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Nachruf auf Pfarrer Georg Kurschus

13.6.2017

Pfarrer Georg Kurschus ist am 6. Juni in Bielefeld verstorben. Presbyter Ulrich Bernshausen erinnert an den langjährigen Pfarrer der Siegener Nikolaikirche:

"Mit meinem Beitrag möchte ich seinen Lebensweg in Erinnerung rufen und auf sein segensreiches Wirken in unserer Nikolai-Kirchengemeinde zurückblicken.

Georg Kurschus wurde am 5. Januar 1930 in Königsberg im damaligen Ostpreußen geboren. Die Flucht führte ihn 1945 zunächst für zwei Jahre in ein Internierungslager nach Dänemark und von dort aus nach Hanau. Nach dem Abitur studierte er Theologie und absolvierte sein Vikariat in Frankenberg an der Eder.

1959 heiratete er Ilse Achenbach, also eine „waschechte“ Siegerländerin aus Freudenberg. Fast zeitgleich wurde er zum Pfarrer in Obersuhl (an der damaligen Zonengrenze) berufen. Hier wurden seine drei Kinder Michael, Annette und Christian geboren.

In Nikolai seit 1970

Am 15. Januar 1970 nahm er seinen Dienst als Pfarrer der Nikolai-Kirchengemeinde auf. Nach fast 25-jährigem Wirken wurde er zum 31. August 1994 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Auch danach war er in verschiedenen Kirchengemeinden mit Predigtdienst und Amtshandlungen präsent, bereicherte mit seinem Bass den Kirchenchor in Freudenberg und Weidenau und hielt Vorträge und Lesungen, z.B. bei der Herder-Stiftung. Schwer traf ihn der Verlust seiner Ehefrau Ilse, die am Ostersonntag 2008 starb.

„Nach einem Jahr voller Umbrüche, Rückschläge und Neuanfänge hatte er gerade zu neuer Zuversicht und Ruhe gefunden“, wie seine Familie in der Todesanzeige geschrieben hat, „da ging sein Leben am Morgen des 6. Juni plötzlich zu Ende“.

Kurschus' Wirken in der Gemeinde

Seit seinem Dienstbeginn im Jahre 1970 bin ich Georg Kurschus oft begegnet. Zunächst lernte ich (als 14-Jähriger) ihn als Nachbarn und neuen Pastor kennen. Es gab dann viele Berührungspunkte in der Jugendarbeit und seit 1984 in der gemeinsamen Leitungsverantwortung im Presbyterium.

Auch nach seinem Ruhestand sind wir uns immer wieder begegnet und ich bin stolz darauf, dass mir Georg Kurschus bis zuletzt freundschaftlich verbunden geblieben ist.

Georg Kurschus stand neuen Ideen immer offen gegenüber. In der Jugendarbeit ließ er uns freie Hand. Manchmal preschte er zum Unmut von Mitarbeitenden oder Presbyteriumsmitgliedern mit neuen Ideen vor, so z.B. als Künstler zu Zeiten der Friedensbewegung in der Kirche eine Ausstellung installieren wollten; das Presbyterium den Pfarrer aber ausbremste. Anschließend reichte er stets wieder die Hand zur Versöhnung.

Seinen Dienst hat er in allen Gemeindegruppen gerne getan. Das Predigen in der reformierten Nikolaikirche, die ihm als lutherisch geprägten Menschen zunehmend vertrauter wurde, war ihm ein zentrales Anliegen. Für Seelsorge, so hat er dies selbst empfunden, blieb viel zu wenig Zeit. 

Das Pfarrhaus war für alle Menschen offen. Nicht immer zur Freude seiner Frau und der Kinder, wenn wieder einmal sogenannte Stadtstreicher oder entlassene Strafgefangene vor der Haustür standen.

Eine Oase für ihn selbst war der Kirchenchor, dem er als Bass all die Jahre angehört hat. Am Herzen lag ihm seine Heimat in Königsberg und Masuren. Zahlreiche Hilfstransporte hat er gemeinsam mit anderen Gemeindegliedern auf den Weg gebracht.

Als Kirchengemeinde haben wir ihm und seiner Familie, die ihm Geborgenheit und Rückhalt gegeben hat, viel zu verdanken. In seinem Sinne ist es, wenn wir in den Lobpreis des Psalmbeters einstimmen können: „Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.“ (Psalm 146,2)"

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Text: Ulrich Bernshausen

Foto: privat

 

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