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Kirche im Gespräch mit gleichgültigen Kirchenmitgliedern
Superintendent Stuberg gibt Antworten

23.4.2015

Die fünfte Mitgliedschaftsbefragung der Evangelischen Kirche Deutschlands lieferte es im vergangenen Jahr schwarz auf weiß: Die Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche nimmt weiterhin ab, die Kirche ist vielen jungen Menschen schlichtweg egal, auch wenn sie nominell noch Mitglieder sind, und dennoch engagieren sich noch viele Menschen ehrenamtlich in der Kirche. Engagement und Indifferenz lautet daher der Titel der neuerlichen Untersuchung. Sie macht deutlich, dass die Evangelische Kirche zunehmend den Bezug zum Leben der Menschen verliert. Wie begegnet die Kirche ihren fernen und gleichgültigen Mitgliedern? Diese Frage wurde am vergangenen Donnerstag (9. April 2015) in der Ev. Kirchengemeinde Ferndorf im Gesprächskreis „Offene Gespräche am Donnerstag“ von Superintendent Peter-Thomas Stuberg aufgegriffen.

„Auch der Kirche wenig verbundene Menschen brauchen in bestimmten Lebenssituationen Gottes Wort und Seelsorge“, weiß der Theologe aus langjähriger Erfahrung als Gemeindepfarrer. „Fremde Heimat Kirche“, lautete der Titel der vierten Mitgliedschaftsuntersuchung vor 10 Jahren. „Man lebte mit der Kirche, auch wenn man sie nicht ständig brauchte“, so Stuberg. Heute seien viele Menschen auf bestimmte Glaubensinhalte nicht mehr ansprechbar und hätten eine hohe Austrittsneigung. 2013 seien im Kirchenkreis Siegen 649 Gemeindeglieder ausgetreten, ein Jahr zuvor seien es 405 gewesen. Rund 123.000 Gemeindeglieder hat derzeit der Ev. Kirchenkreis Siegen.

Als mit der Kirche hoch verbunden gelten die jungen mobilen Senioren.

Die Pfarrer vor Ort, so mache die EKD-Studie deutlich, hätten eine Schlüsselstellung. Sie seien die Repräsentationspersonen der Kirche, die in der Öffentlichkeit auch sichtbar werden müssten. Wahrgenommen werde auch das Kirchengebäude im Ort, dazu kämen die Kindertageseinrichtungen, Seniorenheime und Krankenhäuser. Die Gottesdienste hätten, von Heiligabend einmal abgesehen, nur für eine kleine Zahl der Kirchenmitglieder Bedeutung. Der Gottesdienstbesuch liege nur bei durchschnittlich 3% der Kirchenmitglieder. Superintendent Stuberg: „Ein Leben ohne Religion ist heute Selbstverständlichkeit. Trotz konfessioneller Kindertageseinrichtungen, trotz Religionsunterricht und trotz Konfirmandenunterricht nimmt die Substanz religiösen Wissens ab.“ Die Menschen fragten heute, was es ihnen bringe, in der Kirche zu sein, zu beten und die Bibel zu lesen. Wenn sie darauf keine Antwort fänden, zögen sie die Konsequenzen. Kirche polarisiere bei jungen Menschen nicht einmal mehr. Sie spiele keine Rolle im Leben vieler junger Menschen.

Als schwer zu beantworten erwies sich die Frage, wie man Menschen für den Glauben interessieren kann. Stuberg: „Menschen gewinnt man nur als Einzelne und durch Beziehungen. Die Kirche hat dann eine große Stärke, wird gehört und beachtet, wenn ihre innere Botschaft im Leben stabil ist.“ Der Theologe erinnerte an die Frage 1 des Heidelberger Katechismusses, die nach dem einzigen Trost im Leben und im Sterben fragt. Es gehe darum, was tragfähig sei und Halt gebe. Der Glaube berufe sich auf Jesus Christus, der Halt gebe, der Trost und Hoffnung gebe über den Tod hinaus. Alle Gemeindeglieder seien ausgerufen, dieses Zeugnis zu geben.

Im anschließenden Gespräch wird deutlich, dass mehr unternommen werden müsse, um Mitarbeitende sprachfähiger zu machen. Es sei darüber zu reden, von welchen Inhalten die Menschen in der evangelische Kirche leben.

Es kommen auch neue Ansätze in der Konfirmandenarbeit zur Sprache, für die sich junge Menschen als Mitarbeitende interessieren.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

Superintendent Peter-Thomas Stuberg machte im Ev. Gemeindehaus Ferndorf deutlich, dass nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch die Gemeindeglieder mit der Kirche gegenüber gleichgültigen oder ablehnenden Menschen das Gespräch aufnehmen sollten. 

 

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