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WDR 5: Achtung Aufnahme
Ein Radiogottesdienst entsteht
24.3.2016
Das Kirchenschiff der Evangelischen Kirche Krombach, eine Hallenkirche aus dem 12. Jahrhundert, vielfach um- und angebaut ist zusätzlich mit etlichen Mikrofonen ausgestattet. Vor der Kirche steht ein großer weißer Lkw, ein Übertragungswagen des WDR. Kabel wurden von dem mobilen Übertragungswagen ins Kircheninnere verlegt.
Alles ist bereit für die Probe des Gottesdienstes, der an Karfreitag live übertragen wird. Die Instrumente des Bach-Orchesters sind gestimmt. Das Ensemble des Bach-Chores unter der Leitung von KMD Ulrich Stötzel hat sich eingesungen. Die Mikrofone für den Chor werden noch ausgetauscht. Nun klingt es gut. Alles ist angespannt, obwohl es „nur“ ein Probendurchlauf ist. Pfarrer Dr. Titus Reinmuth, stellvertretender Evangelischer Rundfunkbeauftragter beim WDR in Düsseldorf, sitzt in einer der vorderen Kirchenbänke und hat ein mehrseitiges Manuskript in Händen. Minutiös ist der Gottesdienst durchgeplant. Konzentriert wird die Planung überprüft.
Die rote Lampe am Stehpult leuchtet auf, die Gottesdienstprobe beginnt.
Jeder Teil des Gottesdienstes wird per Smartphone auf die Sekunde genau gemessen. Ist das Gesamtgefüge zu kurz oder gar zu lang? Muss etwas gestrichen werden? Superintendent Peter-Thomas Stuberg betritt die Kanzel. Seine Karfreitagspredigt ist, gegenüber seinen sonstigen Gepflogenheiten, bis auf die letzte Silbe ausformuliert. Sie hat drei Teile. Spricht er zu langsam? Zu schnell? Sind die Sprache und das Sprechtempo geeignet für die 100.000 Menschen, die den Gottesdienst am Radio hören werden? Pausen dürfen nur denkbar knapp gehalten werden. Sonst widerspricht es dem Hörverhalten am Radio. Nach einer Stunde erlischt die rote Lampe. Probe beendet. Zum Schluss wurde es knapp. Stötzel musste eilenden Schrittes den Chorraum verlassen, um nach dem Segen rechtzeitig die Orgel auf der Empore zu spielen. Diese Zeit war denkbar kurz. Ortspfarrer Frank Hippenstiel muss die Segensworte etwas verlängern ergab die Manöverkritik im benachbarten Gemeindehaus.
Über ein viertel Jahr ist es her, dass die Anfrage für den Radiogottesdienst erfolgte. Im letzten Monat wurde regelmäßig telefoniert und gemailt. Viele Abstimmungen erfolgten. Es wurde geplant, ausgewählt, formuliert, verworfen, neu formuliert und ergänzt. Texte und Musik müssen zueinander und zum Anlass sowie zum Medium Radio passen. Und dann kurz zuvor ein schrecklicher Terroranschlag in Brüssel mit vielen Toten und hunderten von Verletzten. Das muss in die Karfreitagpredigt aufgenommen werden. Auch ein Radiogottesdienst kann sich bei einem solch schrecklichen Ereignis der Aktualität nicht verschließen. Aber wie? Mit welchem theologischen Gehalt? Superintendent Stuberg und der verantwortliche Redakteur Reinmuth schließen sich kurz und aktualisieren die Predigt. Für den Live-Gottesdienst an Karfreitag, 25. März, 10 Uhr, auf WDR 5, sind die Vorbereitungen abgeschlossen.
Rundfunk und Fernsehen, Internet und Smartphone – die evangelische Rundfunkarbeit im WDR bringt Fragen des Glaubens aktuell und mediengerecht unter die Menschen, heißt es auf der Internetseite der Evangelischen Rundfunkarbeit. Dazu gehören kurze Andachten, Beiträge mit Musik und interessanten Gesprächspartnern, Live-Übertragungen von Gottesdiensten und mehr. Auf jeder Welle und in vielfältigen Formaten wird so der Glaube ins Spiel gebracht: Gedanken, die trösten oder ermutigen, wach machen oder zum Widerspruch reizen, die zu neuen Einsichten führen oder einfach nur gut durch den Tag begleiten. Über 100 Autorinnen und Autoren bringen dabei ihre persönliche Note ein. Mit ihren unterschiedlichen Lebenserfahrungen und Überzeugungen reden sie von Gott in der Welt.
Diese Medienarbeit der Kirchen ist in der Bundesrepublik verfassungsrechtlich verankert. In den Landesrundfunkgesetzen und Staatsverträgen sind die »Drittsenderechte« geregelt. In Nordrheinwestfalen beschreibt das „WDR-Gesetz“ von 1985, dass den Kirchen „angemessene Sendezeiten“ für ihre eigene Rundfunkarbeit einzuräumen sind, die sie auch inhaltlich selbst verantworten. Immer im Wechsel mit der katholischen Seite ist die Evangelische Rundfunkarbeit in jeder zweiten Woche mit rund 25 verschiedenen Beiträgen auf allen Wellen des Westdeutschen Rundfunks präsent. Sie erreicht damit jeden Tag etwa 2,15 Millionen Menschen. So finden Hörerinnen und Hörer in ihrem Programm immer wieder einen christlichen Akzent.
kp
Text zum Bild: (Fotos Karlfried Petri)
Achtung Aufnahme. Das rote Licht an Stehpult zeigt, dass die Technik auf Sendung ist.
Superintendent Peter-Thomas Stuberg: Probepredigt in Echtzeit.
Übertragung von Bach-Chor und Orchester war anfangs nicht zufriedenstellend. Die Mikrofone wurden ausgetauscht. Dann war alles perfekt.
Sportlich nahm es KMD Ulrich Stötzel. Der Weg vom Dirigentenpult im Chorraum bis zur Orgel auf der Empore musste im Laufschritt erfolgen.
Im Übertragungswagen neben dem Gemeindebüro unmittelbar neben der Kirche wird die Übertragungsqualität kontrolliert.
Letzte Absprachen vor der Probeaufnahme.
Der Ablauf wird sekundengenau gestoppt.