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Lichter der Hoffnung angezündet
Pfarrer Herbert Siemon aus dem Schuldienst verabschiedet

9.9.2015

In einem Gottesdienst in der Haardter Kirche wurde am Samstagabend (5. September 2015) Pfarrer Herbert Siemon von Schulreferentin Pfarrerin Silke van Doorn im Auftrag von Superintendent Peter-Thomas Stuberg nach fast 35 Dienstjahren, sein Vikariat mitgezählt, in den Ruhestand verabschiedet. Hierzu hatten sich Schüler des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, Schulkollegen, Pfarrkollegen, Familienmitglieder und Freunde, darunter auch Präses Annette Kurschus, eingefunden.

„Jetzt ist er weg.“ Neun Schülerinnen und Schüler des FJM-Gymnasiums skizzierten augenzwinkernd und mit Wehmut in einem Sketch, wie sie den beliebten Pfarrer und Reli-Lehrer erlebt haben. Siemon hatte eine besondere Regel im Unterricht. „Erstens: Herr Siemon hat immer Recht. Wenn er nicht Recht hat, tritt automatisch Paragraph eins in Kraft. Herr Siemon ist hart, aber ungerecht.“ Bei seinen Schülern hat er das Pfarrer-Klischee „Langweilig, Redet immer von Gott, Beten, Bibel und Kirche gehörig ins Wanken gebracht. „Herr Siemon ist anders. Der steht voll im Leben. Der hat ganz viel als Pfarrer erlebt und so.“ „Aber eben auch als Mensch. Der hat auch von dunklen und traurigen Seiten erzählt. Vom Pechhaben, vom Kranksein, vom Verlieren. Und dass er das auch von sich kennt. Und dann kam die Sache mit der Hoffnung zur Sprache. „Ja, manchmal sieht man nix mehr, weil alles verfahren und schwarz ist. Es ist, als wäre das Leben in 100.000 Scherben. Kein Ausweg. Total verfahren. Und da sagt er: Selbst dann, wenn du selber nicht mehr weiter weißt, den Weg nicht kennst, es dir die Luft abschnürt und du nur noch heulen kannst … Es gibt einen Weg raus. Und der ist heller und weiter als du dir vorstellen kannst. … Und dann tut sich etwas auf. Wegweiser, Fremdenführer, Menschen, denen du dich anvertrauen kannst. Das ist Herr Siemon. Genau so. Wie beim verlorenen Sohn, der nicht im Schweinemist sitzen bleiben musste. Offene Arme, strahlendes Lächeln. Du bist wieder da. Ich freue mich.“ Er zeigte den Schülern auf, was er liebt, was ihm wichtig ist und was er hofft – Scheitern und Neuanfang innbegriffen.

In seiner Predigt kam Herbert Siemon nicht umhin, das Schülerbild von ihm zu korrigieren. Er erinnerte an seine Zeit als Gemeindepfarrer im Wenscht in der Kirchengemeinde Klafeld und den schönen Erlebnissen im ökumenischen Miteinander. Es war seine erste lange Gemeindepfarrstelle und hier ist er auch ordiniert worden. Sein beruflicher Weg führte ihn 2006 in den Kirchenkreis Wittgenstein, wo er in Erndtebrück in Vertretung des Superintendenten als Gemeindepfarrer arbeitete und gleichzeitig die kreiskirchliche Diakoniearbeit gestaltete. In seinem Gedächtnis lebendig sind die Bibelgesprächskreise im Wenscht und in Erndtebrück. 2010 wechselte er in den Schuldienst. Er gab Religionsunterricht am Fürst-Johann-Moritz Gymnasium und an den Realschulen in Burbach und am Oberen Schloss in Siegen. Siemon: „Es hat Schulstunden gegeben, da haben wir mehr gelacht als gearbeitet. Und es gab Schulstunden, die waren von einer bewegenden Tiefe des Verstehens geprägt.“ Freundschaften entstanden. Nicht alles in seinem Leben verlief nach Plan. Siemon beschrieb das Leben als Zeichnen ohne Radiergummi. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Diesen Vers aus dem 31. Psalm hatte Siemon über seine Verabschiedung gesetzt. Dieser Vers atme für ihn Großzügigkeit, Gelassenheit, Glück und Freiheit.

Schulreferentin Silke van Doorn entpflichtete Siemon von seinem Dienstauftrag. Van Doorn: „Du hast auf deinem Lebensweg viele Lichter der Hoffnung angezündet. Du ließest Gottes Licht leuchten an den Orten, an denen du wirktest.“ Der, dem im Schuldienst Bildung und Herzensbildung ein Anliegen gewesen ist, ist nun frei von seinen Diensten in Gemeinde und Schule. Aber seine Ordination bleibt bestehen. Er bleibt berufen zu predigen, zu taufen und die Feier des Heiligen Abendmahls zu leiten, wo immer er sich rufen lässt. Van Doorn: „Du musst nichts mehr, aber du darfst alles.“

Der Schüler Justus Helmboldt, Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, gestaltete einen musikalischen Teil des Gottesdienstes am Klavier.

Nach dem Gottesdienst war Gelegenheit zu einem gemütlichen Beisammensein und Plaudern im benachbarten Hermann-Reuter-Haus. Hier erinnerte sein katholischer Kollege Pfarrer Herbert Korfmacher dankbar an die gemeinsame Zeit im Wenscht. Er beschrieb Siemon als einen Glaubenszeugen, der sich vom Evangelium leiten lasse.

Schon als Jugendlicher arbeitete Herbert Siemon in verschiedenen christlichen Jugendgruppen mit, schwerpunktmäßig in der Erlöserkirchengemeinde bei Pfr. Ernst Achenbach. Nach dem Abitur am städtischen Gymnasium Siegen studierte er Evangelische Theologie in Wuppertal, Heidelberg, Bonn und Bethel. Es folgte eine Seelsorgeausbildung (KSA) am Seelsorgeinstitut in Bethel. Über einige Jahre nahm er im Auftrag des Pädagogischen Instituts Villigst die theologische und pädagogische Begleitung der Vikare während ihres Schulvikariats in den Evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein wahr.

kp

 

Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)

 

Hoffnung hat der scheidende Pfarrer seinen Schülern vermittelt, das ökumenische Miteinander im Wenscht geprägt und auch die Diakonische Arbeit im Ev. Kirchenkreis Wittgenstein vorangebracht.

Im Bild Pfarrer Herbert Siemon (vorne li.) und Schulreferentin Silke van Doorn (vorne re.) inmitten von Schülern und Schulkollegen.

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