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Kreissynode Siegen II
Modell Jugendarbeit

4.12.2014

Konzeptionelle Klarheit und Akzeptanz fehlen noch

Hauptamtliches Regionenmodell der kreiskirchlichen Jugendarbeit nachschärfen

Bei der Visitation des kreiskirchlichen Referates für Jugend und Gemeindepädagogik wurde das Modell der hauptamtlichen kreiskirchlichen Jugendarbeit besonders in den Blick genommen. Synodalassessor und Vorsitzender des Synodalen Koordinierungsausschusses für die kreiskirchliche Jugendarbeit Rolf Fersterra griff das Bild einer mehrstufigen Rakete auf, um die Entstehung und die nötige Weiterentwicklung des Modells zu beschreiben. Entwickelt wurde das Modell hauptamtlicher Jugendarbeit, weil vor sechs Jahren einige Gemeinden ihren eigenen Jugendreferenten nicht mehr finanzieren konnten und der Verlust der hauptamtlichen kirchlichen Jugendarbeit im Raum stand. Dies sollte verhindert werden und auch die Stellensicherung der Mitarbeitenden war ein wichtiges Argument. In einer ersten Stufe wurde es 2008 von der Kreissynode ins Leben gerufen und 2009 in eine Satzung gegossen. Seitdem „fliegt die Rakete“, so der Ausschussvorsitzende. Jetzt soll die zweite Stufe gezündet werden.

Fersterra: „Die Visitation hat uns überzeugt: In dem Arbeitsbereich wird gute Arbeit gemacht.“ Er nennt ansprechende Gottesdienste, die gemeinsam von Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und Jugendlichen vorbereitet werden, die Konfirmandenarbeit, die von Hauptamtlichen unterstützt wird, und Mitarbeiterschulungen. Gut ausgebildete Mitarbeitende brächten ihre unterschiedlichen Kompetenzen ein, die der Jugendarbeit der Gemeinden zugute kämen. Von Teamstrukturen profitierten aufwendige Projekte. Regionale Veranstaltungen hätten mehr Ausstrahlung, wenn sie über den Tellerrand der eigenen Gemeinde orientiert seien. Zudem, so Fersterra, sei das Modell ein wichtiger Katalysator für die regionale Zusammenarbeit der Kirchengemeinden.

Deutlich wurde bei der Visitation aber auch, dass das Miteinander von regional bezogener hauptamtlicher Jugendarbeit und lokaler Gemeindearbeit noch nicht überall rund läuft. Fersterra: „Die Visitation ergab ein merkwürdig geteiltes Bild. Wir haben gute Arbeit erlebt und große Begeisterung. Aber es gibt aus Frustration an Bord. Und die Gemeinden, denen der Flieger doch gehört, sind nicht so fasziniert und stolz, wie man es vermuten würde. Manchmal nehmen sie den Arbeitsbereich nicht einmal wahr.“ Das liege nach Einblick des Visitationsteams an einigen Strukturen, die noch nicht optimal seien, begründet Fersterra. Aber auch die Kommunikation der Arbeitserträge müsse verbessert werden. Zudem würden Erwartungen an die Hauptamtlichen gerichtet, die nicht zu erfüllen seien. Daher müsse das Modell dringend konzeptionell nachgeschärft werden, da es an konzeptioneller Klarheit fehle.

Zu den Schärfungen der Konzeption gehört, dass künftig eine starke Identifikation aller Kirchengemeinden mit diesem Arbeitsgebiet möglich wird. Geklärt werden soll das Verhältnis der hauptamtlich regionalen Jugendarbeit zu der Jugendarbeit der Kirchengemeinden sowie die Aufgabenverteilung zwischen beiden Arbeitsebenen. Die Kirchengemeinden als Träger der Jugendarbeit sollen gestärkt werden. Ein Einverständnis über die Rahmenziele der hauptamtlichen Jugendarbeit im Kirchenkreis gehört zur Schärfung. Die Aufgaben der hauptamtlich Mitarbeitenden sollen deutlich beschrieben werden, so dass die Möglichkeiten und Grenzen konkret benannt und akzeptiert werden können.

Aber auch die Strukturen bedürfen einer gründlichen Überprüfung. Dazu gehört, dass die Presbyterien im Rahmen einer möglichst einheitlichen Finanzierung der Sachkosten Budgets zur Verfügung stellen. Auf allen Ebenen verstärkt werden soll die Partizipation von Kindern und Jugendlichen an der Steuerung. Neue spirituelle Formen und Angebote für solche Jugendliche, die durch traditionelle Formen nicht erreicht werden, sollen entwickelt werden.

Eine angeregte Synodaldiskussion schloss sich der Einbringungsreden an. Pfr. Thomas Walter empfahl die Entwicklung der Kirchengemeinden mit zu berücksichtigen, die Regionenzuschnitte zu prüfen und die Zusammenarbeit mit dem CVJM organisatorisch zu stärken. Die starke Funktionalisierung der Jugendlichen griff Pfrn. Ute Waffenschmidt-Leng auf. Jugendliche würden nach ihren Leistungen bewertet und hätte heute nur wenig Zeit, sich frei zu entwickeln. Sie befürwortete, in der Jugendarbeit nicht nur Highlights zu produzieren, sondern auch sozial-diakonische Begleitung zu stärken. Die Jugendarbeit dürfe nicht verzweckt werden, sie sei ein Zweck an sich. Eine zweckfreie Jugendarbeit befürwortete Pfr. Bernd Münker nicht. Die kirchliche Jugendarbeit müsse zum Glauben an Jesus Christus einladen. Solche Einladungen, so Waffenschmidt-Leng in der Erwiderung, müssten einladend, unaufdringlich und liebevoll geschehen. Dazu brauche es Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Pfr. Armin Pulfrich machte deutlich, dass die Weiterentwicklung des Modells auch in den Presbyterien gelingen müsse. Dort werde gefragt, was die Gemeinden von der Jugendarbeit hätten. Schulpfarrer Raimar Leng schilderte seine Erfahrungen an der Berufsschule, wonach 80–90% der Jugendlichen mit Kirche nichts mehr anfangen könnten. Er sehe nur in der Beziehungsarbeit eine Chance, dies zu ändern. Es müssten Alternativen aufgezeigt werden zu dem, was Jugendliche tagtäglich erlebten. Pfr. Dr. Christian Schwark stellte die Frage, ob geglaubt werde, dass es für Jugendliche gut sei, wenn sie ein Zuhause in der Gemeinde hätten. Wenn ja, dann könne eine Gemeinde auch offen sein für andere Traditionen, Musik und Glaubensformen. Auch die regelmäßige Arbeit vor Ort halte er für wichtig. Pfr. Dietrich Hoof-Greve empfahl für Jugendliche existentielle Antworten zu finden auf die Fragen, warum es Sinn mache, an Gott zu glauben und was man davon habe, an Gott zu glauben. Die Antworten müssten glaubwürdig, authentisch und klar sein.

Schlussendlich beschloss die Kreissynode Siegen mit großer Mehrheit, das Modell der hauptamtlichen Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Jugendlichen weiterzuentwickeln.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Bild oben

Synodalassessor Rolf Fersterra griff das Bild einer mehrstufigen Rakete auf, um die Weiterentwicklung des Modells der kreiskirchlichen Jugendarbeit zu beschreiben.

 

In einer Videoeinspielung stellten die Jugendreferenten sich und ihre Arbeit vor.

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