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Mit Musik Gottes Liebe im Klang gefeiert
Paul-Gerhard Bergerhoff 60 Jahre Organist in Olpe
3.3.2016
Es war ein ganz besonderes Ereignis in der Ev. Kirchengemeinde Olpe. Und auch in der Evangelischen Kirche von Westfalen ist es vermutlich ein sehr seltenes Ereignis, dass ein Organist sein 60-jähriges Dienstjubiläum begeht. Das nämlich feierte Paul-Gerhard Bergerhoff am vergangenen Sonntag (28. Februar 2016) in seiner Kirchengemeinde.
Im Festgottesdienst bezeichnete Superintendent Peter-Thomas Stuberg Musik, die in die Gegenwart Gottes trägt, als Königsdisziplin aller Musikalität. Stuberg: „Ihr Organist hat 60 Jahre lang dieser Musik gedient. Das ist einzig im Ev. Kirchenkreis Siegen. Mit Musik hat er Gottes Liebe im Klang gefeiert. Damit haben Sie, Herr Bergerhoff, Menschen geholfen, den Glauben zu stärken in Bereichen der Seele, wo Worte nicht mehr hinreichen.“ Und weiter: „Musik bringt die Seele zum Schwingen, trägt heraus aus Zweifel und Anfechtung, stärkt uns in unserem Vertrauen in die gute Führung Gottes. Wir können Gott nicht sehen – aber er lässt sich hören.“
Für die Kirchengemeinde dankten Presbyterin Martina Walter und Pfarrer Wolfgang Schaefer für den Jahrzehnte langen treuen Dienst des Organisten.
Superintendent Stuberg und Kreiskantorin KMD Ute Debus überreichten dem Jubilar eine Urkunde der westfälischen Landeskirche. Die Urkunde musste für dieses außergewöhnliche Ereignis eigens angefertigt werden.
Seit seinem siebten Lebensjahr erhielt Bergerhoff elf Jahre lang Klavierunterricht. Damals musste er Brahms, Beethoven, Mozart und Chopin spielen. Unterricht erhielt er zunächst bei Josef Brandhofe und später bei Hugo Veith.
Die Orgel spielt er zumeist emotional. Er improvisiert gerne. Im Gottesdienst möchte er die Gemeinde zu einem fröhlichen, forschen Gesang bewegen. Samstags bereitet er sich auf den Gottesdienst vor. Bergerhoff sagte bei anderer Gelegenheit: „Ich schaue mir den Ablauf an und bemerke bereits eine innere Anspannung. Die hält an bis zum ersten Ton nach dem Glockenläuten und danach bis zum Ende des Gottesdienstes.“
1956 wurde Bergerhoff auf seiner Hochzeitsreise von Olpe aus angerufen, weil überraschend der langjährige Organist der Ev. Kirchengemeinde Olpe und sein Lehrer Hugo Veith verstorben war. „Paul-Gerhard, du musst sofort kommen“, hieß es am Telefon. Um beim Begräbnis von Hugo Veith die Orgel zu spielen, unterbrach der Angerufene seine Hochzeitsreise.
Auch dieses Ereignis kam im Gottesdienst in besonderer Weise zur Geltung. Sind doch der 84-jährige Paul-Gerhard Bergerhoff und seine Frau Anneliese nun auch seit 60 Jahren verheiratet. Pfarrer Wolfgang Schaefer überreichte dem Ehepaar zur Diamantenen Hochzeit eine Urkunde, von Präses Annette Kurschus unterschrieben, und Anneliese Bergerhoff erhielt einen schönen Blumenstrauß.
Deutlich über 3000 Gottesdienste, Trauungen und besondere Veranstaltungen hat Bergerhoff mit seiner Orgelmusik während der 60 Jahre in Olpe gestaltet. Kaum jemand in der Gemeinde verfügt zudem über eine so reichhaltige Predigthörerfahrung wie Bergerhoff. Auf eine gute Predigt legt er noch heute großen Wert.
Fast immer war er pünktlich zur Stelle. Vor Jahren, an einem 12. April, hat er jedoch wegen seines Geburtstages einen Passionsgottesdienst verpasst. Da musste die Gemeinde ohne Orgelbegleitung singen, erinnerte er sich. Ein weiteres Mal kam er gerade noch rechtzeitig zu einer Trauung. Er saß auf dem Gabelstapler in seinem in der Nähe der Kirche gelegenen Baustoffhandel und hörte auf einmal die Glocken läuten. „Die Trauung“, ging es ihm durch den Kopf. In Arbeitskleidung lief er in die Küche, schnappte sich den Orgelschlüssel, rannte an der Hochzeitsgesellschaft vorbei in die Kirche und begann pünktlich zum Einzug des Hochzeitspaares das Orgelspiel.
Sein heutiges Instrument wurde 1972 in die Kirche eingebaut. Er sitzt mit dem Rücken zur Gemeinde. Einen Spiegel, in dem er den Pfarrer und die Gemeinde beobachten kann, um die Einsätze genau zu platzieren, will er nicht. „Ich drehe mich lieber um und schaue direkt von oben herab. Mit dem Pfarrer habe ich Zeichen verabredet, nach denen ich die Einsätze spiele.“ Orgel spielen ist für Paul-Gerhard Bergerhoff Verkündigung des Wortes Gottes. „Es kommt keiner an dem Wort Gottes vorbei“, betont der Organist. Grundlagen zu seinem christlichen Glauben hat sein Großvater gelegt.
Die Amtszeit seines Vorgängers Hugo Veith hat er nun um einige Jahre überrundet. So benötigte die Evangelische Kirchengemeinde Olpe in 100 Jahren nur zwei Organisten. Das ist auch außergewöhnlich.
kp
Text zum Bild oben: (Fotos Karlfried Petri)
Organist Paul-Gerhard Bergerhoff an der Königin der Instrumente. Im Hintergrund Superintendent Peter-Thomas Stuberg (links) und Kreiskantorin KMD Ute Debus.