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Ein Prediger mit und durch Musik
Kirchenmusikdirektor Ulrich Stötzel in den Ruhestand verabschiedet
27.5.2019
Mit einem festlichen Kantatengottesdienst in der Martini-Kirche ist Kirchenmusikdirektor Ulrich Stötzel am Sonntag, 26.05.2019, in den Ruhestand verabschiedet worden. In dem voll besetzten Gotteshaus waren hunderte Besucherinnen und Besucher zusammen gekommen, die mit Stötzel gemeinsam auf die vergangene Zeit zurückschauen und ihm für die Zukunft alles Gute wünschen wollten. Treffend stand der Gottesdienst gemäß der 161. Bachkantate deshalb unter dem Leitsatz „Wir danken dir Gott, wir danken dir.“
Dass mit Stötzel ein musikalisches Ausnahmetalent, ein international bekannter Kirchenmusikdirektor, aber auch ein überaus beliebter Chorleiter sein Amt verlässt, wurde während der Veranstaltung immer wieder deutlich. Die musikalische Kirchengeschichte des Kirchenkreises Siegen ist eng mit der Person Ulrich Stötzel verknüpft: Was er in den 46 Jahren seines Wirkens mit und durch die Musik in Siegen erschaffen hat, kann man mit Fug und Recht als ein „Lebenswerk“ bezeichnen. Sowohl in der Martini-Gemeinde aber auch kirchenkreisweit hat seine Musik immer wieder Menschen geprägt und berührt, Theologie durch Melodien und Klänge verständlich gemacht. Dabei ist es der große Thomaskantor Johann Sebastian Bach gewesen, der Stötzels musikalisches Schaffen stark beeinflusst hat. Der Siegener Bach-Chor hat sich unter seiner Leitung zu einem renommierten Chor mit über 100 Stimmen entwickelt, der im In- und Ausland für hochkarätige Kirchenmusik bekannt ist. Ebenso wie das Bach-Orchester, das hochbegabte Musikerinnen und Musiker zu einem einzigartigen Ensemble vereint. Es ist offensichtlich, dass die Kirchenmusik der Martinigemeinde aber auch des Ev. Kirchenkreises Siegen unverkennbar die Handschrift Ulrich Stötzels trägt.
Während des Gottesdienstes wurde dies wieder einmal in den klangvollen Melodien des Chores deutlich, der gemeinsam mit den Solisten Dorothee Fries (Sopran), Susanne Kelling (Alt), Ulrich Cordes (Tenor), Achim Rück (Bass) sowie Klaus Mertens (Bass) als Ehrengast unter anderem die 161. Bachkantate sowie ein Stück von Georg Friedrich Händel präsentierte.
Auch Gemeindepfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng beschrieb in ihrer Predigt die unverzichtbare Bedeutung der Kirchenmusik, denn „Worte reichen nicht immer aus um Gottes Macht zu beschreiben“. Vor allem Johann Sebastian Bach habe die kleinen und großen Wunder Gottes erkannt und in Musik übersetzt, so Waffenschmidt-Leng. Diese Wunder Gottes als persönliche Geschenke zu erkennen, sei gerade in der heutigen Zeit zwischen Selbstoptimierung und Funktionieren unabdingbar.
Im Anschluss an die Kantatenklänge des Bach-Chores verwies auch Superintendent Peter-Thomas Stuberg auf die bedeutende Entwicklung, die die Kirchenmusik in Siegen unter Ulrich Stötzel erlebt habe: Er sei ein „Prediger mit und durch Musik“ gewesen, der in seinem Schaffen Theologie und Musik auf Engste miteinander verknüpft habe. In den Jahren seines Wirkens habe er „Glauben mit Musik bekräftigt“ und vielen Menschen einen musikalischen Zugang zu einem wunderwirkenden Gott ermöglicht. Nun gelte es für Stötzel, gemäß des biblischen Verses „Singt dem Herrn ein neues Lied“, den Ruhestand als neue Lebensphase zu genießen. Im Anschluss entpflichtete der Superintendent Ulrich Stötzel von seinem Amt als Kirchenmusikdirektor. Unter großem und langanhaltendem Applaus bedankte man sich daraufhin bei ihm für weit mehr als nur sein musikalisches Schaffen.
Nach dem Gottesdienst kamen in einem zweiten Teil der Veranstaltung Wegbegleiter Stötzels zu Wort, die in Grußworten Schlaglichter und Begegnungen aus seinem Leben erinnerten. So war unter anderem Pfr. Christian Wolff aus Leipzig angereist, der dort an der Thomaskirche tätig ist. Stötzel und der Bach-Chor haben diesen Ort oft besucht, immer auf den Spuren des großen Kantors Johann Sebastian Bach, dessen musikalisches Werk zu einem großen Teil an diesem Ort entstand. Leipzig und Siegen verbinde dank Ulrich Stötzel eine tiefe musikalische Freundschaft, resümierte Wolff. Auch Stadtrat Arne Fries, in Vertretung des Bürgermeisters, beschrieb das Ausscheiden Stözels aus seinem Amt als „eine Ära, die zu Ende geht“. Stötzel habe durch sein Schaffen einen gewichtigen Teil Kirchenmusikgeschichte der Stadt Siegen mitgeschrieben. Auch der Vorsitzende des Bach-Chores Dr. Mathias Scheer dankte Stötzel für die gemeinsame Zeit und seinen unverkennbaren Dienst für den Chor. Er habe den Bach-Chor zu dem gemacht, was er heute sei und dabei stets eine Überzeugung gemäß Martin Luthers nie aus den Augen verloren: „Wer singt, betet doppelt“. Man dürfe bei allem Abschiedsschmerz nun aber auch getrost sein, dass es nach dem Weggang Stötzels gut weitergehe, so Dr. Scheer. Mit dem neuen Kirchenmusikdirektor Peter Scholl sei ein Nachfolger gefunden worden, der zwar in große Fußstapfen treten müsse, jedoch großes Potential und neue Schwerpunkte mitbringe, die die Kirchenmusik in Martini und auch kirchenkreisweit weiterhin fördern und entwickeln werde.
Zum Bild: Kirchenmusikdirektor Ulrich Stötzel hat in den Jahren seines Wirkens aus der zwölfköpfigen Ev. Siegener Singgemeinde den heutigen Bach-Chor mit über hundert Stimmen entwickelt. Der Chor ist im In- und Ausland für hochkarätige Kirchenmusik bekannt.
Text & Bilder: Miriam Müller-Schewtschuk