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Kreissynode Siegen III
Haushalt
Aufbruch trotz Rückbau weniger Geld trotz steigender Einnahmen
30.11.2017
Die finanzielle Situation des Ev. Kirchenkreises Siegen ist nicht so gut, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch wenn wieder eine Steigerung der Kirchensteuereinnahmen im kommenden Jahr angenommen wird, die Planzahlen für 2018 weisen gegenüber 2017 ein Plus von 3,22 % aus, ist die reale Kaufkraft niedriger als noch 1992. Dieses Fazit konnte man nach der Haushaltseinbringung von Hannelene Reuter-Becker, der Vorsitzenden des Synodalen Finanzausschusses, gewinnen. Reuter-Becker: „Deshalb: Wir sind im Modus des Rückbaus. Wir verlieren Mitglieder und Finanzkraft. Ein deutlicher Rückbau und gleichzeitig ein stellenweiser Aufbruch ist die Aufgabe dieser Jahre.“ Aufbrüche finden auch im Kirchenkreis Siegen statt, nämlich dort, wo sich bisher selbstständige kleine Kirchengemeinden in Regionen entschließen, in naher Zukunft zusammenzugehen und eine große Kirchengemeinde zu bilden. Reuter-Becker: „Der Weg dorthin ist steinig, aber er kann sich lohnen.“
Trotz geringerer Kaufkraft durch steigende Kosten kann die westfälische Landeskirche und mit ihr der Kirchenkreis Siegen die zurzeit immer noch stark sprudelnden Kirchensteuereinnahmen nutzen, um Vorsorge für die erwarteten zunehmend mageren Jahre zu treffen.
Das Kirchensteueraufkommen wird beeinflusst vom Wirtschaftswachstum, von der Zahl der Erwerbstätigen und von der Lohnentwicklung. Diesem überaus positiven Trend steht der Rückgang der Kirchenmitglieder gegenüber, was sich deutlich auch auf die Kirchensteuereinnahmen auswirken wird. So konnten in 1970 im Ev. Kirchenkreis Siegen noch 183.400 Mitglieder gezählt werden. 2016 waren es nur noch 119.475 Mitglieder, ein Rückgang von fast 35 %. Tendenz weiter abnehmend.
Bevor der Haushalt 2018 in den Blick kam, konnte die Finanzausschussvorsitzende für 2016 Mehreinnahmen von insgesamt 1.683.227,10 Euro bekannt geben. Davon fließen 370.138,11 Euro in die Ausgleichsrücklage der Kirchengemeinden. 491.220 Euro gehen an die Kirchengemeinden mit der Maßgabe, sie der Rücklage für Substanzerhaltung zuzuführen. 410.934,50 Euro fließen in den Baufond der Kirchengemeinden und dieselbe Summe wird zur Mitfinanzierung einer Fachkraftstelle „Religionspädagogik – Ev. Profil“ verwendet.
Von den erwarteten Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 490 Mio. Euro im kommenden Jahr fließen 15.926.770 Euro in den Kirchenkreis Siegen. Dieser Betrag wird nach bestehendem Schlüssel aufgeteilt. 78 % erhalten die Kirchengemeinden, 10 % die kreiskirchlichen Einrichtungen und Dienste und 12 % die Superintendentur einschließlich Leitungsorgane, Synode, Verwaltung und Rechnungsprüfung. Für die Kirchengemeinden bedeutet dies eine Steigerung von knapp 6 Euro pro Gemeindeglied gegenüber dem Vorjahr.
Für die Pfarrkostenpauschale müssen im kommenden Jahr 3.000 Euro pro Pfarrstelle mehr ausgegeben werden, also 107.000 Euro. Insgesamt sinken die Aufwendungen dennoch, weil die Pfarrstellen von 46,25 auf nunmehr 44,5 abnehmen. Dies kompensiert die Mehrausgabe.
Sorgen bereiten die Trägeranteile für die Arbeit der Kindertageseinrichtungen. Die sind zwar laut Beschlusslage der Synode auf 7,5 % des Nettokirchensteueraufkommens (in 2018 1.194.508 Euro) gedeckelt. Benötigt werden jedoch 1,24 Mio. Euro. Die Differenz muss daher aus der Ausgleichsrücklage entnommen werden. Das fatale ist, es handelt sich nicht um eine Ausnahme, sondern bei einem gesetzlichen Status quo wird dies auch in Zukunft nötig sein, Tendenz steigend. Reuter-Becker: „Und hier müssen wir uns für die kommenden Jahre klar werden, wie wir mit der Tatsache umgehen wollen. Kita-Arbeit ist wichtig, kostet aber auch Geld.“ Damit die Finanzausgleichskasse und so indirekt die Kirchengemeinden eine finanzielle Entlastung erhalten, so das Fazit der Ausschussvorsitzenden, ist zwingend die Anpassung der Einrichtungsbudgets und der Trägeranteile durch die Landesregierung erforderlich. Ansonsten müssen die Kirchengemeinden tiefer in die Taschen greifen oder aber die Zahl der Einrichtungen in evangelischer Trägerschaft reduzieren.
Nach kurzer Diskussion und einigen Nachfragen wurden die Haushaltspläne für 2018 mit 110 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen wie folgt beschlossen:
Der Haushaltsplan für die Finanzausgleichskasse des Ev. Kirchenkreises Siegen wurde in Einnahme und Ausgabe für das Jahr 2018 auf je 16.501.341 Euro festgestellt, die Kreissynodalkasse auf je 5.010.496 Euro. Für das Evangelische Gymnasium beträgt die Feststellung je 6.432.877 Euro, für die kreiskirchlichen Immobilien je 332.324 Euro und für das Kreiskirchenamt Siegen/Wittgenstein je 3.374.849 Euro. Der Haushaltsplan für die „Kinder- und Jugendstiftung des Ev. Kirchenkreises Siegen“ für das Jahr 2018 wurde in Einnahme und Ausgabe auf je 20.000 Euro festgestellt, der Haushaltsplan für die Ev. Kindertageseinrichtungen in Trägerschaft des Kirchenkreises Siegen (EKiKS) auf je 21.434.874 Euro für das Rechnungsjahr 2017/2018. Der Haushaltsplan für das Bundesprogramm „Sprach-KITA“ für das Rechnungsjahr 2017 wurde auf je 396.211 Euro festgestellt.
kp
Text zum Bild: (Foto Karlfried Petri)
Die Finanzausschussvorsitzende Hannelore Reuter-Becker brachte die Haushaltspläne für das nächste Jahr ein. Trotz höherer Einnahmen müssen die Gemeinden und der Kirchenkreis mit einer geringeren Kaufkraft umgehen. Rückbau ist angesagt.