gebetet. Wenn Gotteshäuser aufgegeben werden müssen, wie in Werthenbach, schweigt Jesus Christus nicht.“
Die Musikgruppe Levante gestaltete den musikalischen Teil des Gottesdienstes und erhielt einen kräftigen Applaus.
Bürgermeisterin Christa Schuppler grüßte von der weltlichen Gemeinde Wilnsdorf. Sie betonte die Bedeutung einer starken Gemeinschaft. Jochen Brenner, Ortsvorsteher in Rudersdorf, grüßte herzlich für die Vereine. Er erinnerte an die Flüchtlinge und Vertriebene, die ein neues Zuhause gefunden haben. Die Grüße der katholischen Nachbargemeinde überbrachte Pastor Richard Monka.
Das Leben der evangelischen Kirchengemeinde im Bezirk Johannland entwickelte sich deutlich nach dem 2. Weltkrieg. Bis dahin wurden 10 evangelische Familien in den sieben Ortschaften des Bezirks gezählt. Nun kamen viele Flüchtlinge und Vertriebene in die Region, die infolge der Kriegswirren ihre Heimat verlassen mussten. Sie fanden in dem katholischen Johannland eine neue Bleibe und wurden von der Bevölkerung aufgenommen. Als Evangelische unter den Katholiken hatten sie es allerdings nicht leicht. 1953 wurde das Johannland mit den Ortschaften Gernsdorf, Hainchen, Helgersdorf, Irmgarteichen, Rudersdorf, Salchendorf und Werthenbach ein selbstständiger Seelsorgebezirk. Pfarrer Friedrich Wilhelm Schmidt war ihr erster Seelsorger. Damals gehörte der Bezirk noch zur Kirchengemeinde Netphen. In dieser Zeit durften die Evangelischen die Irmgarteicher Pfarrkirche St. Caecilia benutzen. Ansonsten versammelten sie sich in unterschiedlichen Räumen, wie in der Schule in Irmgarteichen oder dem Gemeinschaftsraum der Firma Siegas in Rudersdorf. Immer deutlicher wurde, dass den Evangelischen ein Zentrum fehlte, in dem sie sich versammeln und das Gemeindeleben gestalten konnten.
Dem unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Schmidt und dem Engagement vieler Ehrenamtlicher war es zu verdanken, das am 9. Februar 1964 die neue Kirche in Rudersdorf in Dienst genommen werden konnte. Präses Ernst Wilm predigte über die Jahreslosung 1964: „Wir haben einen Herrn Jesus Christus.“ Schon bei der Grundsteinlegung des Gotteshauses am 5. Mai 1963 hatte Pfarrer Friedrich Wilhelm Schmidt betont, dass es zwischen den verschiedenen Konfessionen kein Gegeneinander geben dürfe, sondern ein Miteinander. Der wachsende Platzbedarf in den folgenden Jahren führte im Jahr 2000 zu einem An- und Umbau des Gotteshauses.
kp
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri und Kirchengemeinde Deuz
Mit einem Festgottesdienst feierte die Ev. Kirchengemeinde Deuz am Pfingstsonntag das 50-jährige Bestehen der ev. Kirche in Rudersdorf.
Die ev. Kirche Rudersdorf, ausgebaut als Gemeindezentrum.
1. Spatenstich am 21. November 2014
Grundsteinlegung 5. Mai 1963
In Sinn (Herborn) werden die drei Bronzeglocken gegossen.
Schlüsselübergabe am 9. Februar 1964. Präses Ernst Wilms (1. Reihe 2. v. rechts) predigt über die Jahreslosung.
Ev. Kirche Deuz wie 1964 erbaut.