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Kreismännertag 2025: "Pflanzen hat seine Zeit"
19.11.2025
Wer Neues anpflanzen will, der muss auch Altes rausreißen. Das fällt nicht immer leicht und ist zuweilen auch ein schmerzhafter Prozess. Dass das Pflanzen seine Zeit hat (Prediger 3,2), steht auch in der Bibel. Das griff Landeskirchenrat Dr. Jan-Dirk Döhling auf, der als Referent eingeladen worden, um am Kreismännertag im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein einen Impulsvortrag zu halten. Rund 100 Männer kamen kürzlich zu dieser Veranstaltung in die Erlöserkirche nach Siegen, um zuzuhören, sich auszutauschen und Gemeinschaft zu erleben.
Döhling machte eine botanische Reise durch die Bibel und stellte dabei Gärtner und Pflanzen vor. Er hob die Bedeutung von Gartenarbeit hervor, die nachweislich den Blutdruck und Stresshormone senke. „Wir kommen aus dem Stress heraus, wenn wir mit der Erde, mit der Natur in Berührung kommen“, sagte Döhling. Das sei faszinierend, ebenso wie die Häufigkeit mit der Pflanzen und Pflanzenbilder in der Bibel vorkämen. Pflanzen führten einem die Unverfügbarkeit des Lebens vor Augen. Es gebe Bibelstellen, die ganz deutlich machten: „Die Natur gehört uns nicht. Wir dürfen nicht das Erste und das Letzte daraus quetschen.“ Döhling fasste zusammen: „Beim Pflanzen und Säen geht es ganz wortwörtlich um ein Loslassen – und auch um ein Zeitlassen.“ Das Ausreißen, um Platz für Neues zu schaffen gehöre ebenfalls dazu. „Wir erfahren die Veränderlichkeit des Lebens“: Aus etwas Kleinem wachse und gedeihe etwas Großes und gleichzeitig führten Pflanzen die Vergänglichkeit und Endlichkeit des Lebens vor Augen. Jesus mache in seinen Landwirtschaftsbildern immer wieder deutlich, dass zum Pflanzen auch das Warten und Geduld haben gehörten. Der Mensch könne mitwirken und etwas anstoßen, aber „wenn es um das Wesentliche geht, sind wir nicht die Macher“, sagte Döhling. Das sei manchmal nur schwer zu ertragen. „Wir dürfen das Wachsen getrost Gott überlassen.“
Der Referent berichtete von unterschiedlichen Pflanzen in der Bibel, beispielsweise davon, dass Ölbäume bis zu 1000 Jahre alt werden können. Wer einen solchen Baum pflanze, tue das nicht für sich, sondern für zukünftige Generationen. Das sei eine Handlung, die man heute vielleicht verlernt habe. Döhling sprach auch über Gärtnergestalten in der Bibel: Gott selbst sei Gärtner (1. Mose): „Gott töpferte den Menschen aus der Erde heraus“ und er habe selbst einen Garten gestaltet. Die Bibel beschreibe Gott als Arbeiter. „Den Gott, an den wir glauben, legt selbst einen Garten an, um die Menschen zu versorgen“, erklärte Döhling. Der Mensch solle in diesem Garten mithelfen. „Gott braucht nicht die Arbeit der Menschen, er will sie.“
In Bezug auf das Gärtnern sagte der Landeskirchenrat deutlich: „Wer pflanzen will, der muss auch ausreißen.“ Wenn Neues entstehen solle, dann müsse manchmal eben Altes entfernt werden. Das sei auf viele verschiedene Bereiche übertragbar, führte Döhling weiter aus: Auf die Kirche, die Arbeit, die Familie… In der an den Vortrag anschließenden Diskussionsrunde wurde das Thema des Kreismännertages „Pflanzen hat seine Zeit“ vertieft. Auch über den Nebensatz des Titels „Wege aus der Resignation“ wurde im Plenum gesprochen. Geschlussfolgert wurde beispielsweise, dass das Ausreißen mit einem Risiko verbunden sein könne, aber auch, dass man dankbar für das sein könne, was Gott schenke und wachsen lasse – auch wenn das Ergebnis nicht immer direkt sichtbar sei.
Zu Gast bei der jährlich stattfindenden Veranstaltung war zudem Irmtrud von Plettenberg, die katholische Gemeindereferentin ist unter anderem für die Kolumbariumskirche Siegen zuständig. In einem kurzen Interview mit dem Kreismännerpfarrer und Organisator des Kreismännertages, Christoph Dasbach, sprach sie darüber, was Mut mache, auch wenn man mit Tod und Trauer konfrontiert werde. Pfarrer Ralf Prange führte ein kurzes Gespräch mit Gärtnermeister Georg Feil, der einen Einblick in seine Arbeit gab. „Was mich geprägt hat, ist der Rhythmus der Jahreszeiten“, erläuterte er. Der Winter sei beispielsweise die Ruhezeit, während der Herbst Ernte hervorbringe, bevor der Verfall beginne – und der Frühling bringe neues Leben.
Sarah Panthel



