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Theologie ist der Werterahmen,
in dem man entscheidet
Superintendent Peter-Thomas Stuberg
im Gespräch mit Studierenden
26.6.2015
Rede und Antwort stand kürzlich (Dienstag, 16. Juni 2015) Superintendent Peter-Thomas Stuberg als Gast der Gesprächsrunde „DiensTALK“ im neuen Domizil der Evangelischen Studierendengemeinde Siegen unweit der Universität Siegen. Verantwortung in und für die Kirche, lautete das Thema, über das der evangelische Studierendenpfarrer Dietrich Hoof-Greve und einige Studierende mit dem Superintendenten ins Gespräch kamen.
Verantwortung in Kirchenkreis und Diakonie, so wurde zu Beginn deutlich, trägt der Superintendent nicht alleine. Gremien, wie der Kreissynodalvorstand, die Kreissynode oder der Verwaltungsrat der Diakonie in Südwestfalen tragen kräftig mit. In manchen Fällen ist dem Superintendenten die Verantwortung aber auch alleine übertragen. So beispielsweise per Dienstrecht für die etwa 85 Pfarrerinnen und Pfarrer. Stuberg: „Ich scheue mich nicht, Verantwortung zu tragen, aber ich begegne ihr mit hohem Respekt und mit Bescheidenheit.“
Der Superintendent hat als Mitglied des Verwaltungsrates der Diakonie in Südwestfalen Mitverantwortung für 3200 Mitarbeitende. Die Einrichtung hat einen Jahresumsatz im mehrstelligen Millionenbereich. Euro. Hinzu kommen in Trägerschaft des Kirchenkreises 39 Kindertageseinrichtungen, die um der Kinder, der Eltern und der Mitarbeitenden willen nicht in eine wirtschaftliche Schieflage kommen dürfen. Stuberg: „Es gibt Nächte, da schlafe ich nicht entspannt.“
„Ich scheue mich nicht, Verantwortung zu tragen, aber ich begegne ihr mit hohem Respekt und mit Bescheidenheit.“
Angesprochen wird von einer Studentin die besondere Verantwortung eines christlichen Krankenhauses den Patienten gegenüber. In den Diakoniekrankenhäusern, so Stuberg, stehe die Würde des Menschen im Mittelpunkt der Wertschätzung. Superintendent Stuberg: „Die Frage, ob wir unserem Maßstab noch gerecht werden, stellt sich jeden Tag.“ Dass die Diakonie ein christlicher Krankenhausträger sei, mache sich zum Beispiel daran bemerkbar, dass den Patienten und den Mitarbeitenden Krankenhausseelsorger zur Verfügung stünden. Krankenhaushelfende, so genannte Grüne Damen und Herren, stünden den Patienten zur Seite. Es gebe eine Kultur des Willkommens und geistliche Begleitung. Hinter den Idealen, die man habe, könne man jedoch leicht zurückbleiben. Die Mitarbeitenden, so habe er in Gesprächen erfahren, wollten nicht nur maschinell funktionieren, sondern zu den Patienten eine wahrnehmende Beziehung aufbauen. In den letzten Jahren hätten die Mitarbeitenden eine hohe Arbeitsverdichtung ertragen und in Kauf genommen. Die Diakonie sei wirtschaftlich wieder auf einem guten Kurs. Aber letztendlich könne die Kirche die Arbeitsbedingungen des Krankenhauspersonals nicht regeln. Hier sei deutlich die Politik gefragt.
„Ich will entwickeln und nicht verwalten.“
Der Kirchenkreis mit seinen derzeit rd. 122.000 Gemeindegliedern in 29 Kirchengemeinden und einer Kirchensteuerzuweisung von etwa 14 Mio. Euro könne den Diakonischen Einrichtungen keine Finanzen ergänzend zuschießen, um beispielsweise Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Angesprochen wird auch die Doppelfunktion des Superintendenten gegenüber den Pfarrern als Dienstvorgesetzter und gleichzeitig Seelsorger. Hier, so Stuberg, müsse er aufpassen, in welcher Funktion ein Gespräch geführt werde. Er sehe sich zuerst als Seelsorger und Entwickler für die Pfarrer. Die hätten eine hohe Verantwortung für ihre Gemeinden, auch, wenn sie das Evangelium verkündeten. Da gehe es nicht um Bekehrungsquoten, sondern in erster Linie um das Interesse am Menschen und seiner Geschichte. Hier sei Vertrauen ein hohes Gut, besonders bei der Seelsorge.
„Ich will im Amt wahrhaftig sein.“
Auf die Frage, wie die theologische Verantwortung des Superintendenten aussehe, macht Stuberg deutlich, dass die Theologie der Werterahmen sei, in dem er entscheide. Als Beispiele nannte er die geplante Menschenkette am 14. August im Hüttental. Hier werde kommuniziert, dass man als unterschiedlich Glaubende beieinander bleiben müsse. Oder die Diskussion über Sterbebegleitung oder Sterbehilfe. Dabei gehe es auch um die Frage, was Leben sei, wie das Leben einem Menschen aufgegeben sei und das man es empfangen habe. Solche Fragestellungen führten zu der Grundfrage, was die Kirche zur Kirche macht. Eine Studierende nannte den Glauben an Jesus Christus, das Evangelium und die Gnade und Liebe Gottes, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Stuberg wurde in dem Gespräch sehr persönlich: „Da bin ich ganz bei Ihnen. Von Gott geliebte Menschen sind vom Lebensanfang bis zum Ende mit einer hohen Würde belegt.
Das spezifisch Christliche lässt sich manchmal nur schwer in Worte fassen. Dass ich Christ bin, ist mir ein Wunder, das ich nicht in Worte fassen kann. Gott achtet mein Leben wert und nähert sich mir in einer Liebesbeziehung, so, wie es in Psalm 8 beschrieben wird. Ich bin in Gott und er in mir.“ Das sei eine Grundaussage, die verändere. Es sei wie der Wert einer lebenslang währenden Freundschaft.
„Das spezifisch Christliche lässt sich manchmal nur schwer in Worte fassen.“
Stuberg: „Ich bin in meiner Verantwortung getragen. Das ist nicht Leben, sondern gelebtes Leben, eine erklärte Beziehung, die es nicht fasst, was sie ausmacht. Ich kann es nicht auf eine griffige Formel bringen. Es ist nicht gemacht, nicht verdient, sondern einfach da. Christsein ist ein Sein, ein aufgehoben sein im Du Gottes. Mit diesem Erkennen lässt sich das Leben deuten.“ Dies hat Auswirkungen auf die Amtsführung des leitenden Geistlichen im Evangelischen Kirchenkreis Siegen. Stuberg: „Ich möchte im Amt wahrhaftig sein.
kp