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Gottesdienste schaffen Gemeinschaft im Flüchtlingsheim Burbach

10.10.2014

Das Leben der evangelischen Kirchengemeinde Burbach verändert sich durch die Flüchtlinge. Im Flüchtlingsheim wird zu den Gottesdiensten eingeladen und die Menschen werden mit einem kleinen Bus und Privat-Pkws abgeholt. Englischsprachige Elemente kommen zunehmend im Gottesdienst vor. Gemeindeglieder lernen Flüchtlinge als Christen kennen. Man begegnet sich im Ort.

Im Flüchtlingsheim ist ein christlicher und ein moslemischer Andachtsraum eingerichtet worden. Jeden Mittwoch wird eine christliche Andacht angeboten. Es ist Mittwoch, als Präses Annette Kurschus und Superintendent Peter-Thomas Stuberg die Unterkünfte aufsuchen, also Andachtstag. Hans-Peter Ginsberg und weitere Ehrenamtliche haben die Andacht organisiert. Eine Verschiebung des Gottesdienstes war nicht möglich. Gerne hätte auch die Präses an der Andacht teilgenommen. Ein anderer Raum muss gefunden werden, da im eigentlichen Andachtsraum Betten stehen. Das Zimmer wurde gebraucht. Das DRK hilft schnell. Der Unterrichtsraum kann genutzt werden. Das Holzkreuz wird herbeigeholt. Ohne das Zeichen des Kreuzes ist bei den Flüchtlingen keine christliche Andacht möglich. Die brauchen die Symbolik. Während des Abendessens wird zur Andacht eingeladen. Der Raum füllt sich. Iraner, Syrer, Algerier, Menschen aus Eritrea, Ghana, Nigeria und auch Deutsche füllen den Raum. Es müssen Stühle hinzugestellt werden. Es wird geredet, man freut sich auf das Beisammensein. Die Stimmung ist heiter und gelöst. Frauen bringen ihre Kinder mit. Pfarrer Jochen Wahl beginnt den Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gottesdienstsprache ist Englisch. Manchmal wird auch ins Arabische übersetzt, wenn sich unter den Flüchtlingen jemand befindet, der die Aufgabe übernehmen kann. Es wird viel improvisiert. Zu Beginn wird gesungen. Wahl packt die Gitarre aus und stimmt ein Lied an. Es hat einen einfachen Text, kann in vielen Sprachen gesungen werden. Mittlerweile kennen es alle: Halleluja, preiset den Herrn! Ein kräftiger Gesang der über 40 Teilnehmenden. „Wer will in seiner Heimatsprache ein Lied singen?“, fragt der Pfarrer. Sofort meldet sich eine Frau, kommt nach vorne und stimmt kraftvoll ein Lied in ihrer Muttersprache an. Die Gottesdienstteilnehmenden klatschen den Rhythmus. Die Melodie ist eingängig. Einige summen eine andere Stimme hinzu. Spontan, improvisiert, begeisternd. Es ist berührend, zuzuhören. Ein junger Mann steht auf, ein anderes Lied, eine andere Sprache. Superintendent Peter-Thomas Stuberg stellt sich vor. Nein, sein Amtstitel hat nichts mit der britischen Polizei zu tun. Es wird gelacht. Stuberg ist leitender evangelischer Pastor im Kirchenkreis Siegen. Er grüßt im Namen des Kirchenkreises und erzählt kurz von seiner Arbeit und dem Besuch im Flüchtlingsheim. Die Predigt hält Gabriel Forsong, Pastor der afrikanischen Gemeinde in Siegen. Er ist oft im Flüchtlingsheim zu Gast. Er redet eindringlich. Er spricht vom Sorgen. So mancher Flüchtling weiß nicht, wie es mit ihm und den Seinen weitergeht. Es gibt jemand, der sorgt und hilft - Gott! Darauf dürfen sie vertrauen. Er geht auf das Alltagsleben im Heim ein. Für ihn ist es Sünde, andere Heimbewohner zu bestehlen. Das ist Sünde, so etwas gehört sich für einen Christen nicht. Die Gottesdienstbesucher hören aufmerksam zu. Am Ende wird zum Gottesdienst am kommenden Sonntag in die Kirche eingeladen.

Nach dem Gottesdienst wird nach Bibeln gefragt. Leider ist im Moment keine englischsprachige Bibel vorrätig. Die Kirchengemeinde besorgt Bibeln in unterschiedlichen Sprachen. Hans-Peter Ginsberg: „Menschen hatten Tränen in den Augen, als wir ihnen eine Bibel in ihrer Muttersprache überreichen konnten.“ Es sind im Flüchtlingsheim auch Gottesdienste zu Weihnachten und Ostern gefeiert worden, an denen fast alle seinerzeit 600 Flüchtlingsbewohner teilgenommen haben, egal ob Christen, Moslems oder Atheisten. Die Gottesdienste verbinden und geben Vertrauen.

kp


Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Bild oben:
„Welcome“ steht über der Tafel im Deutschraum, in dem improvisiert die christliche Andacht stattfindet.

 

Superintendent Peter-Thomas Stuberg überbringt die Grüße des Ev. Kirchenkreises Siegen.

 

Das Singen von Liebern in unterschiedlichen Sprachen, nimmt einen großen Raum ein. Pfarrer Jochen Wahl begleitet einige Lieder auf der Gitarre.

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