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Rahmenbedingungen in den Flüchtlingsunterkünften sollen verbessert werden
10.10.2014
Die Flüchtlingsunterkünfte in Burbach besuchten jetzt (8.10.2014) die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen Annette Kurschus und der Superintendent des Ev. Kirchenkreises Siegen, um sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Für die Theologen ist klar, dass der Schutz der Fremden und das klare Eintreten für sie, Aufgabe der Kirche ist. Sich ein eigenes Bild zu machen, konnte nur bruchstückhaft gelingen. Heinz-Wilhelm Upphoff, Landesrotkreuzleiter, führte durch Teile der Anlage. Seit einem Tag ist das Deutsche Rote Kreuz für die Flüchtlingsunterkunft zuständig. Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger hatte nach den menschenverachtenden Vorfällen in Burbach die ehemalige Betreiberfirma European Homecare (EHC) am Vortag von ihren Aufgaben entbunden. Mitarbeitende sollen Flüchtlinge gequält und misshandelt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nun versucht das DRK einen Neustart.
Die Räumlichkeiten in den ehemaligen Kasernengebäuden sind sehr trist. Das Regenwetter tat sein Übriges dazu. Es sind zu viele Menschen auf zu engem Raum. Präses Kurschus war sichtlich betroffen über die Unterbringung in der Notunterkunft. Sie erkundigte sich nach den Zimmerbelegungen und nach der Verpflegung der Menschen. Regierungsvizepräsident Volker Milk: „Das ist eine Notunterkunft. Wir sind froh, dass wir die Menschen vor Obdachlosigkeit bewahren können.“ Nur wenige Tage sollen die Menschen hier untergebracht werden und dann in geeignetere Räumlichkeiten weiterziehen. Dies ist offensichtlich nicht immer möglich. Zu groß sind die Zahlen der Menschen, die in Burbach ankommen. So kommt es vor, dass sich der Aufenthalt über zwei Wochen bis zu drei Monaten ausdehnen kann.
Hier sieht die Evangelische Kirche von Westfalen Handlungsbedarf. „Männer, Frauen und Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat geflüchtet sind und in Europa und Deutschland Aufnahme suchen, müssen bei uns auf zugewandte Menschlichkeit stoßen. Sie haben ein Recht darauf, auch fern ihrer Heimat würdig zu leben. Dafür haben wir uns in aller Deutlichkeit einzusetzen.“ Mit diesen Worten hat Präses Kurschus die Grundhaltung von Evangelischer Kirche zum Umgang mit Flüchtlingen in ihrem Bericht zur westfälischen Landessynode bereits 2013 klar zum Ausdruck gebracht. So befürwortet das Institut für Kirche und Gesellschaft der westfälischen Landeskirche für die Aufnahme von Flüchtlingen Einheiten mittlerer Größe von maximal 200 Personen. In Burbach sind derzeit 769 Personen untergebracht. Für 400 Flüchtlinge war die Einrichtung gedacht.
Darin sieht die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen eine Ursache für die Probleme, die in den vergangenen Wochen offenkundig geworden sind. Der Raum der gedrängten Enge lässt die Schwierigkeiten geradezu erahnen, sagte sie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aus den Erstunterkünften seien Notunterkünfte geworden. Da müsse dringend etwas getan werden. Die Menschen kämen mit schweren Erlebnissen, teilweise traumatisiert, und würden nun an Orten untergebracht, wo die Situation wieder angelegt sei auf Konfrontation, auf Konflikte und auf schwierige Bedingungen.
Nun sollen für die Betreibung der Einrichtungen Mindeststandards festgelegt werden. Milk gab bekannt, dass die Standards für die Unterbringung „nachgeschärft“ würden. Die schlimmen Vorfälle sollen sich nicht mehr wiederholen. Zudem muss ausreichend Personal für die Betreuung vorhanden sein. Hier hat das DRK den Vorteil gegenüber dem ehemaligen Unternehmen, dass sowohl internationale Erfahrungen vorliegen und auch ehrenamtliche Kräfte eingebunden werden können.
Die bewohnten Räume konnten nicht besichtigt werden. Kurschus: „Dafür habe ich Verständnis. Die Menschen brauchen auch ihren persönlichen Bereich. Wir sind ja hier nicht im Zoo.“
Erste Anzeichen einer Verbesserung der Unterkünfte zeichnen sich ab. So sollen die Essensportionen beispielsweise für erwachsene junge Männer größer werden. Man will auch mehr Ausgabestellen für das Essen einrichten. Es wird häufiger gereinigt. Verständlich, dass das DRK sich zunächst einmal einen Überblick über die Verhältnisse verschaffen muss, um zu sehen, was verbessert werden kann.
kp
Weitere Informationen der Evangelischen Kirche von Westfalen finden Sie hier.
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)
769 Flüchtlinge sind derzeit in den Notunterkünften in Burbach untergebracht. Selbst der Andachtsraum musste mit Betten belegt werden.
Präses Annette Kurschus und Superintendent Peter-Thomas Stuberg (im Bild von rechts) informieren sich über die Situation in den Flüchtlingsunterkünften in Burbach.