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Burbacher Pfarrer Jochen Wahl im Gespräch mit Staatsministerin für Flüchtlinge
18.12.2014
Eine Einladung der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, nach Berlin ins Bundeskanzleramt nahm jetzt Pfarrer Jochen Wahl aus Burbach wahr.
26 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet hatte die Staatsministerin eingeladen, um deren Arbeit mit Flüchtlingen zu würdigen. Aber auch, um sich über die Arbeit unterschiedlicher Organisationen an den verschiedenen Standorten zu informieren.
Es ist für die Bundesrepublik Deutschland selbstverständlich, dass denen, die vor Krieg, Terror, Gewalt und Verfolgung fliehen, Schutz geboten wird. In der Einladung der Staatsministerin im Bundeskanzleramt heißt es: „Mit der Übernahme der Verantwortung für die Schutzsuchenden, die nach Deutschland kommen, sind aber auch Herausforderungen zu bewältigen. Unverzichtbar für ein verständnisvolles Klima in unserer Gesellschaft und den humanen Umgang mit Flüchtlingen sind die vielen (Nachbarschafts-) Initiativen, die sich in den letzten Monaten und Jahren oft in der direkten Umgebung von Flüchtlingsunterkünften gegründet haben. Sie helfen den Menschen direkt vor Ort, schaffen Begegnung und helfen dabei, Flüchtlinge in die Nachbarschaft zu integrieren.“
Von genau diesen Begegnungen in Burbach konnte Pfarrer Jochen Wahl in Berlin erzählen. Er war in Vertretung des kirchengemeindlichen Koordinators für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in der Notunterkunft Burbach, Hans- Peter Ginsberg, angereist. Wahl sprach in Berlin an, wie wichtig es ist, dass in den Heimen Standards eingehalten werden. Und auch das eindeutig geregelt ist, wozu die Heimbetreiber die staatlichen Gelder zu verwenden haben. Zudem machte er aufgrund der Erfahrungen in Burbach deutlich, dass die Aufnahmekapazitäten in den einzelnen Heimen nicht dauerhaft überschritten werden dürften. Die Probleme in den Burbacher Unterkünften seien auch durch Überbelegungen verschärft worden. Für etwa 450 Personen seien die Unterkünfte ausgelegt gewesen, bis zu 920 Personen habe man in Burbach untergebracht. Dies sei weder für die Flüchtlinge, noch für die Betreiber der Einrichtung und auch nicht für die ehrenamtlichen Helfer zumutbar.
Der Runde Tisch „Notunterkunft Siegerland-Kaserne“ in Burbach ist stark angewachsen. Viele wollen mitgestalten. „Heute kann man sagen, so Pfarrer Wahl, „dass von den Vorkommnissen in Burbach die Flüchtlingsarbeit in ganz Deutschland profitiert hat.“ Die Probleme seien überall ähnlich gewesen. Nun sei bundesweit eine hohe Sensibilisierung zu verzeichnen. Dies habe er in Berlin erfahren. Die Probleme der Kommunen mit den Flüchtlingen würden ernst genommen.
Die Evangelische Kirchengemeinde Burbach engagiert sich nicht nachlassend für die Flüchtlinge, auch finanziell. Pfarrer Jochen Wahl: „Ich halte es für wichtig, dass die Kirche die ehrenamtliche Arbeit mitfinanziert, um nicht abhängig zu sein von öffentlichen Geldern. Die Kirche hat an den Flüchtlingen auch einen eigenen christlichen Auftrag wahrzunehmen.“ Diese Arbeit könne die Kirchengemeinde Burbach derzeit leisten. Die Menschen würden willkommen geheißen. Etliche Weihnachtsfeiern im Flüchtlingsheim seien derzeit in der Planung. Zu der Vorbereitung gehörten auch Päckchen und Geschenke. Chöre aus Burbach und der Umgebung gestalteten die Feiern mit. Über 1000 fremdsprachige Bibeln hat die Kirchengemeinde auf Nachfrage bislang an Flüchtlinge verteilt. Und immer wieder komme es vor, dass Flüchtlinge die Kirchengemeinde ansprächen, um sich taufen zu lassen.
Auf Basis eines geringen Entgeltes hat die Kirchengemeinde einen Koordinator für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit anstellen können. Eine Verfahrensberaterin für Flüchtlinge hat die Diakonie in Südwestfalen eingestellt. Diese Stelle ist bislang für ein Jahr finanziert. Über 50.000 Euro haben Diakonie und Kirche für die Betreuung der Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen viele Spenden von Privatpersonen und Firmen. Jochen Wahl: „Für diese finanzielle Unterstützung sind wir sehr dankbar. Sie ist nötig, damit diese ehrenamtliche Arbeit auch langfristig zu leisten ist.“
Dringend benötigt werden derzeit Tische und Stühle für die Räume, in denen der Deutschunterricht stattfindet, aber auch für die Zimmer der Flüchtlinge. 15 ausrangierte Tische hat das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Neunkirchen, zur Verfügung gestellt.
kp
Text zum Bild: (Foto: privat)
Pfarrer Jochen Wahl und Staatsministerin Aydan Özoğuz in Berlin