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'Wir sind eine Familie'
Tansanischer Pastor David Mushi eingeführt
12.9.2019
Gottesdienste in Tansania dauern drei Stunden, Gottesdienste in den beiden Evangelischen Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein eher nicht. Aber am Sonntagnachmittag war man in der Talkirche der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Klafeld auf einem guten Weg dahin. Anderthalb Stunden lang bot der Festgottesdienst zur Einführung von Pastor David Mushi rund 260 Besuchern ein fröhliches Programm mit zahlreichen Akteuren, viel Musik, verschiedenen Sprachen und ungewohnt farbenfrohen Kleidern beim anwesenden Pfarrpersonal: Neben den üblichen schwarzen Talaren gab es weiße Alben und die eine oder andere bunte Stola. Der 39-jährige David Mushi aus dem tansanischen Kirchenkreis Magharibi ist seit knapp sechs Monaten in Deutschland und wird in den kommenden drei Jahren als Ökumenischer Mitarbeiter Gaben, Perspektiven und Gedanken in seinen Dienst in der Kirchengemeinde Klafeld sowie in den Kirchenkreisen Siegen und Wittgenstein einbringen.
Die feierliche Amtseinführung übernahm Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller, Chef des Ökumene-Dezernats der Evangelischen Kirche von Westfalen und Ortsdezernent der beiden Kirchenkreise im Süden Westfalens. Ihm zur Seite standen der Wittgensteiner Superintendent Stefan Berk, die Klafelder Pfarrerin Almuth Schwichow und Prädikantin Sarah Vecera von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) in Wuppertal. Der internationale Kirchenbund VEM begleitet mit seiner Fachkompetenz David Mushi in der Ökumenischen Mitarbeit. Nach dem formalen Akt und gestärkt mit ermutigenden Bibelworten, die ein halbes Dutzend Menschen dem 39-Jährigen mit auf den Weg gaben, erklomm Mushi die Kanzel der Talkirche - fast auf den Tag genau zehn Jahre, nachdem er in Tansania als Pfarrer ordiniert wurde. Gleich zu Beginn stellte er in seiner Predigt das Grundsätzliche fest: „Abgesehen von den kulturellen Unterschieden zwischen Afrika und Europa sind wir in Christus alle Verwandte, dies ist der Geist der Ökumenischen Perspektive: Wir sind eine Familie.“ Und Mushi äußerte ein Plädoyer für den Kirchenbesuch: „In der heutigen Welt ist es äußerst traurig, dass viele Christen das Vergnügen vernachlässigen, regelmäßig zur Kirche zu gehen, wo sie das Wort Gottes hören könnten, Gelegenheit zum Abendmahl und zur Gemeinschaft miteinander hätten.“
Bild: Almuth Schwichow, Pfarrerin der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Klafeld, gab David Mushi einen Segen mit auf den Weg.
„Vergnügen“ - das Wort passte in vielerlei Hinsicht zum Festgottesdienst, auch wegen der Musik: gesungen vom Gemeindechor „Wegweiser“ unter der Leitung von Jochen Schnutz, auf der Orgel gespielt von Andrea Stötzel. David Mushi wurde in der ehrwürdigen Talkirche auch mit lautem Beifall begrüßt, er und genauso seine Lieben: Mit ihm sind nämlich Ehefrau Elizabeth Bukwimba, die in Tansania als Juristin im Außenministerium gearbeitet hat, sowie der sechsjährige Macarious, gerade frisch im Siegerland eingeschult, und die dreijährige Kairos nach Deutschland gekommen.
Viele der anschließenden Grußworte im Gemeindezentrum bei der Kirche richteten sich an die gesamte Familie. Martin Ahlhaus, beim Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) der westfälischen Landeskirche für Südwestfalen zuständig, führte hier durchs Programm. Stellvertretend für die vielen Gäste dort sei die zweite stellvertretende Siegener Bürgermeisterin Verena Böcking erwähnt, stellvertretend für die vielen Menschen mit Geschenken sei Dechant Karl-Hans Köhle vom Katholischen Dekanat Siegen genannt, stellvertretend für die vielen Grußworte sei aus dem des Wittgensteiner Superintendenten Berk zitiert, gehalten in seiner Funktion als Vorsitzender des Ständigen Ökumene-Ausschusses der westfälischen Landeskirche: „Wir brauchen Euer Zeugnis von Gottes Weg durch unsere Welt. Wir brauchen den Blick von außen, damit wir uns immer wieder daran erinnern: Wir sind niemals alleine Kirche Jesu Christi, sondern nur gemeinsam in der weltweiten Ökumene, in dem einen Haus Gottes.“
Nach gut dreieinhalb Stunden ging dieser Nachmittag zu Ende. Aber eigentlich waren solche Zahlen egal. Viel wichtiger waren die vielen Begegnungen und Gespräche, auch mal mit Händen und Füßen und immer mit einem Lächeln. Eine einzige Zahl ist vielleicht doch noch wichtig, die der Klafelder Pfarrer Dr. Martin Klein ganz zum Schluss mitteilte: Die im Gottesdienst gesammelte Kollekte betrug fast 1000 Euro, bestimmt sind sie für die Klafelder Partnergemeinde im tansanischen Bagamoyo.
Bild oben: Pfarrer David Mushi (erste Reihe, Mitte) wurde in der Geisweider Talkirche von einer bunten Schar in sein Amt als Ökumenischer Mitarbeiter eingeführt.
Text und Fotos: Jens Gesper