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Einfach da sein - Begleitveranstaltung zur Ausstellung "Was bleibt."

17.9.2025

Helena Kassel und Armin Neuser-Moos gaben in der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung "Was bleibt." in der Nikolaikirche Siegen Einblicke in die Begleitung sterbender Menschen.
© Claudia Irle-Utsch
Helena Kassel und Armin Neuser-Moos gaben in der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung "Was bleibt." in der Nikolaikirche Siegen Einblicke in die Begleitung sterbender Menschen.

Ein Punkt, kein Fragezeichen ist es, was hinter die beiden Worte gesetzt ist: „Was bleibt.“ – das sagt etwas aus über eine Haltung zum Leben ... und zum Sterben. Und doch sind da Fragen: Was bleibt, wenn ich einmal soll scheiden? Was ist, wenn ich gehen muss? Was soll ich tun, wenn es gilt, Abschied zu nehmen?

Wie gut, dass rund um die Ausstellung „Was bleibt.“ in der Nikolaikirche Siegen auch Raum war, Fragen zu stellen. Vielleicht zuallermeist an jenem Donnerstagabend, an dem es um die Begleitung sterbender Menschen ging. Helena Kassel, erfahrene katholische Ehrenamtliche im Ev. Hospiz Siegen, und Armin Neuser-Moos, evangelischer Pfarrer im Hospizdienst der Diakonie Südwestfalen (der auch die Arbeit des Ambulanten Hospizdienstes umfasst), erlaubten einem interessierten Publikum sehr offene, ehrliche, erhellende und ermutigende Einblicke in ihren Dienst, der dort geschieht, wo ein Leben endet, wo ein Übergang ansteht, wo Trost nötig ist, wo das Gegenwärtig-Sein mehr wiegt als tausend Worte.

„Am Bett eines Sterbenden ist vieles anders“ war die Überschrift über dem rund einstündigen Gespräch zwischen Helena Kassel und Armin Neuser-Moos, und sie bezog sich auf den Satz eines habilitierten Theologen, der für den Autor Frank Berzbach lebenslang prägend wurde. In einer hochkomplexen intellektuellen Podiumsdiskussion habe jener Professor alles Vorhergesagte kurz und knapp kommentiert mit: „Was Sie sagen, ist schlüssig, aber am Bett eines Sterbenden sieht es anders aus.“ Der Glaubensmann war auch Sterbebegleiter, sein Blickwinkel war ein veränderter und ein verändernder.

Am Bett eines sterbenden Menschen sei es deutlich einfacher, über existentielle Fragen ins Gespräch zu kommen, so Armin Neuser-Moos aus der eigenen Erfahrung. Es gelte dann, mit diesem Menschen zu gehen. Im Hospiz böte er, wie auch das Team der Ehrenamtlichen, nur das an, „was die Gäste auch wollen“. Mit Rücksicht auf unterschiedliche Formen der Frömmigkeit, mit dem Eingehen auf die Spiritualität, die passt, mit dem Versuch, es am Ende „rund“ zu machen, so wie es eben möglich wäre. Wichtig sei es, „einfach da zu sein, wenn’s ans Sterben geht“, sich still und möglich unverstellt zu dem Menschen setzen, vielleicht die Hand halten.

Sie selbst habe lernen müssen, „wie viel Empathie und Einlassen auf einen Menschen man braucht“ bei der Arbeit im Hospiz, sagt Helena Kassel, gefragt nach dem, was sie in all den Jahren als Ehrenamtliche gelernt habe. „Es hat mich innerlich sehr verändert, obwohl dieses Thema immer meins war.“ Sie kenne das Hospiz auch aus der Sicht der Angehörigen. Ihr Mann erkrankte Anfang der 1980er Jahre an Krebs, lebensbedrohlich. Und sie erlebte beides: das Hilfreiche und Tröstende, aber auch, dass Menschen ihr bewusst aus dem Weg gingen, dass es Ratschläge gab, die wenig zielführend waren. Die eigene Situation, die späteren Seelsorgeschulungen und letztlich all die Begegnungen im Hospiz hätten sie gelehrt, dass sie dem todkranken Menschen am besten helfe, wenn sie ihm anteilnehmend Nähe gebe, „ohne viel zu reden“.

Gleichzeitig sei das Hospiz ein Ort des Lachens, des Glücks. Man könne dem Leben nicht mehr Tage geben, wolle aber den Tagen mehr Leben verleihen. Den Gästen möge es gut gehen, sie sollten bei all dem Schweren auch Grund zur Freude finden. Und wenn es im besonderen Fall der Genuss einer guten Zigarre, der Piccolo am Morgen, ein Glas Wein zur Nacht sei ... Sie erlebe selten Häuser, wo so viel gelacht werde wie im Hospiz, sagt Helena Kassel, und es ist zu spüren, dass sie selbst eine Beschenkte ist.

„Was braucht der Mensch?“ – diese Frage sei das Leitmotiv seiner Arbeit, so Pfarrer Armin Neuser-Moos. Werde die Antwort gefunden, dann müsse dieses so grundlegende Bedürfnis gestillt werden. Ohne ein Wenn und ein Aber. Punkt. Claudia Irle-Utsch

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