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Bilder für das Unaussprechliche
Künstler Eberhard Münch stellt in Neunkirchen aus

25.10.2019

Außen am Eingangstor zum Innenhof eines Gehöfts in Wiesbaden-Biebrich ist ein kleines Schild angebracht: Atelier für Wandmalerei. Zu dem denkmalgeschützten Ensemble aus dem 17. Jahrhundert gehören ein Bauernhof mit Stallungen und ein Anbau neueren Datums mit großzügigem Atelier und einer Galerie. Hier, im sonnenverwöhnten Rheingau, entwirft der Künstler Eberhard Münch immerzu Ideen, Entwürfe, Modelle, Bilder oder auch Plastiken. Mit am Besprechungstisch sitzt Maria Acconci-Münch, die das künstlerische Schaffen ihres Mannes reflektierend begleitet, die geschäftlichen Aufgaben übernimmt, aber auch bei den Ausführungen mit Hand anlegt. Das Künstlerehepaar gestaltet vorwiegend Kirchen und sakrale Räume. Seit etwa 2005 malt Münch auch Bilder, die in Kalendern, Faltkarten oder Büchern Verwendung finden.

Einige von Münchs Bildern sind vom 31. Oktober bis 1. Dezember in Neunkirchen zu sehen. Zu der Ausstellung unter dem Titel „Lebensdeutungen“ laden die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Neunkirchen und die Sparkasse Burbach-Neunkirchen an zwei Ausstellungsorten ein. Die Vernissage im Ausstellungsort Sparkasse, Bahnhofstraße 5, findet am Donnerstag, 31. Oktober, 18.15 Uhr, statt. Am selben Tag um 20 Uhr wird auch der zweite Teil der Ausstellung in der Christuskirche in Zeppenfeld, Am Kirchweg 75, im Rahmen des Reformationsgottesdienstes eröffnet. In beiden Veranstaltungen ist der Künstler Eberhard Münch anwesend.

An Inspirationen mangelt es dem kreativen Geist nicht. Da sind vor allem die Jahreszeiten zu nennen und natürlich das Kirchenjahr, das der Künstler und seine Ehefrau bewusst leben und von dem sie sich inspirieren lassen. Mit dem Kirchenjahr sind liturgische Farben verbunden, die Münch in seinen Bilder immer wieder aufgreift. Auch das eigene Leben fließt in die Bilder ein. Eberhard Münch: „Ich darf mir die Freiheit nehmen, alles in Farben und Formen, Kompositionen, in Malgestik und in Maltechnik auszudrücken, zumeist ohne Worte.“ Das künstlerische Schaffen wird auch von Themen der Auftragsarbeiten bestimmt. Hinzu kommen die freien Arbeiten, die sich zwischen Leben und Tod, zwischen Freude und Trauer bewegen. Es geht um alles, was mit den hellen und dunklen Seiten des Lebens zu tun hat.

 

 

Münch ist ein Grenzgänger zwischen den Konfessionen. Er selbst sagt von sich: „Ich bin ein überkonfessioneller Christ, wenn es das überhaupt gibt.“ Sakrale Räume gestaltet er für die katholische Kirche ebenso wie für evangelische Kirchen oder freie Gemeinden. Münch: „Ich fühle mich zu Hause, wenn wir beispielsweise eine ökumenische Kapelle in einem Krankenhaus gestalten.“

In beiden Konfessionen ist zurzeit eine Tendenz zum Minimalismus zu beobachten und weniger barocke Üppigkeit. Jetzt schwinge eher die Architektur und das Licht, sagt der Künstler. Er freut sich sichtlich über einen Architekturpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland für die Gestaltung der Kirche Ohlweiler, einer kleinen Dorfkirche. Es sollten ursprünglich nur sechs Fenster erneuert werden, durch Spenden finanziert. Letztendlich wurde dann doch die ganze Kirche neugestaltet. Münch: „Es kamen Schriften und eine leichte Farbigkeit hinein. Wir haben die Kirche atmosphärisch zum Klingen gebracht.“

Seine Aufgabe als Künstler sieht Eberhard Münch im Dialog mit den Menschen: „Also zunächst einmal bin ich Mensch und Gotteskind. Ich habe die Gabe erhalten, mich mit Farben ausdrücken zu dürfen, um so mit Menschen in einen Dialog zu treten. In meiner Kunst bemühe ich mich, etwas sichtbar zu machen. Ich versuche aber auch, hinter das Sichtbare zu schauen. Gegebenheiten zu ergründen, die unaussprechlich sind. Es geht mir darum, das Geheimnis des Lebens und des Glaubens zu erkunden. Glaube und Kunst hat für mich eine Wechselbeziehung.“ Im Laufe der Jahre haben sich die Bilder des Wiesbadener Künstlers verändert. Maria Münch hat die Entwicklung miterlebt und beobachtet: „Mein Mann hat früher naturalistischer gemalt. Er ging anders an die Aufträge heran. Sehr akribisch, gegenständlicher. Eher wie ein Dekorationsmaler aus dem 19. Jahrhundert. Ich sehe eine Entwicklung vom Gegenständlichen zum Abstrakten. Jetzt haben seine Bilder eine Tiefe. Zudem sind manche Bilder minimalistischer geworden.“

Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitet der heute 60-Jährige selbstständig. „Ich hab ja immer ein Gottvertrauen gehabt“, sagt Münch. „Das hat mich nie verlassen. Ich erlebte, dass immer wieder eine neue Türe aufgeht. Ich sehe es so, es wurde uns von Gott geschickt.“ Eberhard Münch versteht sich zuerst als Mensch, dann als Christ und dann als Künstler. Schmunzelnd sagt er: „Wenn ich nicht Künstler geworden wäre, dann wäre ich Schlagzeuger geworden –  und heute arbeitslos.“ Er und seine Frau hätten ihre Aufgabe gefunden, sagt er. „Dem Unaussprechlichen Ausdruck verleihen zu dürfen, ist eine große Herausforderung und ein besonderes Geschenk.“ 

 

Info: Die Ausstellung „Lebensdeutungen“ ist in der Sparkassenfiliale während der Öffnungszeiten (montags bis freitags 9-12 Uhr und 14-16.30 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr) zu sehen. In der Christuskirche Zeppenfeld sind die Exponate samstags von 14-18 Uhr sowie sonntags von 11.15-13 Uhr und 15-18 Uhr zu sehen. Gruppen können sich zu Führungen in der Kirche im Gemeindebüro, Tel. 02735/2553 oder buero@neunkirchen-evangelisch.de, anmelden. Weitere Informationen: www.neunkirchen-evangelisch.de

 

Text und Fotos: Karlfried Petri 

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