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Ausstellung "Was bleibt" eröffnet
4.9.2025
Eine Kirche bietet Raum, um zur Ruhe zu kommen, um inne zu halten und zum Nachsinnen. Auf besondere Weise können das Besuchende der Evangelischen Nikolaikirche in Siegen in diesen Tagen und sich mit Fragen auseinandersetzen wie „Was ist wichtig in meinem Leben? Was soll bleiben von mir, wenn ich nicht mehr bin?“ In dem Gotteshaus sind im Rahmen der Ausstellung „Was bleibt.“ verschiedene Stationen zu sehen, die zum Nachdenken anregen und sich unter anderem mit den Themen Weitergeben, Schenken, Stiften und Vererben beschäftigen. Einfache Gegenstände bekommen eine besondere Rolle und sind auffällig platziert. Welche Gedanken kommen auf bei dem Betrachten eines kleinen Rennautos oder einer alten Polaroid-Kamera? Es werden Menschen gezeigt, die formuliert haben, was von ihnen bleiben soll. Zu sehen sind auch Männer und Frauen aus dem Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein. Silke Grübener, Geschäftsführerin des Abenteuerdorfes Wittgenstein, sagt beispielsweise, dass für sie viele Begegnungen bleiben, das gemeinsame Lachen, Spielen und Erleben. In ihre „Schatzkiste des Lebens“ hat sie deshalb unter anderem eine Handpuppe und einen Fußball gepackt. Pfarrer i. R. Martin Eckey aus dem Kreis Olpe stellt sich die Frage „Was bleibt?“ zweifach: „Was bleibt mir? Und was bleibt von mir? Was mir geblieben ist von denjenigen, die mich geliebt, geprägt, begleitet haben? Es sind sehr dankbare Erinnerungen.“ Eine Erklärung, warum er eine Baumscheibe in seinen Koffer, seine Schatzkiste, gelegt hat und viele weitere Gedanken von unterschiedlichen Menschen, sind in der Ausstellung zu finden.

Veranstalterin von „Was bleibt.“ ist die EFL-Stiftung, die die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle im Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein finanziell unterstützt. Die Ausstellung, die gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern organisiert wird, wurde jetzt mit einem Gottesdienst eröffnet. Musikalisch bereichert wurde dieser von Adele von Bünau mit der Bratsche und Hans-Joachim Marks am Flügel. Kerstin Grünert, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein sprach in ihrer Predigt über Hiob. „Allein, wenn man den Namen hört, zuckt man zusammen“, sagte die leitende Theologin über den Mann aus der Bibel, der erst alles hatte und dann unfassbares Leid erlebte. „Sein Name ist zum Synonym geworden für Unheil.“ Grünert erzählte die Geschichte von Hiob, der Teil einer Wette von Gott und seinem Gegenspieler, dem Teufel, war. Dieser war der Überzeugung, dass Hiob nur fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig war, weil er alles habe, es ihm gut gehe und er gesegnet sei. Gott gewährte dem Teufel Spielraum und dieser nahm Hiob alles, was er hatte: seine Familie, seinen Besitz, seine Gesundheit. Hiob habe Gott nicht mehr gespürt, erläuterte Grünert, aber er habe geglaubt „Gott kennt meinen Weg“. Hiob habe Gott nicht verstanden, aber an ihm festgehalten. Es sei ein stilles Ausharren gewesen, tiefes Vertrauen, dass Gott sich irgendwann und irgendwie zeige. „Diese Art von Glauben ist leise.“ Freunde von Hiob besuchten ihn, harrten mehrere Tage und Nächte mit ihrem leidenden Freund aus, ohne etwas zu sagen.
Simone Weiß, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, stieg an dieser Stelle ein. Sie erklärte, dass die EFL seit 40 Jahren für alle Menschen und ihren Kummer da sei. Die Mitarbeitenden der EFL hätten Liebe, Zeit und Mitgefühl zu verschenken. „Wir machen das aus Überzeugung.“ Grünert ergänzte, dass das auch Gemeinde ausmache: gemeinsam beten, Not klagen, füreinander da sein. „Wir stehen einander bei.“ Gott habe „uns nicht umsonst in eine Gemeinschaft gestellt“. Grünert betonte, dass sie dankbar sei für Menschen, die für andere da seien, das beruflich und aus Überzeugung machten.
Der Gottesdienst war der Auftakt zur Ausstellung und zu den Begleitveranstaltungen, die verschiedene Themen in den Fokus rücken. Bis zum 11. September ist „Was bleibt.“ in der Nikolaikirche zu sehen. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung überreichte Annette Mehlmann als Vertreterin für den EFL-Fonds unter dem Dach der Siegener Bürgerstiftung symbolisch einen Scheck an Superintendentin Kerstin Grünert. Denn in diesem Jahr können die EFL-Stiftung und der EFL-Fonds die EFL erstmalig mit einer Summe von 100.000 Euro unterstützen. Mehlmann betonte, dass die Beratungsstelle viel für die Region tue.
Sarah Panthel
